Die .404 Jeffery entstand als randloser Pendant zur .450/.400 Nitro Express 3”, die als Patrone für Kipplaufwaffen sehr populär war
Von Norbert Klups
Als das 98er Mausersystem für den Bau von Jagdrepetierern zur Verfügung stand, mussten randlose Patronen konstruiert werden, deren Leistung in etwa denen der großen Nitro Express Patronen für Doppelbüchsen entsprach.
Die .404 Jeffery lässt sich noch mit etwas Aufwand im 98er Normalsystem unterbringen, doch es wurden auch Waffen mit dem langen 98er System in diesem Kaliber gebaut.
In Deutschland wurde die Patrone ab 1909 unter der Bezeichnung 10,75 x 73 hergestellt. Obwohl es mit dem Aufkommen der leistungsfähigen und kürzeren Magnumpatronen etwas still um die .404 wurde, hat sie sich doch immer einen kleinen, aber treuen Anhängerkreis bewahrt und wird hauptsächlich von Berufsjägern geführt.
Sie liegt in der gleichen Leistungsklasse wie die legendäre .416 Rigby oder die moderne .416 Remington Magnum.
Das Angebot an Fabrikpatronen ist nicht sehr groß, und alle Hersteller beschränken sich auf schwere Geschosse. Die RWS-Laborierung mit dem Teilmantelgeschoss ist zwar seit 1997 nicht mehr im Programm, doch sind diese Patronen bei gut sortierten Büchsenmachern, die einen Vorrat anlegten, noch manchmal zu bekommen.
Das Geschossangebot im Kaliber .404 (0,423 Zoll) ist aber mittlerweile ziemlich umfangreich und umfasst auch wesentlich leichtere Geschosse, mit denen sich der Anwendungsbereich der Patrone erweitern lässt.
Mit einem leichten Geschoß kommt die .404 Jeffery leicht in die Klasse der .375 Holland & Holland und lässt sich damit gut für weitere Schüsse auf leichteres Wild einsetzen. Neben dem Standardgewicht von 400 Grains stehen damit auch drei 350-Grains-Geschosse zur Verfügung.
Beim Pulver bevorzugt die .404 die mittelschnellen Sorten. RWS 903, 907, sowie Hogdon 4350, IMR 4064 oder Hercules RL 15 sind bestens geeignet. Doch auch etwas offensivere Sorten wie R 902 können eingesetzt werden.
Als Zündhütchen sollten für die etwas langsamer abbrennenden Sorten Magnum-Zünder eingesetzt werden. Die offensiveren Sorten, wie R 902, kommen aber auch mit Standardzündern aus.
Es lassen sich auch noch etliche andere Sorten verschiedener Hersteller verwenden, doch die aufgeführten Sorten wurden bei den Laborierungsversuchen eingesetzt und haben sich bewährt.
Hülsen sind nur von den Herstellern der Fabrikmunition A-Square und WR-Munition erhältlich, sowie von den Hülsenherstellern Bertram und Bells. Gelegentlich tauchen auch noch Hülsen aus RWS-Fertigung auf.
Bleibt zu hoffen, daß RWS demnächst wieder einmal ein Los .404 Jeffery fertigen wird. Matrizensätze sind von RCBS, Triebel und Redding erhältlich.
Wenn eine stabile Ladepresse vorhanden ist, bereitet das Laden der .404 keine besonderen Probleme. Bei Full House Jagdladungen sollten die Geschosse jedoch durch einen Rollcrimp gesichert werden. Bis auf das Barnes X-Bullet haben alle Geschosse eine Crimprille.
Als Testwaffe diente eine Repetierbüchse mit 98er System und 65 Zentimeter langem Lothar Walther-Lauf. Mit allen angegebenen Ladungen wurde eine gute Präzision erreicht. Die Geschwindigkeit wurde drei Meter vor der Laufmündung gemessen.
Weil keine Garantie dafür besteht, mit welcher Sorgfalt und welchen Komponenten gearbeitet wird, noch in welchem Zustand sich die Waffe befindet, erfolgt die Angabe der Ladedaten in jeder Hinsicht ohne Gewähr!