Mit Warzen und Pinseln

3332

Meine erste Afrika-Jagdreise führte mich Ende 1976, kurz vor der Verhängung des Jagdverbots, nach Kenia. Damals fasste mein Berufsjäger Nahasha Sindiyo seine Erfahrungen mit den jagdlichen Hoffnungen der Deutschen wie folgt zusammen: „Deutsche Jäger interessiert in Afrika vor allem zweierlei. Sie wollen einen Büffel und einen dicken Warzenkeiler schießen.“ Heute weiß ich, der Mann hatte recht!

Ungewöhnlich ist das Verhältnis der starken Waffen zur Körpermasse eines Warzenkeilers.

Von Redaktion JWW
Mit einem Warzenschwein hat für viele Jäger die Faszination der Jagd unter dem Kreuz des Südens begonnen.

Allein nach Namibia zieht es jedes Jahr ein paar hundert Jäger, bei denen der Keiler ganz oben auf der jagdlichen Wunschliste steht. Und ich kenne manchen Waidmann, der einen Kudu auf der Pirsch Kudu sein ließ, als plötzlich das kapitale Gewaff einer Sau in der Sonne blitzte.

Warzenschweine

Sindiyo stellte mir damals einen überglücklichen deutschen Jäger vor, der nach ein paar vergeblichen Jagdreisen endlich einen kapitalen Keiler mit Zähnen von gut elf Inch (28 Zentimeter) erlegt hatte.

Als ich dann, ganz in der Nähe unseres Jagdcamps in der Massai-Steppe, meinen ersten Keiler sah, da schoss ich ihn mit meiner geliehenen Großwildbüchse gleich vorbei.

Dass Sauen recht standorttreu sein können, merkte ich am darauffolgenden Tag, denn meinen Keiler sah ich wieder. Und schoss ihn wieder vorbei.

Meine afrikanischen Begleiter heulten fast vor Enttäuschung, denn sie hatten gesehen, dass es sich um ein Rekordschwein handelte.

Aber die bei Kenya Bunduki in Nairobi ausgeliehene .375er Repetierbüchse mit Flintenabzug, fest montiertem Zielfernrohr und ordentlichem Rückschlag überforderte mich, und ein paar Tage später schoss ich noch einen Keiler vorbei, der – das sah ich sogar – noch zwei Inch mehr hatte.

Doch ich sollte den Dusel des Anfängers haben. Am letzten Jagdtag hatte der Fährtensucher morgens versehentlich die Büchse meines Mitjägers eingepackt, eine mir vertraute Mauser 66 mit Stecher.

Auf dem Rückweg stand der uns inzwischen schon wohlbekannte Keiler wieder auf seinem Termitenhügel, und mit „brainshot“ erlegte ich eine Sau mit einer Waffenlänge von gut 35 Zentimetern. Trotz vieler Keiler, die ich seitdem geschossen habe, mancher davon würde ins „Buch“ passen, ist dies bis heute mein stärkster Warzenkeiler geblieben.

Trophäenstärken

Die Warzenschweine beeindrucken den Jäger nicht nur durch das sehr wohlschmeckende Wildbret (was gibt es Kraftspendenderes bei der Afrikajagd als die dampfenden Steaks einer Überläuferbache zum Frühstück), sondern vor allem durch die im Vergleich zu anderen Sauen überaus starken Waffen.

Die Haderer wachsen halbkreisförmig nach oben. Die Gewehre bleiben kürzer ( genau umgekehrt wie beim Schwarzwild) und schleifen sich an den Haderern zu scharfen Waffen ab, die gegen Leoparden, Hyänen und selbst Löwen mit Erfolg eingesetzt werden.

Ich habe auch gesehen, dass Keiler sich damit untereinander tödliche Verletzungen beibrachten.

Wenn auch die Haderer zum Graben eingesetzt werden, sind die Eckzähne doch in erster Linie für Imponiergehabe und zum Beeindrucken von Nebenbuhlern da. Ansonsten ist das Gebiss auf 16 Zähne reduziert und damit für das Grasfressen spezialisiert.

Eine Länge der Haderer ab zwölf Inch kann als kapital gelten. ‹Überall, wo es starke Sauen gibt, wie zum Beispiel in Tansania, findet man auch gar nicht so selten Sauen mit gut 13 Inch.

Aber 14 Inch scheint so etwas wie eine magische Obergrenze zu sein. Für stärkere Stücke braucht es Glück, ein gutes Vorkommen und harte Arbeit.

Rowland Wards hat seine Anforderungen etwas zurückgenommen und fordert heute ein Minimum von 13 Inch oder 33 Zentimetern für den Eintrag ins „Buch“ – ein realistisch und sinnvoll angesetztes Limit.

Die stärkste dort registrierte Trophäe misst unwahrscheinliche 58 Zentimeter. Sie stammt aus dem Jahre 1921. Die Herkunft ist leider unbekannt.

In das SCI-Rekordbuch kann man schon mit weniger als elf Inch Länge Eingang finden. Eine solche Sau ist zweifellos eine erfreuliche Jagdbeute, von einem Rekord jedoch himmelweit entfernt.

Die stärksten Trophäen kommen aus Äthiopien, Kenia, Simbabwe, Südafrika (Transvaal), Sudan und Tansania. Auch im westafrikanischen Senegal werden häufig kapitale Keiler erlegt.

In Namibia werden von deutschen Jägern zwar viele Sauen erbeutet. Als Herkunftsland weltstärkster Trophäen kann das Land jedoch nicht gelten. Die Mindestanforderung für einen jagdbaren Keiler sind dort 25 Zentimeter, also knapp zehn Inch. Ab 34 Zentimeter Waffenlänge gibt es in Namibia eine Medaille.

Die Körpergröße korreliert nicht immer mit der Waffenlänge. Es gibt sehr große Bachen, und mancher wirklich alte Keiler ist bereits abgekommen und gibt von der Körpergröße nicht mehr viel her.

Ein von mir geführter Jagdgast hatte einst in einem Graben einen Keiler vor, dessen Gewaff wir nicht sehen konnten, der aber massig von der Körpergröße war.

Er schoss ihn auf Verdacht und hatte einen Keiler mit über 14 Inch erlegt. In einem anderen Fall versuchten wir dasselbe, doch der Keiler hatte beide Hauer abgebrochen! In sehr steinigem Gelände kommt dies häufig vor.

Auch die Bachen entwickeln ordentliche Haken. Sie sind jedoch viel kürzer und dünner als die Waffen der männlichen Stücke. Ein kapitaler Keiler ist auf den ersten Blick als solcher erkennbar, weil das Gewaff nach außen wächst.

Wenn man zum Ansprechen erst genauer hinschauen muß, ist der Keiler nicht kapital. Das ist eine gute Faustregel für die Jagd! Auch beim Warzenschwein kann man davon ausgehen, dass ungefähr ein Drittel des Gewaffs im Kiefer steckt und also nicht sichtbar ist.

Die Geschlechter lassen sich auch an den Warzen am Haupt unterscheiden. Männliche Stücke haben zwei Paar deutlich zur Seite abstehende Warzen, weibliche nur ein Paar. Außerdem kann man beim Keiler mittig unterm Bauch den Pinsel erkennen. Allerdings befindet sich am Austritt der Brunftrute kein Haarbüschel, sondern nur eine sichtbare kleine Auffaltung der Schwarte.

Von hinten läßt sich der Keiler auch durch die dann sichtbaren Brunftkugeln ansprechen. Bei der Bache sieht man meist die vier Striche. Keiler erreichen ein Gewicht von 60 bis 100 Kilogramm, Bachen sind um ein Drittel schwächer. Die Gefahr der Verwechslung mit anderen Sauen besteht nicht.

Warzenschweine sind mit ihrer sympathischen Hässlichkeit unverwechselbar: Ein großer flacher Schädel, ein im Vergleich dazu schmaler und eher zierlicher Körper, niedrige Läufe.

Abgesehen von einer langen Rückenmähne, die besonders die Keiler tragen, ist die graue Schwarte ansonsten kaum behaart, im Alter völlig haarlos.

Lebensweise und Verbreitung


Warzenschweine sind tagaktiv. In der Mittagshitze ruhen sie jedoch gerne im Schatten von Termitenhügeln, in Gräben, Erdferkellöchern oder einfach im Gebüsch. Sie graben keine eigenen Röhren, sondern verwenden vorhandene, die sie höchstens erweitern.

Am ehesten trifft man Warzenschweine in den Morgen- und Abendstunden an. Rotten bestehen meist aus Bachen mit Frischlingen oder aus ‹Überläufern, gelegentlich findet sich auch der Keiler dabei. Ältere Keiler sind allerdings eher Einzelgänger.

Mit anderthalb Jahren werden Warzenschweine geschlechtsreif. Nach etwa fünf Monaten Tragezeit frischt die Bache zwei bis vier, in Ausnahmefällen auch bis zu acht Frischlinge.

Nach etwa einer Woche verlassen diese die Röhre, in der sie gefrischt wurden, und beginnen dann mit der Aufnahme pflanzlicher Nahrung. Zwei bis drei Monate lang werden sie gesäugt.

Gerne graben Warzenschweine nach Wurzeln, wobei sie mit den Vorderläufen knien. Dadurch entwickeln sich dicke Schwielen.

Die Sauen leben überwiegend von pflanzlicher Nahrung, vor allem Gras. Die Trichinengefahr beim Verzehr ist deshalb gering. Sie suhlen gerne und liegen auch tagsüber stundenlang im Schlamm.

Wo es Wasserlöcher und sumpfige Wiesen gibt, finden sich Warzenschweine von weither ein. Allerdings trifft man sie auch in völlig trockenen Gebieten an.

In der Literatur wird gesagt, dass Warzenschweine auch ohne Wasser leben können. Ich habe allerdings bei großen Trockenheiten, wie bei der Dürre im Jahre 1992 im Lowveld Simbabwes, feststellen müssen, dass sie zu den Wildarten gehörten, die zuerst eingingen. Genügend Nahrung und Wasser vorausgesetzt, kommen Warzenschweine mit kleinen Lebensräumen aus, die sie auch noch mit anderen teilen.

Zwar kämpfen Keiler um rauschige Bachen – gelegentlich bis zum Tode. Allerdings verteidigen sie ihre Reviere nicht gegen andere.

In freier Wildbahn sollen Warzenschweine bis zu 18 Jahre alt werden. Wenn man einmal einen wirklich alten Keiler schießt, findet man regelmäßig krankhafte Veränderungen wie Geschwulste, Eiterherde oder Steine in der Harnröhre. Sie sind meist körperlich abgekommen, und das Wildbret gibt nur noch ein Leoparden-Bait ab.

Warzenschweine kommen von Mauretanien und Äthiopien im Norden bis Namibia und Natal im Süden des afrikanischen Kontinents vor. Sie bevorzugen offene und verbuschte Savannen, Grassteppen, Trockenwald und Halbwüsten. Im tropischen Regenwald fehlen sie.

In einigen Gebieten, in denen der Wald durch Weideland verdrängt wird, dehnen sie ihr Verbreitungsgebiet aus. In Natal und im Ostkap in Südafrika, wo sie Ende letzten Jahrhunderts ausgerottet wurden, hat man sie wieder ausgesetzt.
In Nordost-Algerien sind vor zehn Jahren einige Warzenschweine aus einem Zoo ausgebrochen und haben, so wird berichtet, inzwischen einen kleinen, freilebenden Bestand begründet.

 

Jagdarten

Warzenschweine bejagt man am besten auf der Pürsch. Morgens oder abends pürscht man langsam durch ein günstiges Sauenbiotop, und am besten ist es, wenn man die Rotte oder ein einzelnes Stück schon von weitem sehen und sich einen Plan zurechtlegen kann.

Wie alle Sauen, wittern und vernehmen sie gut, während sie nicht so gut äugen. Man hat dann auch ausreichend Zeit, die Stücke anzusprechen.

Häufig stößt man aber während der Pürsch auch auf kurze Entfernung auf Sauen oder man schreckt gar Sauen auf, die niedergetan ruhten.

Manchmal geben sie einem dann eine gute Chance, indem sie verhoffen. Häufiger aber gehen sie hochflüchtig ab mit aufgesttelltem Pürzel.

Da hilft dann nur ein schneller Schnappschuß. Der starke Keiler ist ja mit bloßem Auge anzusprechen. Ein in hoher Flucht über Kopf rollierender Keiler ist auch in Afrika für den Jäger ein guter Anblick.

Zumindest genauso oft sieht man dann jedoch die Sauen hinter dem nächsten Busch verschwinden, und der Schuß ging irgendwo in die Landschaft.

Wo die Gesetze dies zulassen, kann man auch an Wasserlöchern oder Viehtränken ansitzen und auf Sauen warten. Am besten sind dafür die Morgen- oder Abendstunden, allerdings kommen auch in der Mittagshitze Sauen zum Wasser.

Ich selbst finde solche Ansitze zu langweilig und jage lieber dort, wo die Warzenschweine so häufig sind, dass man nicht am Wasser ansitzen muß.

Allerdings kann man das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und die mittägliche Siesta im Schatten eines Baumes unter Wind an einem Wasserloch verbringen.

Man muß dann nur jemand dabeihaben, der nicht schläft und einen aufweckt, wenn die Sauen kommen. In Namibia und Südafrika wird gelegentlich auch von Hochsitzen aus gejagt, in Südafrika auch in Form von Treibjagden.

Wer in Gebieten gejagt hat, in denen Sauen im Überfluss vorkommen und wo man aus dem Vollen schöpfen kann, der darf sich glücklich schätzen.

In Jagdgebieten mit überschaubaren Beständen wird der Jagdfarmer hingegen mit der Freigabe geizen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn eine Trockenheit die Bestände weiter dezimiert hat, wie zum Beispiel vor zwei Jahren in Namibia.

Mit Ausnahme von Südafrika werden in Afrika keine spezialisierten Saujagden angeboten, sondern man jagt auf eine mehr oder minder breite Palette von Wild und schießt Sauen mit, wenn man auf sie trifft.

Und ist das eigentliche Ziel der Safari ein Büffel oder anderes Großwild, werden erfahrungsgemäß die Sauen vernachlässigt. Auch Tagessätze von über 1500 Mark bei der klassischen Wildnisjagd sind nicht dazu angetan, sich vornehmlich den Sauen zu widmen. Die relativ geringen Abschussgebühren für Warzenschweine fallen demgegenüber nicht ins Gewicht.

Es ist bedauerlich, dass in den guten Safariländern wie Tansania oder Sambia keine spezialisierten Saujagden angeboten werden, die von den Tagessätzen her deutlich billiger als die Großwildjagden sein könnten.

Es gibt nämlich Gebiete mit ungeheuren Vorkommen an Warzenschweinen.

Um nur ein Beispiel zu geben, seien die Jagdblocks im Nordosten des Selous Wildreservats (KY1 und 2 sowie Gonabis/Kisaki Open) genannt.

Mittendurch verlaufen die von den Chinesen erbaute TAZARA-Eisenbahnlinie, der Mgeta-Fluß sowie Sumpfgebiete, und im Süden geht das Jagdgebiet in trockene Dornensteppe über. Die Anzahl der Sauen dort ist phänomenal.

Ohne Schwierigkeiten kann man – je nach Jahreszeit – auf einer ausgedehnten Pirsch 50 oder mehr Sauen sehen.

Jedes Jahr werden dort Keiler über 14 Inch erlegt, und es gehört schon Pech dazu, wenn ein Jäger ohne starke Trophäe nach Hause zurückkehrt. Man braucht sich nur unter irgendeinen Baum zu setzen und ein paar Stunden zu warten, um eine Sau zu erlegen.

Mehr lesen

In einem solchen Sauenrevier hatte ich einst selbst eine Sau für die Campküche zu erlegen.

Es war heiß, ich war müde, und wir hatten eine Autopanne. Ich legte mich unter einen Baum und bat den Fahrer vor dem Einschlafen, mich doch aufzuwecken, wenn eine Sau vorbeikäme.

Es dauerte eine halbe Stunde, bis er mich weckte. Ich schoß einen ‹Überläufer aus einer vorbeiziehenden Rotte und setzte danach meinen unterbrochenen Mittagsschlaf fort.

Schießen kann man Warzenschweine mit allen Waffen, mit denen man auch bei uns Sauen bejagt, das heißt, ab etwa 7mm. Wenn die Jagd in erster Linie den Büffeln gilt und deshalb ein entsprechendes Kaliber ab 9,5mm geführt wird, muß man nicht eine spezielle Sauwaffe dabei haben.

Denn die afrikanische Universalpatrone .375 Holland&Holland Magnum oder ähnliche Großwildpatronen sind natürlich ebenfalls geeignete Sauenkaliber, wenn auch etwas überdimensioniert.

Nach Möglichkeit sollte man dann keine zu harten Teilmantelgeschosse verwenden, die den Wildkörper ohne viel Zerlegung durchschlagen.

Die Vollmantelgeschosse sind ganz problematisch, wenn auch beim plötzlichen Auftauchen einer Sau auf der Büffeljagd besser als nichts. Das Geschoss muß dann aber unbedingt entsprechend platziert werden.

Wie alles afrikanisches Wild sind auch die Sauen relativ schusshart. Man sollte sie auf das Blatt und nicht – wie deutsche Jäger es gerne tun – dahinter beschießen.

Waidwundschüsse sind ganz schlecht (auch mit Großkalibern), und nur mit guten Fährtensuchern – Hunde gibt es ja mit der Ausnahme von manchen Farmjagden in Südafrika oder Namibia nirgendwo – sind solche Sauen noch zu finden.

Dass man ein Warzenschwein allerdings auch ganz unkonventionell und ohne Waffeneinsatz erbeuten kann, erlebte ich einst, als wir auf der Pürsch an einem Termitenhügel vorbeikamen, in dessen Schatten eine ganze Schweinesippe ruhte. Von uns aufgeschreckt gaben sie Fersengeld.

Ein paar Bachen mit antennengleich aufgestellten Pürzeln vorneweg, danach die ganze Schar der kaum zehn Kilo schweren Frischlinge. Alle verschwanden im hohen Gras.

Plötzlich tat es einen dumpfen Schlag, und die Spitzen einiger Gräser vor uns vibrierten stark.

Ein Frischling war frontal gegen den aufrechten Ast eines umliegenden, abgestorbenen Baumes gelaufen. Tropisches Hartholz wird beim Verwittern hart wie Eisen. Ich fing den Kujel ab, doch das wäre gar nicht mehr nötig gewesen. Auf jeden Fall gab er einen köstlichen Braten ab.

Pinselschwein

Die zweite afrikanische Sauenart, das Pinselschwein, wird auch Pinselohrschwein oder Buschschwein genannt. Sie kommt sowohl im Aussehen als auch in der Lebensweise unserem heimischen Wildschwein näher als das Warzenschwein.

Die „bushpigs“ sind mit „unseren“ Wildschweinen auch recht nahe verwandt, haben im Gegensatz zu diesen jedoch 42 und nicht 44 Zähne. Die vorderen unteren Prämolare fehlen.

Gewehre und Haderer sind kurz und deshalb von außen kaum zu sehen. Nur bei kapitalen Keilern werden die Waffen sichtbar. Sie reiben stark gegeneinander und werden auf diese Weise scharf, aber auch kurz gehalten.

Die Hauer sind etwa doppelt so lang wie die Haderer, bleiben dennoch meist unter zehn Zentimeter Länge. Sie sind auch nicht besonders dick. Der Umfang an der stärksten Stelle beträgt meist um die fünf Zentimeter. Für Rowland Ward gelten alle Trophäen über fünf Inch (13,9 Zentimeter) als Rekord.

Von außen kann man den Keilern die Stärke der Waffen nicht ansehen. Höchstens die Körpergröße gibt einen Hinweis. Allerdings korreliert sie nicht unbedingt mit der Waffenstärke.

Da man den Buschschweinen wegen ihrer heimlichen Lebensweise nur selten begegnet, sollte der Auslandsjäger auf seiner Safari jedes nicht führende Buschschwein im Rahmen der Jagdzeiten und gelösten Lizenzen erlegen, sobald er eine Chance dazu hat. Gibt es die Möglichkeit der Auswahl, wird man das vom Gewicht stärkste nehmen.

So wird also viel Glück dazugehören, ein wirkliches Hauptschwein zu erlegen. In guten Sauengebieten wird es immer wieder einmal gelingen, einen Keiler bis 15 Zentimeter zu erlegen. Darüber wird die Luft dünn.

Aber dennoch werden immer wieder grobe Keiler über 20 Zentimeter erlegt. Die stärksten Waffen messen schier unglaubliche 30 Zentimeter. Es handelt sich um eine Trophäe, die vor gut drei Jahrzehnten am Save Fluss in Mosambik gefunden wurde.

Ausgewachsene Pinselschweine entsprechen im Gewicht meist einem starken Überläufer unserer heimischen Schwarzkittel.

Keiler können aber je nach Nahrungsverhältnissen auch deutlich stärker werden. In der Literatur spricht man von bis zu 130 Kilogramm. In Westafrika sind die Sauen schwächer als im Osten des Kontinents.

Sie haben einen langen Wurf. Die Färbung variiert stark von braun bis rot. Es gibt aber auch graue und sehr dunkle Sauen.

Manche haben weiße Gesichtsmasken und – vor allem die ost- und südafrikanischen Sauen – lange helle bis weiße Haarbüschel am Hals und an den Tellern.

ZWTITEL(Lebensweise und Verbreitung)Buschschweine haben meistens eine nächtliche Lebensweise, die durch Jagddruck sicherlich mitverursacht wird.

Allerdings sprechen ausgeprägtere Tagesaktivitäten in kühlen Gebieten Südafrikas dafür, dass die Sauen möglicherweise vor allem zur Regulierung der Körpertemperatur am Tage inaktiv sind.

Tagsüber verbergen sie sich sehr häufig ich in dichter Vegetation.

Sie sind Allesfresser und nehmen Wurzeln, Blätter, Samen, Früchte, Pilze und tierische Nahrung auf. In landwirtschaftlichen Gegenden können sie ganz erhebliche Schäden an Feldfrüchten verursachen.

Obgleich die Zerstörungen zum Beispiel durch Elefanten mehr ins Auge fallen, sind doch die Pinselschweine in den meisten Gebieten – neben Nagern – die Hauptverursacher von Wildschäden. Natürlich gibt es in Afrika keine Entschädigung für die Bauern.

Die Rotten bestehen typischerweise aus fünf bis zehn Sauen, obwohl in Ausnahmefällen auch größere Rotten vorkommen können. Gefrischt wird am Ende der Trockenzeit oder zu Beginn der Regenzeit.

Die Tragezeit beträgt 120 Tage, und eine Bache frischt bis zu sechs, im Schnitt drei Junge. Die Sterblichkeit bei den Frischlingen ist hoch und vor allem vom Wetter und Raubwild abhängig.

Buschschweine kommen praktisch in allen klassischen Jagdländern in West-, Zentral und Ostafrika vor, sowohl in der Wildnis als auch in bewohnten und landwirtschaftlich genutzten Gebieten.

Auch im Regenwald sind sie weit verbreitet. Gute Trophäen kommen auch aus Simbabwe, Sambia und Mosambik. Pinselschweine fehlen hingegen am Horn von Afrika, in Nordafrika sowie im Sahel, ebenso in Namibia mit Ausnahme des Caprivi-Streifens.

In Botswana findet man sie nur im Norden und Osten, in Südafrika in Transval, im Zululand sowie am Kap mit einigen isolierten Vorkommen.

Jagdarten

Am erfolgreichsten bejagt man das Buschschwein auf der Pirsch in den frühen Morgen- und späten Abendstunden.

Der ortskundige Jagdführer kennt die Flächen, wo die Sauen regelmäßig im Gebräch stehen oder wo sie auf dem Weg zur Deckung abgepasst werden können. Auch die Pürsch im dichten Unterholz, wo die Sauen tagsüber stecken, kann erfolgreich sein. Ich habe dort schon Pinselschweine im Kessel angetroffen.

Mit Hilfe eines ortskundigen einheimischen Dorfjägers habe ich in guten Saubiotopen gelegentlich systematisch die Kessel abgesucht.

In einem Fall zogen die Sauen frühmorgens aus einem großen Sumpfgebiet in verbuschtes Grasland und schoben sich dort in Kuhlen und Höhlen am Fuße von Termitenhügeln ein.

Wir fanden schließlich einen Keiler tief schlafend am Fuße eines solchen Hügels. Ich ließ mir die mit Posten geladene Flinte reichen, weil ich einen solchen Schuß schon lange einmal ausprobieren wollte und mir die Gelegenheit günstig erschien.

Ich zog die Schuhe aus, schlich mich auf Strümpfen bis auf 15 Schritt an die Sau und schoss sie auf´s Haupt. Mehr als unsanft geweckt, ansonsten aber unverletzt, verschwand sie hochflüchtig, nur eine Staubwolke zurücklassend. Offensichtlich hatte ich mein Ziel überschossen.

Auf 30 Schritt verhoffte der Keiler noch einmal und gab mir eine zweite Chance, die ich erneut wirkungslos nutzte. Im Laufschritt folgten wir der Sau, die nicht übermäßig beunruhigt schien, sich aber in stetigem Troll davonmachte.

Ich hatte inzwischen die Flinte gegen den Repetierer vertauscht. Nach fünf Minuten schob sich die Sau erneut auf einem Termitenhügel ein.

Auf meinen Schuß ruckte sie zusammen, rollte blitzartig auf die Seite und schlegelte heftig. Wie wir später sahen, saßen dem recht kapitalen Keiler nur zwei Bleikörner in der Schwarte des Hauptes.

Zufälle

Diese ohnehin schon ungewöhnliche Jagd wird dadurch noch unglaubwürdiger, dass wir unter der Sau einen noch gänzlich warmen, ebenfalls verendeten Madenhacker fanden.

Der Vogel hatte sich offensichtlich schon vor dem Schuß auf seinem Wirt niedergelassen, um dessen bevorstehende Ruhe zur Nahrungssuche zu nutzen und war dann totgequetscht worden.

Meistens schießt man die Buschschweine jedoch mit weniger jagdlichem Einsatz, eher zufällig auf der Pirsch. Wenn man Glück hat, sieht man sie von weitem im Gebrech und kann sich heranpirschen.

Häufiger sind sie jedoch der gewitztere Teil, und man kann nur noch auf bereits flüchtige Sauen einen Schuß abgeben. Groß ist die Freude, wenn dann eine über Kopf geht.

Vom Auto sahen wir einmal, wie ein Keiler in der offenen Steppe flüchtig wurde und sich in einer kleinen inselartigen Buschgruppe drückte. Ich umschlug die Büsche in weitem Abstand unter Wind, stand vor und schickte dann mit Handzeichen den Fahrer in den Wind.

Wie eine Rakete kam der Keiler auf meiner Seite hervorgeschossen und rollierte.

In Südafrika werden in landwirtschaftlich genutzten Gebieten auch regelrechte Treibjagden auf Buschschweine veranstaltet. Dabei werden dann neben einer Unzahl von Treibern meist auch Hunde eingesetzt.

ANZEIGEAboangebot