60.000 Seen, Moore, dichte Wälder, nur wenige Menschen, aber viel Wild. So stellt man sich in Mitteleuropa das an Russland grenzende Land im Nordosten Europas vor. Aber wie sieht es mit Jagd und Wild tatsächlich aus?
Von Klaus Götsch
Im Nordosten Europas liegt die Finnische Republik. Das Land der Nordmänner ist nicht allein bekannt durch seine unzähligen Seen, sondern es bietet dem Jäger viele Möglichkeiten: sei es mit Flinte oder Büchse.
Das Jagdrecht gehört in Finnland zum Grund und Boden, und jeder darf auf seinen Ländereien auf Niederwild jagen. Um auf Elchjagd zu gehen, muss die Reviergröße aber mindestens 1.000 Hektar betragen, für Weißwedelwild beträgt die Mindestgröße 500 Hektar. Solche Besitzungen sind aber äußerst selten, und daher schließen sich die Grundstückseigentümer in den meisten Fällen zu Jagdvereinen zusammen. Oder Jagdvereine pachten das Jagdrecht von nicht jagenden Grundstückseigentümern. Jagdpacht bezahlt man in den wenigsten Fällen. Der Jagdverein lädt die Grundstückseigentümer, in der Regel das ganze Dorf, ins Gemeindehaus zum Essen ein.
In Nord – und Ostfinnland gibt es vorwiegend Staatswald, und hier kaufen die ortsansässigen Jäger die Elchlizenzen von der Forstverwaltung. Die Niederwildjagd ist dort für die einheimischen Jäger frei. Für nicht ortsansässige Jäger stehen eine begrenzte Zahl von Tages-Jagdscheinen zum Verkauf. Der Abschuss von Niederwild ist hier durch ein Punktsystem begrenzt.
Dort, wo Jagdvereine das Jagdrecht von den Grundstückseigentümern gepachtet haben, können ortsansässige Jäger Niederwildscheine für wenig Geld für das ganze Jahr erwerben. Will man zur Elchjagd gehen, so muss man Mitglied eines Jagdvereins werden.
Dem Antrag müssen alle Mitglieder zustimmen. Die Satzungen der Jagdvereine schreiben häufig vor, dass nur ortsansässige Jäger Mitglied im Jagdverein werden oder Niederwild-Jagdscheine erhalten können. Mitglieder haben zudem die Möglichkeit, Tages-Jagdscheine auf Niederwild für nicht ortsansässige Jäger und ausländische Gäste zu lösen.
Wohnt man in Finnland in der Stadt, so ist man auf Jagdeinladungen angewiesen oder kann sich Tagesscheine für Staatswälder kaufen. Einige Küstenstädte verfügen über Inseln in der Ostsee, auf denen dann die Stadtbewohner jagen können.
In Süd- und Südwest-Finnland betreibt man intensive Landwirtschaft. Davon profitieren einige Wildarten wie Weißwedelwild, Feldhase und Ringeltaube. Gab es vor gut 50 Jahren auch hier noch reichlich Rauhfußhühner, so sind die Besätze in den vergangenen Jahren leider zurückgegangen. Im Gegensatz dazu profitiert von der intensiven Forstwirtschaft der Elch. Die Bestände sind seit den 60er Jahren in die Höhe gegangen.
Wird Wald gerodet, so muss man auf einem Hektar zehn Altbäume als Saatbäume (Überhälter) stehen lassen. Auf diesen Flächen breiten sich innerhalb weniger Jahre Nadelbäume, Birken, Pappeln und Weiden aus. Das schafft Äsung für Elchwild, aber die Auerwildbesätze verringern sich, weil nun der Hochwald mit den Balzplätzen fehlt.
Nach erfolgreicher Jagd: Diesmal ist ein guter Schaufler zur Strecke gekommen. |
Elchwild
Elchwild
Die Elchjagd beginnt am letzten Septemberwochenende und endet am 15. Dezember. Im Norden des Landes endet sie bereits am 30. November. Häufig geht man aber nicht vor Mitte Oktober auf Jagd. Bei mildem Wetter sind noch zu viele Pilz- und Beerensammler im Wald, die man nicht stören möchte. Sie haben das gleiche Recht, sich frei im Wald zu bewegen, wie die Jäger.
Um an der Elchjagd teilzunehmen, muss man Mitglied im Jagdverein oder eingeladen sein, was äußerst selten ist. Alle drei Jahre muss der Elchjäger eine Schießprüfung ablegen: drei Schuss freihändig auf die stehende Elchscheibe und drei Schuss auf die laufende Scheibe. Das Mindestkaliber bei der Elchjagd beträgt 6,5 Millimeter mit Geschossgewichten ab zehn Gramm. Vor Beginn der Elchjagd ist der Nachweis über die bestandene Schießprüfung sowie der gültige Jagdschein und die Waffenbesitzkarte dem Vorsitzenden des Jagdvereins vorzuzeigen. Die Stände werden verlost.
Nach Möglichkeit fährt man vorher die Waldwege ab, um an Hand des Fährtenbildes die Einstände des Elchwildes zu erfahren. Ist das nicht möglich, so werden die Stände an den bekannten Elchwechseln besetzt.
Meist sind Elchhunde wie der Karelische Bärenhund, der Graue Norwegische Elchhund oder ähnliche Rassen vorhanden, die dann vom Hundeführer geschnallt werden. Sobald der Elchhund eine frische Fährte gefunden hat, nimmt er sie auf und versucht, das Wild zu stellen. Am Hundelaut können die Jäger hören, ob es sich um Standlaut handelt oder der Elch Richtung Schützenkette zieht.
Sollte der Hund den Elch stellen, so versucht der Hundeführer – und nur er – den Elch anzupirschen und ihn zu erlegen. Die Elchjagd mit dem Hundeführer ist viel spannender als der Ansitz am Wechsel. Sie erfordert aber vom Jäger eine sehr gute Kondition, weil man dem Hund häufig über viele Kilometer durch den nordischen Urwald, über Felsen und durch Sümpfe folgen muss. Und zum guten Schluss muss man noch in der Lage sein, sich geräuschlos an den Elch anzupirschen und ihn zu erlegen. Dazu sind aber viele mitteleuropäische Hochsitzjäger nicht in der Lage.
Nach Ende der Jagd wird das erlegte Wild gemeinsam geborgen. Dabei, wie auch bei allen anderen Arbeiten, beteiligt sich jedes Mitglied, und man zieht im wahrsten Sinne am gleichen Strang, wenn man den Elch aus dem Sumpf birgt.
Elchjagd hat auch eine soziale Funktion: Alle sind gleich, und niemand ist besser als der andere. Nach Ende der Jagd sitzen der Bankdirektor und der Arbeiter gemeinsam in der Sauna. Sollte man als Ausländer zur Elchjagd nach Finnland eingeladen werden, so vergesse man seinen Titel wie Doktor, Professor oder ähnliches am besten im Heimatland. Man stellt sich einfach mit dem Vornamen vor. Auch sollte man den deutschen Besserwisser nicht mit ins Reisegepäck packen.
An einem Wochenende Ende Februar zählt man an Hand der frischen Fährten und aus der Luft den Elchbestand (mit Ausnahme Lapplands). Man geht von einen jährlichen Zuwachs von 1,8 Elchkälbern pro Elchkuh aus, und an Hand des so errechneten Herbstbestandes werden die Quoten freigegeben.
Über Jahre schätzte man den Elchbestand jedoch zu hoch ein, und so brach der Bestand fast zusammen. Anfang der 90er Jahre wurden nur noch etwa 20.000 Elche zum Abschuss freigegeben.
Der Elchbestand wuchs in den vergangenen Jahren jedoch wieder stark an, und damit es zu keiner weiteren Zunahme kommt, gab man vor zwei Jahren 64.000 Elche zum Abschuss frei, im Jahr 2001 waren es 66.000 Elche.
Im Winter schließen sich Elche zu Rudeln zusammen und richten dann Schaden in den Forstkulturen an. Ebenso kommt es leider immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen mit Elchwild.
Je nach Höhe des Elchbestandes erhalten die Jagdvereine ihre Abschüsse zugeteilt. Der Abschuss wird nur nach ausgewachsenen Stücken und Kälbern unterschieden. Zu Beginn der Jagd bemüht man sich, den Kälberabschuss zu erfüllen. Ob man später Kühe oder Elchbullen erlegt, liegt im Befinden des Jagdvereins.
Der Jagdgast möchte natürlich gerne einen Bullen erlegen, nach Möglichkeit sogar einen Schaufler. Die Wahrscheinlichkeit ist aber äußerst gering, weil zum größten Teil Jungtiere erlegt werden, und die tragen nun mal nur ein Spießergeweih. Alte Elche sind wie überall rar. Niemand jagt in Finnland auf Elche, um einen Bullen zu erlegen. Man jagt um zu Jagen, um Beute zu machen. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der nach Finnland oder Schweden zur Elchjagd geht. Es kann nämlich auch gut passieren, dass überhaupt kein Wild in Anblick kommt. Daher würde ich sagen: nach Finnland zur Elchjagd im Jagdtausch „Ja“, als zahlender Gast „Nein“.
Weißwedel-Wild
Das Wild wurde vor dem Zweiten Weltkrieg aus den USA in Südfinnland eingebürgert, und aus einem Bestand von sieben Stück hat sich der jetzige Bestand von 25.000 bis 30.000 Stück entwickelt.
Weißwedel-Wild hat etwa die Grösse von Damwild. Es bevorzugt die Kulturlandschaft und ist dort anzutreffen, wo intensive Landwirtschaft betrieben wird. Für das Weißwedel-Wild legt man auch Fütterungen und Wildäcker an, die gern,vor allem bei hoher Schneelage, angenommen werden. Kälber sind die bevorzugte Beute vom Luchs. Hat er einmal zugeschlagen oder hat das Wild Wittrung von ihm bekommen, so meidet es die Gegend für Monate.
Die Jagdzeit beginnt Ende September, meistens jagt man aber erst nach Ende der Elchjagd. Dort, wo wenig Weißwedel-Wild vorkommt, veranstaltet man Drückjagden. Die beste Jagdart ist aber der Ansitz. Das Wild tritt kurz vor Dämmerung zum Äsen auf die Felder.
Weißwedel-Hirsche tragen als eineinhalbjährige Hirsche meist Spieße, später sind sie Sechser, Achter oder auch Zehner.
Mit der Lizenz für ein erwachsenes Stück kann man auch zwei Kälber erlegen, und es liegt im Ermessen des Jagdvereines, was bejagt wird. Die Wahrscheinlichkeit auf Weißwedel-Wild zu Schuss zu kommen, ist gut, erheblich besser als auf Elch.
Jagden für Ausländer werden aber nicht explizit angeboten, das sinnvollste ist ein Jagdtausch. Finnische Jäger fahren gerne zur Schwarzwildjagd nach Estland und Polen, warum nicht auch nach Deutschland oder Österreich? Man sollte eine Anzeige in eine finnische Jagdzeitung setzen und einen Jagdtausch anbieten. So trägt jeder nicht mehr als die Anfahrtskosten.
Wildren Rentiere
Wildren Rentiere wurden im 19. Jahrhundert in Finnland ausgerottet. Auf der russischen Seite gibt es aber einen guten Bestand, und so zogen vereinzelt Wildrentiere aus Ostkarelien (Russland) nach Finnland. In der Nähe von Kuhmo, etwa 600 Kilometer nordöstlich von Helsinki, ist der Bestand auf gut 1.000 Stück angewachsen. Dort, wo sie vereinzelt in der Landwirtschaft zu Schaden gehen, werden einige Abschüsse vergeben.
Vorrangig bemühen sich die Jäger, Kreuzungen von Haus- und Wildrentieren zu erlegen. Seit einigen Jahren gibt es einen Zaun, der die Hausrentiere im Norden von den Wildrentieren im Süden trennt.
Rehwild Das Rehwild verschwand im 17. Jahrhundert. Als Grund nimmt man eine starke Bejagung sowie eine kleine Zwischeneiszeit an. Während der 50er Jahre setzte man Rehwild auf den Ålandinseln (zwischen Finnland und Schweden) aus. Dort vermehrte es sich sehr gut, und hier werden auch Rehwild-Jagden angeboten.
Rehwild zog aber auch entlang der schneearmen schwedischen Küste nach Norden und besiedelte von dort aus Nordfinnland. Vor gut zehn Jahren setzte man Rehwild in Süd- und Mittelfinnland aus, und es vermehrt sich jährlich mit einer Rate von 30 Prozent. Man geht davon aus, dass Rehwild in zehn Jahren die gleiche Besatzdichte wie Elchwild haben wird. Böcke werden im Wildbret sehr stark und wiegen aufgebrochen bis zu 25 Kilogramm. Rehwild wird auf dem Ansitz und auf Drückjagden mit niederläufigen Hunden bejagt.
Rehwild
Rehwild
Das Rehwild verschwand im 17. Jahrhundert. Als Grund nimmt man eine starke Bejagung sowie eine kleine Zwischeneiszeit an. Während der 50er Jahre setzte man Rehwild auf den Ålandinseln (zwischen Finnland und Schweden) aus. Dort vermehrte es sich sehr gut, und hier werden auch Rehwild-Jagden angeboten.
Rehwild zog aber auch entlang der schneearmen schwedischen Küste nach Norden und besiedelte von dort aus Nordfinnland. Vor gut zehn Jahren setzte man Rehwild in Süd- und Mittelfinnland aus, und es vermehrt sich jährlich mit einer Rate von 30 Prozent. Man geht davon aus, dass Rehwild in zehn Jahren die gleiche Besatzdichte wie Elchwild haben wird. Böcke werden im Wildbret sehr stark und wiegen aufgebrochen bis zu 25 Kilogramm. Rehwild wird auf dem Ansitz und auf Drückjagden mit niederläufigen Hunden bejagt.
Dam- und Muffelwild
Damwild lebt auf einigen Gütern in Südfinnland. Jährlich werden einige Stücke erlegt. Muffelwild kommt auf einer Insel in der Ostsee vor; der Abschuss ist sehr gering.
Großraubwild
Großraubwild
Braunbär
Als ich 1982 nach Finnland kam, sprach man von einem Bestand von etwa 420 Bären. Damals konnte man den Bär im Frühjahr und im Herbst bejagen. Beschränkungen gab es kaum, und jedermann mit einem gültigen Jagd- und Waffenschein konnte den Bären nachstellen. Trotzdem wuchs der Bärenbestand ständig an, und im Jahr 2000 sprach man von einem Bestand von gut 850 bis 1.000 Stück.
Heute dürfen Bären nur noch im Herbst ab dem 20. August bis Mitte Oktober bejagt werden, und nur Hegeringe mit guten Bärenbeständen erhalten Lizenzen. Im Moment werden etwa 100 Bärenlizenzen vergeben und um die 90 Bären kommen zur Strecke. Der Ansitz am Haferfeld und die Jagd am Luder sind verboten. Man bejagt den Bären mit dem Bärenhund, der den Bären sucht, stellt und verbellt. Der Hundeführer pirscht sich dann auf Schussnähe heran. Das erfordert eine sehr gute Kondition und viel Jagdverstand. Eine andere Jagdart ist die Drückjagd im kleinen Kreis.
Bären kommen heute mit Ausnahme der Inseln und Nordlapplands im ganzen Land vor. In der näheren Umgebung von Helsinki soll es etwa 30 geben. Diese standorttreuen Bären können zu Problembären werden, weil sie die natürliche Scheu vor Menschen verloren haben. Menschliche Wittrung ist ihnen nicht mehr fremd. Vor ein paar Jahren kam es zum ersten tödlichem Unfall seit über 100 Jahren. Eine führende Bärin hatte in Stadtnähe einen Jogger angefallen.
Nahm man früher an, dass Bären keinen Einfluss auf den Elchbestand haben, so weiß man es heute besser. Bären suchen im Frühjahr und Sommer intensiv Elchkälber und reißen sie. Die Elchkuh kann ihr Kalb zwar erfolgreich gegen Wölfe verteidigen, nicht aber gegen den Bär. Sie lässt es dann im Stich. Wo es in Ostfinnland eine hohe Bärendichte gibt, ist der Elchbestand dem entsprechend gering.
Wolf
Die grauen Räuber kommen vorwiegend in Ost-und Nordfinnland vor, kleine ziehende Rudel findet man aber auch gelegentlich in Südfinnland. Mit Ausnahme von den Rentier-Gebieten haben Wölfe Schonzeit, man vergibt aber jedes Jahr Sonderabschüsse, wenn Wölfe Haustiere, vorwiegend Hunde und Schafe, reißen.
Diese Abschüsse sind sehr umstritten. Der Naturschutzverband möchte die Wölfe ganz schützen, weil der Besatz von 130 bis 150 Wölfen in ihren Augen viel zu gering ist. Diejenigen, die unter den Wölfen leiden, würden sie gerne dezimieren.
Vielfraß
Der Besatz beträgt etwa 115 Stück. Weil sie hauptsächlich Rentiere reißen, kommen sie außerhalb der Rentiergebiete nur selten vor.
Luchs
Der Luchs lebt mit der Ausnahme von Nordlappland und den Inseln im ganzen Land. Der Besatz liegt zwischen 850 und 1.000 Stück. Jährlich werden um die 100 Abschusslizenzen vergeben, aber bei weiten nicht alle freigegebenen Luchse kommen auch zur Strecke, weil die Luchsjagd sehr schwierig ist.
Ein Teil des Großraubwildes zieht auch über die Grenzen. An Hand von Radiosonden hat man festgestellt, dass der Anteil der Grenzgänger zum Beispiel bei Vielfraßen bis zu 40 Prozent beträgt.
Raufußhühner
Raufußhühner
Sehr beliebt ist die Jagd auf Auer-, Birk- und Haselwild sowie Schneehühner. Die Jagdzeit liegt im September und Oktober. Wipfeljagd wie in Schweden gibt es nicht, und ebenso ist die Jagd auf balzende Hähne nicht gestattet. Sie wurde in Finnland auch nie praktiziert.
Der Besatz an Auerwild hat durch den vermehrten Holzeinschlag teilweise stark gelitten. Dem Auerwild fehlt der Altwald. Die jährlichen Abschusszahlen liegen zwischen 40.000 und 70.000 Stück. Bei der ursprünglichen Jagd auf Auer- und Birkwild jagt man mit dem Stöberhund, dem Suomen Pystökorva oder Finnspitz. Der Hund sucht frei vor dem Jäger und stöbert das Wild am Waldboden auf. Gewöhnlich baumt es in der Nähe auf. Der Hund verbellt das Wild, und der Jäger versucht sich bis auf Schussnähe anzupirschen.
Sollten die Raufußhühner jedoch über längere Strecken streichen, so verfolgt der Hund sie Laut gebend, und der Jäger pirscht sich dann an. Diese Jagdart ist sehr spannend, weil sie viel Jagdverstand und auch eine sehr gute Kondition verlangt.
Da vor allem die Auerwild-Besätze abgenommen haben, ist der finnische Nationalhund, wie man den Suomen Pystökorva wohl bezeichen kann, bei weitem nicht mehr so verbreitet wie früher. Heute verwendet man erheblich mehr Vorstehhunde wie den Deutsch Drahthaar, Deutsch Kurzhaar oder Setter und Pointer für die Auer- und Birkwildjagd.
Um mit dem Vorstehhund auf Raufußhühner zu jagen, ist der Beginn der Jagdzeit im September die beste Zeit. Das Wild lebt noch im Gesperre und ist nicht so scheu. Ab Oktober, wenn das Laub von den Bäumen fällt und die Gesperre nicht mehr zusammen sind, ist das Wild ausgesprochen scheu und hält nicht mehr gut vor dem Hund. Schneehühner bejagt man fast ausschließlich mit dem Vorstehhund.
Die Jagd mit dem Vorstehhund auf pfeilschnelle Schneehühner in den Sümpfen und auf den Hügeln Lapplands ist wohl mit das Schönste, was man sich als Niederwildjäger vorstellen kann. Sie erfordert vom Jäger gute Kondition und Reaktion. Man hat gewöhnlich nur wenige Sekunden Zeit um das Wild anzusprechen, die Waffe in Anschlag zu bringen und zu schießen. Die Entfernungen betragen selten mehr als 30 Meter. Das Wild nutzt aber geschickt jede Blöße im Wald und ist schnell außer Sichtweite.
Haselwild hält sehr schwer vor dem Hund. Jäger erlegen es meist durch Zufall auf der Streife oder man lockt es gezielt mit der Haselhuhnpfeife. Die Lockjagd übt man allein oder zu zweit aus. Man pirscht langsam und vorsichtig in den Einständen des Haselwildes, verhofft und lockt. Befindet sich Haselwild in der Nähe, so antwortet es meist und streicht dem vermeintlichen Artgenossen entgegen, also dem Jäger vor die Flinte.
Das Haselwild reagiert allerdings sofort auf verdächtige Bewegungen und ist dazu auch noch sehr scheu. Die Lockjagd ist sehr spannend, aber nicht einfach. Es kommt immer wieder vor, dass der Jäger das Wild überhaupt nicht wahrnimmt.
Die Raufußhühner-Dichte hängt sehr vom Wetter, besonders von einem trockenem Sommer ab. Ist es im Juni und Juli warm und trocken, so finden die Küken Insekten, die sie während der ersten zwei Lebenswochen brauchen. Fehlen diese, so geht das Jungwild ein.
In solchen Jahren verkürzt man die Jagdzeit, die gewöhnlich am 1. oder 10. September beginnt und bis Ende Oktober dauert. Häufig sperren die Jagdvereine auch Wildarten oder beschränken die Abschussfreigabe pro Jäger.
Birkwild versammelt sich Ende September/Anfang Oktober zur Herbstbalz auf freien Flächen oder es baumt auf Birken auf, sobald die die Blätter verloren haben. Dazu muss es windstill sein und einige Minusgrade haben. An solchen Tagen hört man dann das Birkwild auch im Herbst balzen. Diese Stellen sind bekannt, und der Jäger versucht, das Wild mit der Kugel vom Schirm aus zu erlegen.
Die Herbstjagd auf Raufußhühner ist nicht einfach. Sie erfordert eine gute Kondition, Reaktionsvermögen, Jagdverstand und Schießfertigkeit. Waldschnepfen kommen bis zum Polarkreis vor, werden aber kaum bejagt.
Im Sommer sieht man sie sehr häufig am Abend streichen. Dabei halten sie oft die selbe „Flugroute“ ein. Man bejagt sie im August auf dem Abendstrich oder mit dem Vorstehhund auf der Suche.
Wasserwild
Wasserwild
Die Jagd auf Süßwasser-Enten beginnt am 20. August um zwölf Uhr. Danach kann man die Uhr stellen. Wohl beinahe jedermann, der eine Flinte trägt, geht dann zur Entenjagd. Sie dauert zwar bis Ende Dezember, aber die eigentliche Jagdzeit ist häufig sehr kurz, weil sich, je nach Wetter, das Wild auf den Zug in den Süden macht. Daher ist auch die Entenstrecke im Verhältnis zu den brütenden Enten nicht sehr groß.
Die Meeresentenjagd beginnt am 1. September, und hierbei bejagt man vorwiegend Eider- und Eisenten, die, vom Norden kommend, in den Küstengewässern rasten.
Die Entenstrecke hängt auch hier vom Wetter ab. Bei Südwind sind die Enten vor der Küste Estlands und bei Nordwind vor der finnischen Küste. Man fährt mit dem Boot auf eine der kleinen Felseninseln in Küstennähe und legt Lockenten aus. Eider- und Eisenten kommen in großen Schoofen vor und lassen sich in der Nähe nieder.
Nach der Jagd muss man mit dem Ruderboot aufs offene Wasser und die Beute bergen. Hunde werden kaum eingesetzt, weil die Gefahr zu groß ist, durch Strömung abgetrieben zu werden. Ist der Wellengang zu hoch, heißt es für den Entenjäger „Hahn in Ruh´“.