Gamsjagden werden heute in Europa, Asien und in Neuseeland angeboten. Bei rund 15 Jagdländern fällt die Auswahl schwer. Hier die interessantesten
Herrliche Kulisse einer jeden Gamsjagd: Hier die Bergwelt der Alpen. |
Vom JWW-Team
Jagd im Gebirge ist die Krone des Waidwerks. Echtes Jagen ist hier nicht nur Vergnügen, sondern hartes Unterfangen, verbunden mit vielen Strapazen und Gefahren.
Angebote zur Gamsjagd sind in den Ländern Europas, Asiens und in Neuseeland so unterschiedlich und reizvoll, wie die Gamsjagd selbst. Gamsjagden in Spanien, Frankreich, Tschechien, Slowakei, Bulgarien oder der Türkei spielen nur eine untergeordnete Rolle oder sind Spezialisten vorbehalten.
Schweiz
Zwar ist es richtig, dass sowohl österreichische wie slowenische Bergreviere hervorragende und günstige Jagdmöglichkeiten auf den Alpengams bieten, eine gute Alternative (die nach unseren Informationen von deutschen und österreichischen Jägern gern genutzt wird) gibt es trotzdem: Regulierungs- und Hegeabschüsse in der Schweiz. Nicht irgendwo, sondern im schönen Kanton Wallis, wo die höchsten Gipfel der Schweizer Alpen liegen.
Gejagt wird auf Gamsböcke und Geißen zum selben Preis von 1250 (2500 Mark). Bisher wurden bei beiden Geschlechtern sehr gute Gams erlegt, die oft auch in die Medaillenklasse (zwischen 100 und 110 CIC-Punkte) kommen. Diese Abschussgebühr beinhaltet eine Gamstrophäe (Bock oder Geiß), das Wildbret in der Decke und die Jagdorganisation für maximal drei Tage.
Die Jagdführung ist professionell, die Bestände sind gut und die zu bejagenden Stücke durch Berufsjäger bestätigt, sodass der Jagderfolg (wenn das Wetter mitspielt) garantiert werden kann. Es ist eine anstrengende Bergjagd, die nur sportlichen Jägern empfohlen werden kann.
Der Gams lebt hoch in den Bergen, der Jäger muß zu ihm jeden Morgen aufsteigen und ihn im Hochgebirge bejagen, was kein Kinderspiel ist.
Im selben Gebiet können auch Alpensteinböcke bejagt werden. Ein deutscher Vermittler verlangt 6000 (12000 Mark) für den Abschuss. Je nach Hornlänge des erlegten Stückes wird dann zurückgezahlt: das sind zum Beispiel bei Hornlängen unter 75 Zentimetern 2450 (4900 Mark).
Unterkünfte zu finden, ist in der Schweiz kein Problem, nur zählen sie zusammen mit Verpflegung (im Gasthaus im Tal und als Proviant für die Jagdhütte) zu den Extrakosten. Heute können günstige Motels, gemütliche Gasthäuser oder vornehme Hotels auch per Internet reserviert werden.
Wie man sieht, das Wallis ist nicht nur ein hervorragendes Skigebiet, sondern auch Dorado für den naturliebenden Bergjäger.
Slowenien
Dieses Land auf der Sonnenseite der Alpen ist für seine hervorragenden Gamsjagden bekannt. Viele Jäger kommen nach Slowenien (siehe JAGEN WELTWEIT 3/1994 und 1/1995), um einen guten und preiswerten Alpengams zu erlegen, der in fast allen Mittelgebirgen und natürlich im wunderschönen Hochgebirge vorkommt.
Sportliche Jägerinnen und Jäger können in der Gipfelregion des slowenischen Hochgebirges auch Gamsböcke mit über 100 CIC-Punkten erbeuten. Im Mittelgebirge ist es für weniger Sportliche sogar möglich, vom Hochsitz aus auf den Waldgams zu jagen.
Eine Woche Gamsjagd kostet in gemütlichen Unterkünften um 1 400 Mark, dazu kommen Abschussgebühren je nach Gamsstärke zwischen 2 000 und 3 800 Mark für starke Böcke.
Österreich
Die österreichischen Alpen gelten nach wie vor als das klassische Gamsgebiet. Nicht umsonst werden Gamsjagden in anderen Ländern gerne mit denen in Österreich verglichen und danach gemessen.
Zwar ist der Alpengams in Österreich nicht der Stärkste, dafür sind Bestand und Wilddichte sehr hoch, die Reviere gut erschlossen und die Jagdführung professionell.
Aus diesem Grund würden wir jedem jungen bergjagdliebenden Jäger empfehlen, mit dem Gamsjagen hier zu beginnen. Und wenn er keine direkte Kontakte hat, gibt es genug Jagdagenturen, die günstige und weniger günstige Gamsjagden anbieten.
In den Alpen gilt, anders als in Kroatien oder Rumänien, ein Gamsbock mit 100 CIC-Punkten schon als kapital. Ein Gamsbock zwischen 105 und 110 CIC-Punkten stellt hier also das Maximum dar. Die realistische Trophäenerwartung müsste daher weit darunter liegen.
Meist ist Gamsjagen eine sportliche, typische Hochgebirgsjagd unter ausgezeichneter Jagdführung. Wo Hochalpenstraßen Gipfelregionen erschließen (wie am Großglockner), können auch ältere und weniger sportliche Jägerinnen und Jäger mit dem Auto höhergelegene Gamsregionen erreichen und dort zu Fuß weiter pirschen.
Eine Gamsjagd in Österreich ist ideal für Jäger, die im Sommer Jagd und Urlaub miteinander verbinden möchten. Eine fünftägige Gamsjagd kostet um 900 Mark, dazu kommt noch die Abschussgebühr je nach Trophäenklasse zwischen 1100 und 1750 (2200 und 3500 Mark).
Kroatien
Nach fast zehn Jahren Pause ist nun auch wieder möglich, Gams an der kroatischen Adriaküste zu bejagen. Hier hat es keine Kriegshandlungen gegeben; die Sicherheitslage ist gut.
Diese Jagdmöglichkeit ist neu auf dem Markt und wird heute zu den interessantesten Gamsangeboten gerechnet. Die kroatische Adriaküste zählt zu den schönsten Küsten der Welt, und gerade in dieser Region, im kahlen Karstgebirge (bis etwas 1300 Meter NN) direkt über dem Adriatischen Meer zwischen Senj und Dubrovnik, liegen beste Gamsreviere.
Hier lebt nicht der Alpen-, sondern der Balkan-Gams (Rupicapra rupicapra balcanica). Dabei handelt es sich um ein Vorkommen mit den stärksten Balkangams überhaupt, die in der Rekordklasse auch 120 CIC-Punkte erreichen können.
Der Jäger kann hier realistisch mit Gamsböcken zwischen 110 und 115 CIC-Punkten rechnen, Geißen mit 110 Punkten sind im Dezember vergangenen Jahres in Velebit erlegt worden.
Da es in den meisten Gamsgebieten oder in den Nachbarrevieren sehr starke Muffel gibt, ist eine Kombinationsjagd jederzeit möglich. Die Jagdzeit erstreckt sich vom 1. September bis Ende Dezember, die Brunft fällt in die Zeit von Mitte November bis etwa 10. Dezember.
Die Monate November und Dezember sind zur Gamsjagd besonders zu empfehlen.
Hier im kahlen karstigen Mittelgebirge wird nur sportlich (zu Fuß und ohne Pferde) gejagt, ähnlich wie in den Alpen, nur dass die Berge nicht ganz so hoch und steil sind. Oft sind in den Gipfelregionen einfache Steinhäuser vorhanden, sodass der Jäger nicht jeden Tag aufsteigen muß.
Außerdem sind einige Reviere gut erschlossen, und der Jäger kann die Gipfelregion mit dem Geländewagen erreichen und dann pirschen, was die Jagd sehr erleichtert.
Da es sich hier um eine bekannte touristische Region handelt, sind Unterkünfte kein Problem: in allen Preisklassen, von einfachen Jagdhütten für nur 10 (20 Mark) pro Tag, über Privatpensionen für 50 Mark bis zu Luxushotels.
Man reist von allen großen Flughäfen Europas nach Split (Flugkosten 350 = 700 Mark). Von dort aus fährt der Jagdgast mit dem Auto des kroatischen Outfitters ins Jagdrevier (Transportkosten je nach Revierentfernung 60 bis 120 (120 bis 240 Mark)).
Eine viertägige Gamsjagd kostet 475 (950 Mark), dazu kommen Abschussgebühren für Gams (100 CIC-Punkte 1200 = 2400 Mark, 105 Punkte 1500 = 3000, 110 Punkte 2100 @ = 4200 Mark) und eventuell Muffelwidder.
Die Lage der Gamsreviere direkt an der Adriaküste ist ideal auch für eine Kombination von Jagd mit Familienurlaub.
Jugoslawien
Auch in Jugoslawien ist der Balkan-Gams zu finden, der als besondere Unterart auch im SCI-Rekordbuch geführt wird. Er lebt nur in den Bergen Serbiens und Montenegros, nicht in der Wojwodina.
Zu Beginn der 80er Jahre wurden im Nationalpark Djerdap elf Stück Gamswild gefangen und in der Lazareva-Schlucht (1200 Meter über NN) bei Zlot in der Nähe der Stadt Bor ausgesetzt. Der heutige Bestand beträgt hier bereits über 100 Stück.
Jedes Jahr werden für dieses Gamsvorkommen etwa zehn Abschüsse vergeben. Die Trophäenstärke der Gamsböcke liegt zwischen 100 und 115 CIC-Punkten, die der Geißen im Bereich 95 bis 105 CIC-Punkte.
Nur zwei Kilometer von diesem Gamsgebiet entfernt, ist ein komfortables Jagdhaus vorhanden. Wem das zu wenig ist, kann im selben Gebiet auch auf starke Hirsche, Keiler und Rehböcke jagen.
Verglichen mit anderen Balkanländern, wie Mazedonien oder Rumänien, sind die Abschussgebühren in Jugoslawien relativ günstig.
Mazedonien
Mit seinem gutem Bestand, relativ leicht begehbaren Bergen und Trophäen der Spitzenklasse bietet die frühere jugoslawische Republik Mazedonien sicherlich mit die besten und erfolgreichsten Gamsjagden überhaupt.
Wie in Kroatien, Jugoslawien, Griechenland und Bulgarien ist auch in den mazedonischen Gebirgen kein Alpen-, sondern der Balkangams zu finden. Wir haben darüber ausführlich in JAGEN WELTWEIT 1/1998 berichtet.
Russland
Nach 20 Jahren Jagdverbot war es im Jahre 1993 für Jagdgäste zum ersten Mal möglich, in Russland wieder auf den Gams zu jagen.
Für einheimische Jäger gilt aber weiterhin Jagdverbot. Für sie hat der Gams keine Jagdzeit.
In Russland und auf dem gesamten Gebiet der GUS lebt nur eine Gamsunterart: das Kaukasische Gamswild (Rupicapra rupicapra caucasica), das die ganze Großkaukasus-Kette sowie einige Gebirge des Kleinen Kaukasus und Transkaukasiens bewohnt. Der Gesamtbestand beträgt 15000 bis 20000 Stück.
Der Kaukasische Gams unterscheidet sich nicht wesentlich vom Alpengams. Der typische Lebensraum sind steile und felsige Gebirgshänge, der anschließende Waldgürtel und die alpinen und subalpinen Wiesen.
Die Brunft ist vom November bis Mitte Dezember, nur ist zu dieser Zeit wegen der hohen Schneelage die Jagd im Kaukasus unmöglich. Die Jagd findet also nur in der Zeitspanne von Juli bis Oktober statt.
Gejagt wird im Krasnodar-Gebiet im Nordwest-Kaukasus (Sotschi) oder in der kaukasischen Republik Kabardino-Balkarien (Naltschik), die politisch stabil sind.
Die Zielflughäfen Sotschi oder Mineralny Wody (120 Kilometer von Naltschik entfernt) können von München oder über Moskau beziehungsweise die Türkei erreicht werden, der Flugpreis beträgt rund 450 (900 Mark).
Nach der Ankunft fährt der Jäger etwa zwei bis vier Stunden mit einem Geländewagen ins Jagdgebiet, danach, je nach Lage des Basiscamps, ist man noch zwei bis vier Stunden zu Pferde unterwegs.
Wie man sieht, ist das keine bequeme Gamsjagd, sondern das ist schon ein echtes Kaukasus-Abenteuer.
Vom Basiscamp aus reiten die Jäger und ihre Jagdführer für zwei bis drei Tage zur Gipfelregion, wo sie Außencamps aufschlagen oder einfach im Schlafsack unter freiem Himmel übernachten.
Gejagt wird in einem äußerst schwierigen, steilen und felsigen Gelände auf etwa 3 000 Meter über dem Meer. Die Jagd erfordert gute Kondition und Bergerfahrung. Diese Jagd im herrlichen Hochgebirge des Kaukasus gehört zu den wohl größten Herausforderungen eines passionierten Bergjägers heute.
Nicht die Trophäe ist also dabei wichtig (weil sie in etwa der in den Alpen entspricht), sondern das Gefühl und die Erfahrung, einmal in einem der schönsten und steilsten Gebirge der Erde gejagt zu haben.
Ein siebentägiges Programm (fünf Jagdtage) ab/bis Sotschi kommt auf etwa 2300 US-Dollar, ein zweiter Gams kostet 950 US-Dollar. Sollte ein Kuban-Tur zusätzlich erlegt werden, sind 3400 US-Dollar fällig.
Foto: Karin Günther