22.02.2016
In einem vierseitigen Brief an Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks fordert der Deutsche Naturschutzring eine Eindämmung der Trophäenjagd auf geschützte Arten.
Der Brief ist vom Präsidenten des DNR, Kai Niebert, unterzeichnet. Auf dem Briefkopf gesondert aufgeführt werden der NABU und sechs Tierrechtsorganisationen, wie Vier Pfoten oder IFAW . Eine Presseerklärung führt auch noch das Vogelschutz-Komitee als Mitunterzeichner auf.
In einem pauschalen Rundumschlag verurteilt Niebert, im Hauptberuf Professor für Nachhaltigkeit, die Auslandsjagd als für den Artenschutz schädlich. Die Jagd auf gefährdete Wildtiere sei weder ökologisch noch ethisch vertretbar. Den Jagdstaaten, damit vor allem Afrika, wird pauschal Fähigkeit und Wille abgesprochen, die CITES-Richtlinien einzuhalten. Das Bundesamt für Naturschutz in Bonn kriegt ebenfalls sein Fett ab, da es im Zeitraum 2005 bis 2014 bei 1.614 gestellten Einfuhranträgen für Jagdtrophäen nur fünf, d.h. 0,3 %, abgelehnt habe. Fachleute führen dies allerdings nicht auf zweifelhafte Praktiken oder Unfähigkeit zurück, sondern angesichts der sorgfältigen Prüfungen darauf, dass die Auslandsjagd den strengen Kriterien von CITES und EU im Wesentlichen tatsächlich entspricht.
Gefordert wird ein Stopp der Einfuhrgenehmigungen für Arten, die der EU-Artenschutzverordnung unterliegen, per Erlass. Als Hochschullehrer müsste Dr. Niebert allerdings wissen, dass er damit dazu aufruft, geltendes europäisches Recht zu brechen.
Weiterhin wird gefordert, dass die Genehmigungsverfahren revidiert werden und dass die Genehmigungspflicht auf bisher noch weitgehend frei einführbare Tierarten ausgeweitet wird. Im Grunde will man die Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Arten im Wesentlichen verbieten. Ähnliche Planungen gibt es im Umweltministerium bereits. Deutschland gilt deshalb international auch schon als hardliner im Artenschutz. Das Sagen hat in diesen Fragen im Ministerium Staatssekretär Jochen Flasbarth, ehemals hauptamtlicher Präsident des NABU. Man kann davon ausgehen, dass dieser vom NABU mit unterzeichnete Brief an die Ministerin mit dem Staatssekretär abgesprochen ist. Er dient der Positionierung Deutschlands im EU-Rahmen für die kommende Konferenz aller CITES-Mitglieder im kommenden September in Südafrika.
Der DNR beansprucht, als Vertretung der deutschen Umwelt- und Naturbewegung zu gelten. Ihm gehören 91 Verbände an, z.B. auch der Ökologische Jagdverband, dessen Vorsitzende im Präsidium sitzt. Wichtige Organisationen wie der DJV oder der WWF sind kein Mitglied.
Es ist kaum zu vermuten, dass das Schreiben von allen Mitgliedsverbänden, wie z.B. der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald oder der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild, mit getragen wird.
rdb