Trophäenjagd in Afrika von großer Bedeutung

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Es liegt nicht zuletzt an einem Mangel an verlässlichen Daten, dass der Jagdtourismus in der Öffentlichkeit umstritten ist.

Hansgeorg Arndt

Springbock
Wichtige Wissenslücken über die Trophäenjagd in Afrika schließen die Wissenschaftler Lindsey und Romañach aus Simbabwe und Roulet aus Frankreich in einem Artikel, der in Kürze in der Zeitschrift „Biological Conservation“ erscheinen wird.
 
Trophäenjagd gibt es demzufolge in 23 Ländern Afrikas auf mindestens 1,4 Millionen Quadratkilometern. Diese Fläche übertrifft die der Nationalparks bei weitem. Allein diese Größenordnung zeigt an, dass die Trophäenjagd einen wichtigen Einfluss auf die Wildbestände und den Naturschutz in den großen Naturräumen des Kontinents hat. Viele dieser Gebiete sind für Photo- und Ökotourismus ungeeignet.
 
Die Autoren schätzen, dass in Afrika etwa 18 500 Jagdkunden im Jahr Bruttoeinnahmen von wenigstens 200 Millionen US-Dollar hinterlassen. Dies ist deutlich mehr als die 33 bis 39 Millionen US-Dollar, auf die der WWF die Ausgaben der 45 000 bis 60 000 Auslandsjäger schätzte, die jedes Jahr in Osteuropa und Asien jagen. Südafrika ist das wichtigste Jagdland in Afrika, was die Umsätze, die Zahl der erlegten Tiere und der Jagdgäste angeht. In Tansania wird hingegen eine größere Fläche bejagt. Der Anteil am Sozialprodukt beträgt in Botswana 0,13 Prozent, in Tansania 0,11 und in Namibia 0,08 Prozent.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Jagd für arme Bevölkerungsgruppen auf dem Land und für den Unterhalt der Wildschutzverwaltungen selbst ist allerdings höher als diese Zahlen andeuten. Auf jeden Fall ist die Jagd für die Länder Afrikas wichtiger als für die Länder Europas und der ehemaligen Sowjetunion. Zunehmend kommt ein Teil der Erträge der ländlichen Bevölkerung zugute, wo die Jagden stattfinden. Viele Naturschutzbehörden sind ohnehin nur mit den Einnahmen aus der Jagd lebensfähig. 
 
Im südlichen Afrika und in Tansania ist die Trophäenjagd weiter in der Expansion begriffen. In West- und Zentralafrika stagniert sie oder geht zurück. Kenia hat seit dem Jagdverbot des Jahres 1977 jährlich 20 bis 40 Millionen US-Dollar verloren.
 
Jagd ist ein wichtiger materieller Anreiz für den Erhalt von Wildtieren, oft der einzige. Jäger lassen pro Kopf viel höhere Beträge als normale Touristen im Lande, und auf diese Weise können die Umweltwirkungen bei der Jagd geringer als beim Massentourismus gehalten werden. Jagd produziert also hohe Erträge mit einer geringen Anzahl von Naturnutzern. Der Anteil des Geldes, der in Afrika verbleibt, ist auch höher als beim Photo- und Badetourismus.
Die Anzahl der der Natur entnommenen Wildtiere ist meistens relativ gering, und diese Form der Naturnutzung ist nachhaltig. Angesichts der Schwäche der Wildschutzbehörden sind die Berufsjäger vielerorts die wichtigsten Kontrolleure ihrer Gebiete und halten die Wilderei gering. Andererseits sind mit der Jagdindustrie zahlreiche Probleme verbunden, die noch größere positive Wirkungen verhindern. 
 
Diese Probleme sind ethischer, biologischer und sozialer Natur. Zu nennen sind beispielsweise unethische Jagdmethoden, Korruption, Vetternwirtschaft bei der Vergabe der Jagdblocks, unprofessionelles Management durch die staatlichen Behörden, schlechte Gesetze und Vorschriften, mangelnde Qualifikation der Berufsjäger und der Beamtenschaft, keine Strafverfolgung bei Gesetzesverstößen.
 
Die Autoren schlagen vor, weitere empirische Studien durchzuführen, um mehr handfeste Daten zu bekommen. Sie empfehlen eine Revision von mangelhaften Jagdgesetzen und Transparenz bei der Vergabe von Jagdrechten. Jagdblocks sollen versteigert und nicht freihändig vergeben werden. Eine stärkere Kontrolle der Jagdfirmen erscheint ebenfalls erforderlich. Schließlich befürworten sie ein System der Zertifizierung, wie es der CIC erarbeitet, um dazu beizutragen, dass die Trophäenjagd in Afrika nachhaltiger wird und nicht nur Erträge erwirtschaftet, sondern ein echtes Instrument des praktischen Naturschutzes wird.
 
 
-B-

Foto: Günter Mensching

Hansgeorg Arndt

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