Heute geht in Baku im Kaukasus die 43. Sitzung der Welterbekommission zu Ende. 30 neue Stätten erhielten den begehrten Titel. Der UN-Konvention gehören 190 Staaten an.
Damit gibt es weltweit jetzt 1.121 Welterbestätten, davon 213 Stätten des Weltnaturerbes. Das sind Gebiete, die ganz besonders herausragende Naturschätze aufweisen. Man spricht dabei von ihrem “einzigartigen universellen Naturwert” (“Outstanding Universal Value”).
So wurden die “hyrkanischen” Buchenwälder entlang der Südküste des kaspischen Meeres, die noch dem persischen Leoparden eine Heimat bieten, ausgezeichnet. Andere neue Naturstätten liegen in Albanien, der Antarktis, in China und Island.
Besonders gespannt hatte man auf die Entscheidung der Kommission zu Afrikas größtem Naturschutz- und Jagdgebiet, dem Selous Wildreservat, in Tansania gewartet. Wegen der Elefantenwilderei und Bergbauprojekten, die in Welterbestätten nicht zulässig sind, hatte die UNESCO dem Gebiet bereits den Status “gefährdet” zuerkannt.
Hier entsteht der Staudamm im Selous/Tansania. Der Fluss Rufiji wird gestaut. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren. Die Seilbahn stammt noch aus den 1980er Jahren, als Norwegen dort den Bau eines Damms prüfte, das Projekt dann aber als sinnlos abbrach. (Foto: Rolf D. Baldus)
Jetzt hätte satzungsgemäß der Titel aberkannt werden müssen, weil im Herzen des Reservats ein riesiger Staudamm gebaut wird. Die tansanische Regierung kann das natürlich machen, allerdings zerstört der Damm den genannten “einzigartigen universellen Naturwert”. Gemäß der Satzung der Konvention muss deshalb der Titel aberkannt werden.
Dies geschieht nur sehr selten und wäre mit einem großen Prestigeverlust für Tansania verbunden gewesen. Die Regierung hatte im Vorfeld der Konferenz die UNESCO deshalb geschickt ausgetrickst, z.B. Berichte verzögert und eine Prüfungskommission der UNESCO nicht ins Land gelassen. Mit Unterstützung anderer Entwicklungsländer konnte auf diese Weise die UNESCO international als Papiertiger vorgeführt werden.
Die Aberkennung des Welterbetitels wird kommen, ist jetzt aber um ein Jahr bis zur nächsten Konferenz verzögert. Die deutsche Bundesregierung, die den Selous derzeit mit 18 Millionen Euro finanziert, steht vor der schwierigen Entscheidung, ob sie diese Unterstützung fortführt oder abbricht. Am Rande der Konferenz sagte ein Teilnehmer: “Wäre der Selous ein Auto, dann beobachten wir gerade, wie der Besitzer den Motor ausbaut, während die Deutschen das Gefährt neu lackieren”.
rdb