Auf dem Dach der Welt

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Lange Zeit haben innere Unruhen und Bürgerkriege verhindert, dass Tadschikistan jagdlich und touristisch erschlossen wird. Was bietet uns Jägern diese exotischste aller zentralasiatischen Republiken außer faszinierenden Berglandschaften und bunten Basaren?

Ein erlegtes Marco Polo-Schaf der Spitzenklasse: 62 Inch Schneckenlänge
Ein erlegtes Marco Polo-Schaf der Spitzenklasse: 62 Inch Schneckenlänge
Von Toma Ivanovic
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Tadschikistan ist in der Tat bis heute für uns Jäger ein Buch mit sieben Siegeln: klein und unbekannt. Aber wegen seiner weltbesten Marco Polo-Jagden war und ist es in aller Munde. Dazu kommen auch interessante Jagden auf Steinböcke, Schwarzwild und Steinhühner, die zusammen mit einer Reihe anderer Wildarten dieses exotische Land so faszinierend machen.
 
Tadschikistan erholt sich nur langsam von den Folgen des mehrjährigen Bürgerkriegs in den Jahren 1992 bis 1994. Danach hat sich zwar die politische Lage beruhigt und die Sicherheitssituation verbessert, das Auswärtige Amt hat aber noch Ende der 90er Jahre von allen Reisen nach Tadschikistan abgeraten (JAGEN WELTWEIT 1/98, S. 7).
 
Denn auch in den letzten Jahren wurden in Dushanbe und anderen tadschikischen Städten Menschen ermordet oder als Geiseln genommen. Jagdorganisatoren in Dushanbe versichern immer wieder, dass man heute im ganzen Land ohne Angst reisen und jagen kann. Westliche Agenturen tragen dabei eine hohe Verantwortung und dürften nur dann die Jäger nach Tadschikistan schicken, wenn deren Sicherheit gewährleistet ist.
 
Eine kurzfristige Veränderung der Sicherheitssituation ist möglich, so dass Tadschikistan-Reisende ständigen Kontakt mit ihren Agenturen halten müssen. Wenn die Lage länger stabil bleibt und politische und wirtschaftliche Reformen der letzten Jahre zu greifen beginnen, ist es durchaus möglich, dass es zu einem vielversprechenden Neubeginn des Jagd- und Bergtourismus kommt.
 
Dazu sind gute Voraussetzungen vorhanden. Die Bestände der Hauptschalenwildarten sind stabil, und einheimische Jagdorganisatoren sind sehr daran interessiert, Jagdgäste aus dem Ausland zu empfangen. Nach dem Ende des Bürgerkriegs wurden alle Waffen (auch Jagdgewehre) eingezogen. Deshalb ist im Augenblick keine Jagd für einheimische Jäger möglich, und Wilderei spielt auch nur eine untergeordnete Rolle . Nur ausländische Jäger dürfen Gewehre tragen und frei jagen, eine Situation, die in keinem anderen zentralasiatischen GUS-Staat zu finden ist (Reiseinfos).
 
Wild- und Artenschutz
 
Die Grundlagen für Wildmanagement und Artenschutz wurden in Tadschikistan bereits in sowjetischer Zeit geschaffen, so dass es heute dort zwei Nationalparks, drei Reservate und 14 Schutzgebiete gibt. Dadurch werden nicht nur vorhandene Tier- und Pflanzenarten geschützt, sondern auch 162 einmalige Naturobjekte von überregionaler Bedeutung.
 
Die Gesamtfläche der Reservate und Nationalparks beträgt 16 158 Quadratkilometer oder 11,2 Prozent der Republik. Die Finanzierung der Reservate und Schutzgebiete gewährleistet der Staat, nur ist die Gesamtsumme von 11 000 US-Dollar (davon entfallen 90 Prozent auf die Gehälter der Beschäftigten) jährlich zu gering für irgendwelche ehrgeizigen Schutz- oder Forschungsprojekte (siehe Interview auf Seite 18).
 
Exklusives Jagen im Pamir
Von allen Wildarten der Welt gibt es kaum eine, die die Jäger so nachhaltig und stark fasziniert hat wie das Marco Polo-Argali. Asienforscher und berühmte Jäger scheuten weder Mühe noch Geld, in den tadschikischen Pamir zu kommen, um dort auf das Schaf aller Schafe zu jagen.
 
Auch in der sowjetischen Zeit des kalten Krieges konnte man Ende der 80er Jahre im Pamir auf Marco Polo-Schaf jagen. Damals war die staatliche Touristikorganisation Intourist der einzige Outfitter, der die exklusivsten Jagden am Dach der Welt durchführte.
 
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich daran nichts geändert. In Afghanistan und China war die Marco Polo-Jagd unmöglich, nur im tadschikischen Teil des Pamirgebirges hatten internationale Schafjäger die Möglichkeit, auf diese begehrte Argaliunterart zu waidwerken. Steinböcke und Wölfe wurden zwar zusätzlich mitbejagt, eine weitere planvolle jagdliche Erschließung des kleinen Gebirgslandes fand aber bis heute nicht statt.
 
Marco Polo-Argali
Das Marco Polo-Schaf (Ovis ammon polii) kommt in den Hochebenen des mittleren und östlichen tadschikischen Pamir vor, der dort nicht so steil und vergletschert ist wie in seinem westlichen Teil. Außerhalb der GUS lebt es aber auch in den an den Pamir grenzenden Gebirgen Afghanistans (Wachan-Gebirge) und Chinas sowie im chinesischen Teil des Tienschan.
 
Früher hat es auf dem tadschikischen Pamir über 70 000 Marco Polo-Argalis gegeben. Jäger lieferten zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts jährlich 4 000 Marco Polo-Felle ab. Mitte der 80er Jahre sank aber die tadschikische Population auf 18 000 Stück.
 
Offiziell wird der heutige tadschikische Marco Polo-Bestand mit 13 000 bis 15 000 Schafen angegeben, was weit untertrieben ist. Im tadschikischen Pamir leben heute sicherlich nicht weniger als 25 000 bis 30 000 Marco Polo-Argalis. Der Grund für den augenblicklichen enormen Anstieg des Bestandes in Tadschikistan und Kirgisien liegt im Zusammenbruch der traditionellen Viehzucht im Pamir und kirgisischen Tienschan seit Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Russische Metropolen kaufen das Fleisch nicht mehr wie in der Sowjetzeit in Zentralasien, sondern im Westen. Deshalb wurden die zentralasiatischen Staaten gezwungen, in wenigen Jahren Millionen Stück Vieh notzuschlachten. Dadurch konnte sich das Marco Polo-Schaf in den Gebieten verbreiten, aus denen es vom Hausvieh in der sowjetischen Zeit verdrängt worden war.
 
Auch die Wilderei ist heute drastisch zurückgegangen. Nicht nur, dass nach dem Ende des Bürgerkriegs Waffen eingesammelt wurden, auch Benzin ist heute in Tadschikistan so teuer geworden, dass es sich für einen Wilderer eher lohnt, ein Hausschaf auf dem Basar zu kaufen, als Geld für Benzin für die Fahrten in die entlegenen Schafgebiete auszugeben.
 
Nur zwei Wochen vor meinem Aufenthalt in der Murgab-Region des südöstlichen Pamir in der zweiten Oktoberhälfte 1999 weilte hier auch der größte russische Argaliexperte, Professor A. K. Fedosenko. Im Auftrag der amerikanischen Fisch- und Wildschutzbehörde (The U.S. Fish and Wildlife Service) hat er eine Wildzählung der Marco Polo-Schafe in der Region Murgab durchgeführt. Der örtliche tadschikische Jagdorganisator hat ihn dabei nicht nur personell und logistisch unterstützt, sondern mit der Videokamera auch Filmaufnahmen und Interviews gemacht.
 
Ich habe dieses Video gesehen und das Interview mit Prof. Fedosenko aufgezeichnet. Darin sagt er, dass er in drei Tagen Feldarbeit (er ist mit dem Jeep gefahren und hat mit dem Fernglas Wild gezählt) etwa 1 500 Marco Polo-Schafe gesehen habe. Nur wenige Yaks und Hausschafe habe er gezählt, in jedem Fall viel weniger als zu Sowjetzeiten.
 
Das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen. Deshalb bin ich überzeugt, dass es heute mindestens doppelt soviel Wildschafe im Pamir gibt, wie offiziell angegeben wird. Im Video mit Prof. Fedosenko wird ein Marco Polo-Rudel von etwa 240 Stück gezeigt, das auch ich beobachten konnte.
 
Seit 1987 gibt es in Tadschikistan Marco Polo-Jagden für ausländische Jäger. Als erster kam der bekannteste amerikanische Agent und Begründer des modernen Jagdtourismus, Chris Klineburger, mit Fred Fortier zur Argali-Jagd in den Pamir. Jedes Jahr gab es 20 bis 35 Marco Polo-Lizenzen für Gastjäger. Heute sind es doppelt soviel.
 
Preislich (in der Klasse 22 000 bis 27 000 US-Dollar) und vom Image her ist die Marco Polo-Jagd eine exklusive Jagd. Im unwirtlichen Pamir würde man auf 4 000 Meter Höhe nicht unbedingt hohen Komfort erwarten. Die Erwartung täuscht jedoch, denn nicht umsonst werden einige Camps „Marco Polo-Hilton“ genannt.
 
Der Jäger ist dort in Blockhütten untergebracht, schläft in Federbetten, hat Zentralheizung, warmes Wasser, Dusche und sogar einen Pool (alles möglich durch geschickte Nutzung der natürlichen heißen Quellen). Er bekommt zweimal am Tag warmes Essen, wird ärztlich betreut, daneben stehen ihm außerdem auch Allradfahrzeuge für ausgedehnte Erkundungsfahrten zur Verfügung.
 
Jedes Jagdland ist auf seine Art und Weise einmalig und unverwechselbar. Deshalb sind Vergleiche nicht ganz leicht. Wem aber beim Marco Polo-Argali eine starke Trophäe sehr wichtig ist, für den hat Tadschikistan klare Vorteile gegenüber Kirgisien.
 
In den besten Argaligebieten des tadschikischen Pamir liegt die durchschnittliche Schneckenlänge der Marco Polo-Trophäen zwischen 48 und 52 Inch. Starke Widder bringen es hier auf 53 bis 56 Inch, ganz starke auch drüber. Jedes Jahr werden im Pamir auch einige wenige Ausnahmetrophäen in der Klasse zwischen 58 und 62 Inch erlegt, sogar bis 64 Inch (das sind die Maße des SCI-Weltrekords, der im Pamir zur Strecke gekommen ist).
 
Im Oktober vorigen Jahres habe ich mit dem Schafjäger und JAGEN WELTWEIT-Abonnenten Thomas Lemmerholz und zwei mexikanischen Jägern in einem der besten Marco Polo-Camps nahe Murgab gejagt. Nach nur wenigen Tagen lagen drei starke Widder (und ein Steinbock) auf der Strecke: mit Schneckenlängen von 61, 58 und 56 Inch. Auch zwei amerikanische Jäger, die gleichzeitig mit uns von einem anderen Camp aus jagten, waren erfolgreich (mit zwei Marco Polo-Widdern von jeweils 54 Inch).
 
Die Jagden sind logistisch sehr aufwendig, strapazieren wegen der langen Anreise, der großen Höhe des Jagdgebietes und der anstrengenden Jagd in einem erhöhtem Maße die Psyche des Jägers. Nicht jeder ist dem gewachsen, nicht jeder verkraftet so einfach ständige Kopfschmerzen auf 4 500 Meter über NN, täglichen Durchfall und Schlaflosigkeit.
 
„Einmal Pamir sehen und sterben“ – es scheint, dass alle Marco Polo-Jäger nach diesem Motto ihre Pamir-Jagden planen und durchführen, was auch richtig ist. Der Pamir ist wirklich das Größte, und wer ihn und seine prächtigen Argalis gesehen hat, kann sich glücklich preisen. Er wird sich sein Leben lang an die weite Pamir-Hochebene und den blauen Himmel erinnern.
 
Sewerzow-Argali
Auf das Vorhandensein des Sewerzow-Argali (Ovis ammon severtzovi) auf dem Territorium Tadschikistans hat 1968 als erster der russische Wildbiologe Sapozhnikow hingewiesen. Nach seinen Angaben lebt diese kleinste Argali-Unterart auf den westlichen Ausläufern des Alai-Gebirges, im Turkestanischen Gebirge sowie in den Gebirgen Serawschan und Gissar.
 
Der Bestand ist hier sehr gering (nur 40 bis 50 Stück). Deshalb ist es in Tadschikistan geschützt. Eine begrenzte Bejagung ist heute nur im Gebiet seines Hauptvorkommens in Usbekistan möglich.
 
Afghanischer Urial
Im Südwesten Tadschikistans, südlich der Gebirge Gissar und Karategin sowie des Flusses Obichingou, lebt auch eine seltene Urial-Unterart: der Afghanische Urial (Ovis orientalis cycloceros). Sein Bestand Ende der 70er Jahre betrug nach Sapozhnikow kaum 10 000 Stück, nach anderen Angaben aber nur 1 400 (Frolow, Golub) oder 400 bis 600 Stück (Kosirov).
 
Gerade das Urialgebiet im Südwesten des Landes war durch politische Unruhen stark betroffen, weshalb es bis Mitte der 90er Jahre dort keine Urialjagden für ausländische Gäste gegeben hat. Heute ist die Jagd nur in ganz kleinem Rahmen (drei bis fünf Lizenzen jährlich zum Jagdgesamtpreis von etwa 10 000 US-Dollar) und nur für ausländische Jäger möglich. Die Anreise erfolgt über Dushanbe, dann fährt man 100 bis 300 Kilometer (je nach Revierlage) mit dem Jeep bis zum Jagdgebiet.
 
Gejagt wird in den Wintermonaten November bis Februar auf einer Höhe von 800 bis 2 000 Metern über NN. Im Revier ist man zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs. Realistisch gesehen dürften Trophäen zwischen 85 und 95 Zentimeter Schneckenlänge liegen.
 
Sibirischer Steinbock
Für das Areal des Sibirischen Steinwildes ist das Vorhandensein lokaler Mikropopulationen charakteristisch, das durch seinen steilfelsigen Biotop bedingt ist. Diese Biotope sind voneinander durch flache Hochgebirgsrelieffor-men getrennt, wo Steinwild aufgrund seiner ökologisch-morphologischen Eigenheiten nicht leben kann. Aus diesem Grund sind in Tadschikistan drei gut isolierte Vorkommen des Sibirischen Steinbocks vorhanden.
 
Große Populationsdichte (neun bis elf Stück Steinwild pro Quadratkilometer typischen Lebensraumes) stellte O. W. Jegorow im Baljand-Kiik-Tal (Pamir), sowie im Dschaanbai (Pamir) fest. Im Reservat „Ramit“ im Gissar-Gebirge wurden bei einer Wildzählung auf einer Fläche von 7 600 Hektar 170 Stück ermittelt. Der Gesamtbestand des Sibirischen Steinwildes beläuft sich auf einige 10 000 Stück.
 
Fast genauso wie für seine starken Marco Polo-Widder ist Tadschikistan auch für die starken Sibirischen Steinböcke aus dem Pamir bekannt. Ein Pamirsteinbock hat keine sehr langen Schläuche (im Schnitt 100 bis 110 Zentimeter, starke auch 110 bis 120), dafür in der Regel eine starke Basis, dicke Hörner und sehr ausgeprägte Querwülste. Steinbockgebiete liegen vor allem im Pamirgebirge auf einer Höhe zwischen 3 500 und 4 500 Metern über NN. Die Jagdzeit ist auf Frühling (März) und Herbst (Oktober/November) geteilt, mit fast gleichen Erfolgsaussichten. Eine zwölftägige Jagdreise (acht Jagdtage) kostet ab Dushanbe inklusive einem Steinbock rund 4 500 US-Dollar. Bei Nichterfolg werden 2 000 US-Dollar zurückgezahlt. Ein zusätzlicher Steinbock schlägt mit 2 500 US-Dollar zu Buche. Für Visum und Waffenpermit müssen rund 300 Mark bezahlt werden.
 
Markhor
Mit dem Buchara-Markhor (Capra falconeri heptneri), dem Marco Polo-Argali und dem mächtigen Sibirischen Steinbock hätte Tadschikistan ein international an Exklusivität und Einmaligkeit kaum zu überbietendes Angebot.
Die Schraubenziege ist aber nicht nur in Tadschikistan geschützt und im Bestand stark gefährdet, sondern fällt auch unter den internationalen Artenschutz. Seit 1994 wird in den EU-Ländern keine Einfuhrgenehmigung mehr für Markhor aus Tadschikistan erteilt.
 
Heute kennt man genau die Grenzen des Markhor-Areals in Tadschikistan und seine ökologischen Eigenheiten. Auf dem tadschikischen Gebiet gibt es zwei isolierte Vorkommen: Das eine ist klein und könnte ohne Schutzmaßnahmen in Zukunft verschwinden. Es umfaßt die Gebirge Sanglok und Sar-Sarak.
 
Das andere Vorkommen im Gebirge Chasratischoch und im südlichen Teil von Derwas ist stabil und stellt den Hauptbestand dar. Den Gesamtbestand schätzt Sapozhnikov auf 1 000 Stück.
 
Schwarzwild
Der Gesamtbestand des Schwarzwildes beläuft sich in Tadschikistan auf 8 000 bis 10 000 Stück und wächst ständig weiter. Denn die Einheimischen essen aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch, und tadschikische Jäger bejagen das Schwarzwild nicht.
 
Bisher wurden zwar keine großen Saujagden in diesem zentralasiatischen Land organisiert, gute und preiswerte Möglichkeiten für etwa 100 Gastjäger jährlich sind aber vorhanden.
 
Beste Saugebiete liegen in der Nähe von Dushanbe und umfassen weite Felder und lichte Flächen mit Obst- und Walnußbäumen. Die Treibjagd wäre die beste Jagdmethode, aber auch Ansitz an den Obstbäumen, zu denen Keiler ziehen, wäre erfolgsversprechend. Im vergangenen Jahr wurde eine Testjagd für drei spanische Jäger in freier Wildbahn durchgeführt, die jeden Tag acht bis zehn Stück Schwarzwild auf der Strecke hatten.
 
Die Jagdkosten belaufen sich bei einer siebentägigen Einzeljagd auf Sauen (vier bis fünf Jagdtage) auf etwa 1 500 US-Dollar. Abschußgebühren: rund 500 bis 800 US-Dollar.
 
Braunbär
Obwohl die Populationsdichte des Braunbären (sein Bestand liegt bei etwa 3 000 Stück) nicht groß ist, ist er im ganzen Land anzutreffen. Für ihn gibt es bis zu 20 Lizenzen pro Jahr. Der Braune aus Tadschikistan wiegt „nur“ 150 bis 180 Kilogramm.
 
Die Jagdgebiete liegen in der Umgebung von Dushanbe, wo der Jäger besonders im Herbst beim Ansitz an den Korn- oder Obstfeldern erfolgreich sein kann. Eine siebentägige Reise kostet rund 1 500 US-Dollar; die Abschußgebühren liegen bei 2 000 bis 3 000 US-Dollar.
 
Wolf
Wie in ganz Osteuropa und Asien hat sich auch in Tadschikistan der Wolf sehr stark vermehrt und ist zu einem ernsten Problem für Wildschutz und Bevölkerung geworden. Einheimische Jäger bekommen spezielle Prämien, wenn sie an die Jagdbehörde Wolfsbälge abliefern, während für Gastjäger der Wolfsabschuß auf den Argali- oder Steinbockjagden meist kostenlos ist. Manche westliche Agenturen verlangen für das Erlegen eines Wolfes aber auch bis zu 600 US-Dollar.
 
Weitere Wildarten
Am riesigen Kairakkum-Stausee 70 Kilometer östlich von Chodschent (früher Leninabad) werden vom 1. Oktober bis 15. Januar Was-serwildjagden auf Enten und Gänse – die hier überwintern – angeboten. Am Morgen- oder Abendstrich erwartet man 100 Schuß pro Jäger. Gejagt wird vom Boot aus oder aus den in den Schilfzungen versteckten Schirmen. Ein neuntägiges (5 Jagdtage) Pauschalprogramm inklusive Abschüsse für Gruppen ab sechs Jäger kostet etwa 2 500 US-Dollar pro Person.
 
Blauschaf und Tahr im Pamir?
Tadschikistan und sein sagenumwobener Pamir hüten aber noch viele Geheimnisse. Dort leben vermutlich auch Wildarten, die bisher gar nicht berücksichtigt und erforscht worden sind. Mitte der 80er Jahre berichtete G. N. Sapozhnikov, der Chefzoologe der Tadschikischen Akademie der Wissenschaften, in der sowjetischen Jagdzeitung „Ochota“ (Die Jagd) über Hörner und Skelette von Blauschaf und Tahr, die im Pamir gefunden worden waren.
 
Nach Sapozhnikov hat schon 1975 ein sowjetischer Geologe auf einer Pamir-Expedition im äußersten Südosten des Pamirs (Region Murgab) Hörner, Schädel und Skelett eines unbekannten Tiers gefunden. Erst 1983 kam der Fund in die Hände von Sapozhnikov, der ihn eindeutig als Himalaya-Blauschaf (Pseudois nayaur) identifizierte.
 
Als seit 1970 die Tadschikische Akademie der Wissenschaften damit begann, mit Hilfe von Flugzeugen und Hubschraubern Wildforschung und Wildzählung im Pamir durchzuführen, wurde noch eine andere Wildart entdeckt, der Himalaya-Tahr (Hemitragus jemlahicus).
 
Mehr ist darüber nicht bekannt. Seit Perestroika und Zusammenbruch der Sowjetunion fehlt das Geld für jegliche wildbiologische Forschung. Dass das vereinzelte Vorkommen von Blauschaf und Tahr möglich ist, liegt auf der Hand, weil sich der nordwestlichste Zipfel ihres Areals nicht weit vom tadschikischen Pamir befinden.
 
Als ich im Oktober vorigen Jahres meinen tadschikischen Gastgeber Aidibek nach dem Blauschaf im Pamir fragte, wußte er zunächst gar nicht, welches Tier ich meine. Erst als ich ihm sagte, dass seine Schläuche wie die eines Dagestan-Turs aussehen, wußte er sofort Bescheid.
 
Ein Freund von ihm hat zwei Falltrophäen von einem solchen Schaf im Südosten Pamirs unweit von Mugab gefunden. Er hat sie gesehen und war sich sicher, dass sie weder von einem Argali noch von einem Steinbock stammen können. Das müßte also das Blauschaf sein.
 
Während einst jede Reise ein Abenteuer war, müssen wir heute schon ein Jagdabenteuer suchen und über ein Reisebüro buchen. In Tadschikistan ist es im Paket mit drin. Sogar dem Schneemenschen könnten wir mit etwas Glück im hohen Pamir begegnen. „Auch im Pamir lebt der Yeti“ erzählt Aidibek, „mehrere Marco Polo-Jäger haben ihn schon gesehen…“
Hansgeorg Arndt

Hansgeorg Arndt

Sibirische Steinböcke zeigen in Tadschikistan dicke Basis und starke Wülste
Sibirische Steinböcke zeigen in Tadschikistan dicke Basis und starke Wülste


Hansgeorg Arndt

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Kasten:
 
 
Fotos: Toma Ivanovic und Atabek Bekmuradi 
Hansgeorg Arndt

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