Begehrte Spiralen: Nyala & Bergnyala

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Beide Arten umranken Sagen und Mythen: Äthiopische Berggeister und scheue Hexen im Süden Afrikas – die Nyalas. Unter den Drehhorn-Antilopen ähneln sich Nyala und Bergnyala nur auf den ersten Blick. Was jedoch beide Wildarten auszeichnet, ist die Faszination, die sie auf Jäger ausüben: nicht nur wegen ihrer begehrten Spiralen!

Nyalas aus Südafrika: nur die Bullen tragen Gehörne.

Nyala

Im Jahr 1896 reiste der bekannte Jäger und Naturforscher Frederick Courtnay Selous vom Matabeleland in das heute als Ndumo-Wildreservat bekannte Gebiet in KwaZulu-Natal, um Nyala-Antilopen (Tragelaphus angasi) für das Natural History Museum in London zu sammeln. Als er einen der örtlichen Führer fragte, ob und wie viele Nyala-Antilopen er zu sehen bekäme, antwortete dieser: „Die Imbala-intendi (Name in der Stammessprache für die Antilope) ist sehr gewitzt; sie lebt im dichten Dschungel und verlässt ihn nur in der Nacht. Die Imbala-intendi ist eine Hexe.“ Auch heute noch ist dies eine treffende Beschreibung dieser versteckt lebenden und faszinierend aussehenden Wildart.
Nyalas leben an den Randbereichen von Wäldern, Dickichten und dichter Ufervegetation in heißen, tiefgelegenen Gebieten. Sie sind besonders anfällig gegen plötzliche Kälteeinbrüche; bei solchen abrupten Kältestürzen gehen sogar oftmals Stücke ein. Diese Kälteempfindlichkeit ist somit limitierender Faktor der natürlichen Verbreitung der Art.
Im Vergleich zum im selben Lebensraum vorkommenden Buschbock gilt das Nyala als das Wild, das sich erfolgreicher ausbreitet. Man vermutet, dass das an den unterschiedlichen Äsungsansprüchen der Wildarten liegt. Buschböcke ernähren sich ausschließlich von Laub, Nyalas hingegen sind Gemischtäser, die sowohl Laub als auch Gras aufnehmen. In Gebieten, in denen Nyalas stärker vom Raubwild reguliert werden, koexistieren beide Arten.
In Gebieten, in denen Nyalas eingeführt worden sind, besteht die Gefahr, dass die Buschböcke von der neuen Art verdrängt werden, sofern die Nyalas nicht bewirtschaftet werden.
Für viele Landbesitzer stellt diese Drehhorn-Antilope einen hohen wirtschaftlichen Wert dar, weil die Bullen unter Afrika-Jägern eine begehrte Beute sind.
Deshalb wurde das Nyala auch in Jagdgebiete mit geeigneten Lebensräumen eingeführt und somit das Verbreitungsgebiet vergrößert. Allerdings beschränkt es sich in diesen Fällen auf inselartige Vorkommen. Heute ist die Art weiter verbreitet als jemals zuvor. In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden allein durch die Parkbehörde von KwaZulu-Natal über 8.000 Stück umgesiedelt. Ausgangspunkt der Umsiedlung waren die Game Reserves Hluhluwe und Umfolozi.

Verbreitung und Lebensraum

In Südafrika kommt es in der nördlichen Provinz, im Zululand, in Mpumalanga und KwaZulu-Natal vor. Es ist weit, aber nicht flächendeckend verbreitet. Andere Vorkommen liegen in heißen, tiefgelegenen Gebieten im nördlichen und südlichen Simbabwe und in Mosambik in der Landesmitte. Auch in Namibia kann es auf einigen Farmen bejagt werden, es ist dort aber nicht autochthon.
Dichte Waldgebiete und Dickichte mit Wasserzugang sind bevorzugte Lebensräume. Trockene Savannen werden, solange das vorhandene Gras eine gute Qualität aufweist, saisonal und für kurze Zeit mit genutzt.

Merkmale

Die Geschlechter unterscheiden sich stark: Die Bullen erreichen Gewichte bis zu 120 Kilogramm und sind wesentlich stärker als weibliche Stücke. Auch in der Farbe der Decke unterscheiden sie sich deutlich: die Bullen sind schwarzgrau, die Tiere haben eine rötlichbraune Deckenfarbe.
Bis zum Alter von einem Jahr ähneln die jungen Bullen stark den weiblichen Stücken. So rufen sie keine innerartliche Aggression hervor und werden in den Kleinrudeln geduldet. Danach werden sie aus den matriarchalisch bestimmten Rudeln ausgestoßen.
Vom Trägeransatz bis zum Spiegel tragen die Bullen eine auffällig helle Mähne. Den Träger und die Bauchunterseite ziert eine dunkle Mähne. Die Schulterhöhe beträgt bis zu 130 Zentimeter. Die Tragzeit dauert rund 220 Tage.
Weibliches Wild wiegt bis 60 Kilogramm. Männliche und weibliche Kälber ähneln sich während des ersten Lebensjahres stark im Aussehen.

Lautäußerungen

Als Warnruf stoßen Nyalas ein gutturales, heiseres „Bellen“ aus. Weibliche Stücke kommunizieren mit ihren Kälbern über ein leises, kehliges Schnalzen. Bei Gefahr schrecken beide Geschlechter.
Da Nyalas einem hohen Feinddruck ausgesetzt sind, leben sie mit anderen Arten in einer quasi-symbiontischen Beziehung: So reagieren sie auf die Warnlaute anderer Antilopen. Auch die Schreie und das laute Gezeter von Pavianen veranlassen sie zur Flucht.
Mit Pavianen gibt es eine weitere interessante Wechselbeziehung: Die Drehhorn-Antilopen folgen den Affen ganz gezielt, wenn die Bäume Früchte tragen. Da viele der sonst unerreichbaren Früchte zu Boden fallen, wenn die Affen in den Kronen fressen, fällt für die Antilopen einiges ab.

Äsung

Nyalas sind Gemischtäser, die sowohl Gras und Laub, als auch Zweige und Triebe aufnehmen.

Fortpflanzung

Es gibt keine feste Brunftzeit. Während des gesamten Jahres kommt es zur Fortpflanzung, allerdings mit Schwerpunkten im Frühling und Herbst und einem entsprechenden Anstieg der Geburten, der im Frühjahr stärker ausfällt als im Herbst. Die Tiere sind über eine Dauer von etwa 19 Tagen brunftig. Durchschnittlich stehen die Bullen zwei Tage bei den weiblichen Stücken, die aber nur während eines Zeitraumes von gut sechs Stunden aufnehmen können.
Mit einem Alter von 14 bis 18 Monaten nehmen die Stücke zum ersten Mal auf. Zwillinge sind selten (einmal in 217 Fällen im Untersuchungsgebiet Ndumo), gewöhnlich führt das Tier ein Kalb. Die gesetzten Kälber wiegen zirka fünf Kilogramm.
Die Tragzeit dauert 220 Tage; in Ndumo lagen durchschnittlich 297 Tage zwischen den Geburten. Bullen haben keinen saisonalen Sexualzyklus.

Sozialsystem

Die Art lebt nicht streng territorial voneinander getrennt. Beide Geschlechter haben überlappende Streifgebiete; die der Tiere sind dabei doppelt so groß wie die der Bullen. Das weibliche, brunftige Stück wählt den potenziellen Partner aus, der durch sein Imponiergehabe Eindruck zu machen versucht.
Um zu imponieren, macht sich der Bulle so groß wie möglich: Er zeigt sich in voller Breitseite, stellt die langen Haare mitsamt des Wedels auf und zieht steifbeinig, in ausgeprägt langsamer Gangart in einer Art Wiegeschritt am Tier vorbei.
Als stabilster Verband ist die so genannte Haremsgruppe zu sehen: Ein erwachsenes Tier mit Kälbern einer oder mehrerer Generationen. Herden, die bis zu 30 Stücke umfassen können, bestehen aus mehreren Haremsgruppen.
Auch die Bullen stehen für eine gewisse Zeit in reinen Herrengruppen. Sie sind aber nicht streng organisiert und verändern sich in Anzahl und Zusammensetzung. Sie dienen der Feindvermeidung und sind lockere Äsungsgemeinschaften. Die Bullen in diesen Gruppen sind die jungen Stücke, die mit einem Alter von zwölf bis vierzehn Monaten aus den matriarchalischen Herden ausgestoßen werden, bis hin zu mittel-alten Bullen. Im Alter werden sie zu Einzelgängern.

Jagd

Am Erfolg versprechendsten ist die Pirsch in den frühen Morgen- und Abendstunden in Kombination mit gelegentlichen Ansitzen an Wechseln.

Jagdzeit und Preise

In Südafrika kann von Februar bis November auf Nyalas gejagt werden. Am besten sind hier die Monate Juni bis Oktober. Die Trophäenkosten liegen für die Erlegung zwischen 800 und 1.500 Euro. Hinzu kommen Tagessätze zwischen 100 und 250 Euro. (Stand 2004)

Die weiblichen Stücke sind fuchsrot gefärbt.

Fotos. Werner Layer, Mark Dedekind

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Normalerweise sind Bergnyalas stumm. Bei Gefahr schrecken aber Tiere und Bullen mit einem lauten, dunklen „Bö“, das den Trupp zur Flucht animiert. In der Flucht wird der Wedel auf und nieder bewegt. Er gibt so für die nachfolgenden Stücke ein optisches Signal.

Fortpflanzung

Bergnyalas brunften im Dezember und Januar, die Kälber werden zwischen April und Juni gesetzt. Zwillingskälber sind sehr selten. Die Kälber werden während der ersten Lebenswochen in dichtester Vegetation abgelegt, später werden sie von den weiblichen Stücken zwei Jahre lang geführt.
Potenzielle Räuber sind Leopard und Löwe, wobei letzterer im Verbreitungsgebiet der Bergnyalas selten ist. Bevorzugt werden Kälber und junge Stücke vom Leoparden geschlagen. Kleinere Räuber wie Serval oder Schakal spielen nur eine geringe Rolle. Gefahr droht den Bergnyalas aber durch Zerstörung des Lebensraumes durch Ackerbau und Viehzucht. Und nicht zu vergessen: Auch Wilderei spielt eine Rolle.
Bergnyalas sind dämmerungs- und nachtaktiv. Ausgewachsene Bullen haben kürzere Aktivitätszeiten als weibliche Stücke. Sie verlassen die schützende Deckung häufig nur im letzten Büchsenlicht und ziehen in der Morgendämmerung früh wieder ein. In von Menschen ungestörten Gebieten kann aber auch jederzeit mit Bergnyalas gerechnet werden.
Noch eins ist auffällig: Die Antilopen bleiben in dichter Deckung, wenn es entweder sonnig und trocken ist oder aber nasskalt. Das Äsen wird häufig unterbrochen; die Stücke suchen dann Schutz in guter Deckung. Wenn ein Stück die Deckung verlässt, ist es extrem vorsichtig. Es wurde zum Beispiel ein Bulle beobachtet, der fast eine halbe Stunde „stocksteif“ am Deckungsrand verhoffte, bis er schließlich auswechselte.
Ruhende Trupps von Bergnyalas sind sehr schwer anzupirschen. Sie sitzen meist so, dass das gesamte Gelände rundum sondiert werden kann. Nur wenn sie äsen, lassen Bergnyalas die Vorsicht fallen. Dann sind die Häupter am Boden, und der Wedel schwingt von Seite zu Seite.

Jagdzeit und Preise

Die Bergnyala-Jagd ist eine strapaziöse Angelegenheit. Man braucht eine gute Kondition, denn es wird ausschließlich zu Fuß gejagt. Die Lizenzkosten sind hoch: 5.000 US-Dollar werden für eine Bergnyala-Lizenz fällig. Je nach Veranstalter kostet ein Jagdtag zwischen 650 und 1.100 US-Dollar, und durchschnittlich werden 14 Tage gebucht. (Stand 2004)
Erst 1908 ist diese Antilopenart entdeckt worden. Kein Wunder, denn ihr Lebensraum sind die zur damaligen Zeit ziemlich unerforschten Bergwälder und Heiden des Hochlandes von Äthiopien. Das Bergnyala (Tragelaphus buxtoni) ist, neben dem Walia-Steinbock, eine endemische Art. Das bedeutet, dass es nur hier sein Vorkommen hat.

Verbreitung und Lebensraum

Heute leben Bergnyalas nur noch im Bale-Massiv (Provinzen Arussi und Bale). Ihr Verbreitungsgebiet beträgt 3.900 von ehemals 5.200 Quadratkilometern, was auf die Zerstörung ihres Lebensraumes zurückzuführen ist. Dem Namen entsprechend werden die Hochlagen zwischen 3.000 und 4.200 Meter Meereshöhe bevorzugt. Wälder, Buschland, Moore und Heiden bilden hier einen Flickenteppich der Vegetation.

Sozialsystem

Bergnyalas ziehen in kleinen Gruppen bis zu zwölf Stück. Wissenschaftler haben eine durchschnittliche Truppgröße von vier bis sechs Stück festgestellt. Diese Trupps bestehen aus Tieren, Kälbern und Jährlingen; bei der Hälfte der Beobachtungen wurden auch Bullen bei diesen Trupps gesichtet. Jungbullen schließen sich ebenfalls zu Trupps zusammen, in denen die Hierarchie durch Kämpfe untereinander ausgemacht wird. Alte Bullen sind Einzelgänger.
Der Bestand beträgt 2.000 bis 4.000 Stück. Die lokale Bestandsdichte schwankt sehr stark: vom Bale Mountain Nationalpark werden Dichten von bis zu 20 Exemplaren pro 100 Hektar berichtet, während in andern Gebieten des pozentiellen Lebensraumes der Bestand bei null bis zu elf Bergnyalas pro 100 Hektar liegt.
In der Trockenzeit lösen sich die Trupps der weiblichen Stücke auf, und die Bergnyalas besiedeln dann einen größeren Lebensraum. In der Regenzeit hingegen ziehen sie sich auf ein Streifgebiet von etwa fünf Quadratkilometern zurück. Die Streifgebiete der Bullen sind mit 20 Quadratkilometern deutlich größer.
In der Regenzeit suchen Bergnyalas Schutz in den Wäldern der Berglehnen des Hochlandes, weil die Witterung in der Höhe ziemlich rau ist. Gleichzeitig stehen dann hier aber auch Grasländereien als Äsungsflächen zur Verfügung. Durch Blitzeinschläge in der Trockenzeit brennen die Grasflächen ab, und sie begrünen sich mit Einsetzen der Regen wieder.

Merkmale

Bergnyalas äsen Sträucher, Kräuter, Gräser, Farne und Flechten. Beim Schöpfen sind sie noch nicht beobachtet worden. Möglicherweise ist der Wassergehalt der Äsung so hoch, dass Schöpfen nicht notwendig ist. Wie bei allen Drehhorn-Antilopen sind die Bullen deutlich stärker. Weibliche Stücke wiegen zwischen 150 und 200 Kilogramm, Bullen bringen bis zu 300 Kilogramm auf die Waage.
Die Decke der Bergnyalas ist im Sommer glatt und glänzend, während sie im kälteren und feuchterem Winter ruppiger wird. Grundfarbe ist eine Mischung aus Kastanienbraun und Grau. Alte Bullen sind dunkel-graubraun gefärbt und unterscheiden sich so von jüngeren, die mehr Braun und weniger Grau in ihrer Decke zeigen.
Junge weibliche Stücke sind rötlich-braun. Auch sie zeigen im Alter mehr einen grauen Farbton, werden aber nicht so dunkel wie die Bullen. Die Bauchseite ist fahler gefärbt als der Rücken, und die dunklen Läufe zieren weiße Flecken. Typisch für die Gattung Tragelaphus sind die weißen Fleckenmuster am Haupt und die hellen Streifen an den Flanken.
Die weißen Flecken bilden auf der Stirn einen Winkel, und die Wangen zieren zwei helle Flecke. Am Träger ist im Bereich des Schlundes ein kragenförmiger heller Fleck zu finden, der sich als Halbmond am Stich wiederholt. Der buschige Wedel ist auf der Unterseite weiß. Er wird bei der Flucht aufgestellt und dient dann als optisches Zeichen im Halbdunkel der Bergwälder.
Bullen haben im Gegensatz zum Nyala keine Mähne am Träger. Sie tragen aber eine weiße Mähne am Rücken, die wie ein Kamm vom Nacken bis zum Wedel reicht, in einer Hautfalte liegt und aufgestellt werden kann. Nur die Bullen tragen ein Gehörn, das bei alten Stücken eineinhalb bis zwei Windungen zeigt. Es ist dunkelbraun gefärbt und zeigt elfenbeinfarbene Spitzen. Die Hornlänge variiert zwischen 85 und 120 Zentimetern. Das vom Entdecker Ivor Buxton im Jahre 1908 erlegte Exemplar maß 94 Zentimeter entlang der Spirale, hatte eine Basis von 23,5 Zentimetern und eine Auslage von Spitze zu Spitze gemessen von 53,3 Zentimetern.

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