Für den Profi

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Eine technisch perfekte Großwild-Büchse ohne überflüssige Spielereien in einem Kaliber mit hoher Stopp-Wirkung – das ist das „Arbeitsgerät“, das der professionelle Jagdführer wirklich braucht. Dass so etwas auch für den Jagdgast gut zu gebrauchen ist, steht außer Frage. Büchsenmacher Reimer Johannsen baut mit der Professional im Kaliber .505 Gibbs einen Repetierer, der genau darauf zugeschnitten ist.

Johannsen-Repetierer
Der Repetierer von Johannsen ist so etwas wie eine Lebensversicherung.
 
Die seitliche Auszieher-Feder wurde verlängert, und der Auszieher weist einige spezielle Details auf, die der Funktionssicherheit zugute kommen. So verfügt die Kammer über einen um 20 Grad hinterschliffenen Winkel, in den die Auszieher-Kralle einrastet, sobald der Kammerstängel beim Öffnen auch nur etwas gedreht wird. Sitzt eine Patronenhülse fest, womit beim „heißen“ Kaliber immer zu rechnen ist und wird der Kammerstängel mit Kraft angehoben, hat der Auszieher keine Möglichkeit mehr, nach rechts auszuweichen, da er absolut festgelegt ist. Damit lässt sich jede festgeklemmte Hülse ausziehen – wenn der Schütze nur mit ausreichend Muskelkraft auf den Kammerstängel einwirkt.
 
Die rechte Seite der Verschlusshülse hat, dort wo der Auszieher läuft, eine Ausfräsung, die es dem Auszieher erlaubt, seitlich auszuweichen, wenn die Kammer nach vorn geschoben wird und über den Rand einer bereits im Patronenlager sitzenden Hülse oder Patrone zu gleiten. Sollte sich durch irgendeinen Umstand bei offenem Verschluss mal eine Patrone im Lager befinden, kann sie so einfach und schnell herausrepetiert werden.
 
Der Magazinkasten wird ebenfalls aus dem Vollen gefräst, und damit der Schaft nicht zu bauchig wird, sitzt unten ein hohler Rigby-Deckel, der für die notwendige Magazinkapazität von 3+1 sorgt. Dieser massive Deckel gibt der Büchse ein sehr markantes Aussehen.
 
Als Abzug wird ein Recknagel-Flintenabzug eingebaut, der ohne Vorzug sehr trocken auslöst und ein Abzugswiderstand von 1500 Gramm aufweist. Eine feinere Einstellung wäre möglich, ist aber bei einer Büchse dieser Art nicht zu empfehlen. Technisch ist dieser Abzug dem Timney-Abzug nachempfunden, doch Recknagel baut diese Flintenabzüge mit Stahlgehäuse. Für eine Großwildbüchse sicher die bessere Wahl, als der originale Timney-Abzug mit Aluminiumgehäuse.
 
Als Sicherung verwendet Johannsen die originale Mauser-Flügelsicherung, die an Sicherheit nicht zu übertreffen ist. Bei einem Repetierer, der ohne Zielfernrohr geführt wird, gibt es nichts Besseres. Der Kammerstängel ist sehr lang und steht so weit vom Schaft ab, dass ein bequemes Handling möglich ist.

Jede Menge Ringe

Der 60 Zentimeter lange Lauf stammt von Lothar Walther und hat einen Mündungsdurchmesser von 19,5 Millimetern. Kornträger, Visiersockel und vorderer Riemenbügel sind jeweils mit einem Ring über den Lauf gezogen und verlötet.

 
Das klassische Expressvisier hat eine weite U-Kimme mit drei Millimeter Kimmenausschnitt und ist auf 50 Meter eingeschossen. Die beiden dahinter liegenden Klappkimmen sind mit einem Millimeter Kimmenausschnitt wesentlich feiner und sind für die 75- und 150-Meter Distanz. Als Korn dient ein Klappkorn nach Holland&Holland, das neben dem feinen Messingperlkorn noch über ein dickeres, weißes Kunststoffkorn verfügt, das sich einfach über das feine Korn klappen lässt. So kann je nach Kimmenausschnitt, Distanz oder Lichtverhältnissen die passende Kimme/Korn-Kombination gewählt werden.
 
Der vordere Riemenbügel ist mit einem Abstand von 28 Zentimetern zum Laufende hin angebracht und ermöglicht ein bequemes Tragen der 4,5 Kilogramm schweren Büchse.
 
Bei einem Kaliber wie .505 Gibbs ist eine gute Schäftung extrem wichtig. Die Rückstoßkräfte sind enorm, und hier muss einmal die Einpassarbeit des Systems exakt vorgenommen werden, damit der Schaft später nicht reißt. Und die Schaftform muss so ausfallen, dass die Rückstoßkräfte optimal auf die Schulter des Schützen übertragen werden. Die Professional hat einen geraden, nach hinten leicht ansteigenden Rücken und eine kleine, deutsche Schaftbacke. Als Schaftabschlüsse dienen vorn eine angesetzte Nase aus Büffelhorn und hinten eine breite, 2,5 Zentimeter dicke Gummischaftkappe in „Englisch Rot“.
 
Der flach gehaltene Pistolengriff endet in einer Stahlkappe. Vorderschaft und Pistolengriff sind fein mit Fischhaut verschnitten, wobei die Fischhaut um den Pistolengriff ganz herumläuft und auch die Unterseite des Vorderschaftes bedeckt. Eine sehr griffige Angelegenheit.
 
Eine doppelte Querstollenabstützung sorgt für eine bessere Verteilung der Rückstoßkräfte auf den Schaft. Die Schaft-Gestaltung ist konsequent für den Schuss über Kimme und Korn ausgelegt, und beim Anschlag ist der Schütze, wenn die Schaft-Länge passt, sofort im Ziel. Auch optisch ist der aus gut gemasertem Nussbaumholz gefertigte und sorgsam polierte Schaft eine Augenweide.

Magazindeckel
Der Magazindeckel ist hohl. Dadurch passt eine Patrone mehr hinein. Zum Entladen lässt sich der Deckel abklappen.


Tabellen:
Technik auf einen Blick
Kasten:
Vorteile & Nachteile
Folgeseiten:
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Fotos: Norbert Klups

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