Zwei Jagden auf Steinbock, die unterschiedlicher nicht enden können: Zuerst geht es nach Kasachstan mit einem Rekordbock, dann ins schroffe Kirgisien, von wo der Jäger ohne Trophäe den Heimweg antritt. Eines haben beide Reisen jedoch gemein – die ungeteilte Freude am Erleben einer echten Wildnis-Jagd, wo der Weg tatsächlich das Ziel bedeutet…
Sagenhafte 146 Zentimeter messen die Schläuche dieses Rekord-Steinbocks aus Kasachstan. |
Von Renatus Andreoli
Durch unsere Alpenheimat bedingt, sind wir Schweizer begeisterte Bergjäger. Was gibt es Schöneres, als auf dem Dach von Europa auf Gams und Steinbock zu waidwerken? Nur, schöne Berge und wunderbares Bergwild gibt es nicht nur in den Alpen. Mich hat es deshalb immer gereizt, mein Waidmannsheil auf einen außergewöhnlichen Steinbock auch im Herzen Asiens zu probieren.
Viel Inspiration dazu fand ich auf den Seiten von JAGEN WELTWEIT: Schöne Bilder, spannende Berichte über Steinbock-Jagden in Kasachstan, Kirgisien oder in der Mongolei. Jahrelang hatte ich darüber nachgedacht und innerlich beschlossen, eine solche Jagdreise mit meinem Jagdfreund Simon zu unternehmen.
Anfang des Jahres 2004 flog ich mit meiner Frau zur Jagdmesse nach Dortmund. Ich wollte nicht einfach nach einem Telefonat und Katalogstudium über eine Jagdagentur eine Steinbockjagd in Asien buchen, sondern vorher darüber mit Jägern, örlichen Outfittern und Jagdvermittlern persönlich reden.
Warum nicht Garantiejagd?
Weil das meine erste Asienjagd sein sollte, empfahl man mir, einfach eine Garantiejagd auf einen Spitzen-Steinbock in Kasachstan zu buchen. Das Risiko lag dabei allein auf der Seite des Veranstalters. Denn wenn der Steinbock nicht erlegt wird, bekommt der Jäger sein Geld (auch das für sein Flugticket) zurück.
Warum also nicht eine Garantiejagd Mitte Juli? Auch wenn der Preis fast dreimal so hoch war wie auf einer normalen Steinbockjagd in Kasachsten. Unglaubliche 135 Zentimeter Hornlänge wurden versprochen.
Das schien mir etwas übertrieben. Gut. Das war nicht mein Problem, sondern das des kasachischen Outfitters Sergei. Aber im Gespräch mit ihm hatte ich doch das Gefühl, es könnte wirklich klappen. Also entschied ich mich, mein Glück auf solch einen Bock zu probieren.
In der folgenden Zeit brachte ich mich mit kleineren Bergtouren im Schweizer Averstal ein wenig in Schuss. Auch wöchentliches Schießtraining, wie übrigens jedes Jahr, habe ich regelmäßig betrieben. Zwei Wochen vor der Abreise wurde der 8×68 S-Lauf auf meinem Blaser Repetierer R 93 Offroad montiert und eingeschossen. Dann standen verschiedene Schießübungen auf 100 Meter und auf die 50-Meter-Laufscheibe auf dem Programm.
Kurz vor der Abreise hatte ich noch Gelegenheit, auf 200 und 300 Meter Distanz ausgiebig Probe zu schießen. Auf 200 Meter eingeschossen, fiel das 11,7-Gramm-Kegelspitzgeschoss von RWS 30 Zentimeter auf 300 Meter. Auf der Gamsscheibe oben am Gamsbart angehalten, saß der Schuss mindestens im Neuner-Kreis.
Unterdessen waren auch die letzten Einkäufe getätigt. So sollte jetzt eigentlich alles bereit sein, diese Bergjagd erfolgreich durchzuführen. Ein letztes Telefonat vor der Abreise klärte noch offene Fragen. Am Sonntagabend, dem 14. Juli 2004, holte ich Simon am Bahnhof in Landquart ab, da er die Nacht vor unserer Abreise bei mir verbringen sollte. Zusammen mit ihm wurde nochmals das Gepäck überprüft und richtig zusammengestellt.
Früh am 15. Juli fuhren wir los Richtung Flughafen Zürich-Kloten. Der Flug mit Zwischenlandung in Frankfurt am Main bis nach Almaty in Kasachstan verlief planmäßig und ruhig. Um 22.50 Uhr Ortszeit landeten wir in der ehemaligen kasachischen Hauptstadt. Den Dienstag verbrachten wir in Almaty, am Mittwoch ging es dann mit dem Outfitter Sergei zusammen los: über Taldy-Kurgan und Sarkand Richtung Nordosten über eine Strecke von über 600 Kilometer zum ersten Basiscamp am Alakol-See.
Fotos: Simon Camastral
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600 Kilometer von Almaty entfernt: das Basiscamp. Erst spät in der Nacht trafen wir nach vielstündiger Fahrt ein.
Lange Anreise zum Außencamp
Wir trafen erst um drei Uhr in der Nacht zum Donnerstag ein. Bei Tee und einem kleinen Imbiss redeten wir mit Sergei bis zum Sonnenaufgang, den wir gemeinsam genossen und fotografierten. Der Zeitpunkt für die Weiterfahrt in die Gipfelregion war auf 13 Uhr angesetzt.
Die Abfahrt verschob sich, und am späten Nachmittag konnten wir zum zweiten Basiscamp hochfahren, das auf halber Höhe am Berg lag. Der Weg hinauf war steil und glich stückweise eher einem Bachbett. Das Camp bestand aus einem geräumigen Schlafzelt für Jäger, einem Küchenzelt, einer Speisejurte, einem Duschzelt und einem Zelt für die Mannschaft.
Am nächsten Morgen war Abfahrt mit einem kleinen Lastwagen hoch in die Berge ins eigentliche Jagdcamp, von wo aus die Jagd beginnen sollte. Es war ein unglaublicher Weg hinauf. Für mich war es unfassbar, dass man eine solche Wegstrecke mit einem Laster bewältigen konnte. Nach drei Stunden erreichten wir endlich das Jagdcamp. Das Personal und die Jagdführer empfingen uns äußerst freundlich.
Sergei hielt sofort eine Besprechung mit seinen Guides ab, um in Erfahrung zu bringen, wer einen kapitalen Bock gesichtet hatte. Diese waren schon längere Zeit im Gebiet als Kundschafter unterwegs, um einen solchen Bock zu bestätigen. Die Wahl Sergeis fiel auf Alibek und Talgat als unsere Führer, zwei erfahrene und ortskundige Jäger.
Nach dem Mittagessen wurde alles, was wir für einen Aufenthalt von vier bis fünf Tagen draußen in der Gipfelregion in einem kleinen, mobilen Außencamp benötigten, zusammengepackt. Dies geschah sehr sorgfältig, sodass es auch bei einem Wetterumschwung an nichts fehlen dürfte.
Auf dem Pferderücken
Am frühen Nachmittag waren die Pferde beladen, und es konnte losgehen. Zuerst ritten wir auf dem Plateau. Viele Berge in Kasachstan sind oben ziemlich flach, ganz anders als an den meisten Orten in unseren Alpen. Dann aber dachte ich, ich sehe nicht richtig, als Talgat sich anschickte, auf der anderen Seite die steile Flanke hinunter zu reiten.
Als mein Pferd folgte, fiel ich beinahe aus dem Sattel. Im letzten Moment konnte ich mich aber am hinteren Sattelbügel noch festhalten. So ritten wir ein steiles Tal hinunter, bis wir zu einer Hirtenjurte kamen. Kasachische Bergbauern empfingen uns sehr freundlich und luden uns in ihre Jurte ein. Sie bestand zur Hälfte aus Erdboden, die hintere Hälfte war leicht erhöht und mit traditionellen bunten Teppichen belegt.
Ich saß als Hauptgast gleich neben dem Familienoberhaupt, wie es hier üblich ist. Aus einer großen Plastikkanne bekamen wir Kamelmilch zu trinken. Nach der ersten Tasse, die Simon und ich nur mit Mühe hinunterbrachten, wurde sofort nachgeschenkt.
Danach ritten wir weiter, die ganze Zeit parallel zum Berghang, durch steile Halden, über Tobel und Bergrücken bis zu einem großen Tal-Einschnitt. In diesem Tal stiegen wir mit den Pferden durch mannshohes Gras hinunter ins Haupttal. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir auf der anderen Talseite in einer steilen Geröllhalde eine Bärin mit ihren zwei Jungen beobachten, die ebenfalls ins Tal hinunter stiegen.
Bei einbrechender Dunkelheit kamen wir in der Talsohle an und schlugen sofort unser Außencamp auf. Auf dem Gaskocher bereitete Talgat unser Abendessen vor. Nach dem Essen ging ich sofort in den Schlafsack, zumal mich auch mein Hinterteil schmerzte. Ich machte mir bereits Sorgen, wie das in den nächsten Tagen noch werden sollte, wenn nach fünf Stunden Reiten mein Hintern und die Knie schon so schmerzten. So schlief ich ein. Doch es war ein unruhiger Schlaf in dieser Nacht. Im Verlaufe der Nacht zog Bewölkung auf, und es begann leicht zu regnen.
Unermüdlich werden die Hänge nach dem bestätigten Steinbock abgeglast.
Im besten Revier der Welt
Nach dem Frühstück wurde das Camp abgebrochen und die Pferde gesattelt. Wir durchquerten einen Fluss und begannen auf einem Wildwechsel den Gegenhang hinaufzusteigen. Nach eineinhalb Stunden waren wir an der Waldgrenze angelangt.
Dort suchten wir mit unseren Gläsern erst einmal alles ab. Auf einen Kilometer Distanz machten wir ein paar geringe Böcke und Geißen mit Kitzen aus. Wir ritten weiter bis zuhinterst ins Tal und dann die Bergflanke hoch bis auf den Grat. Beim Aufsteigen konnten wir an der linken Bergflanke mehrere Steingeißen und einige jüngere Böcke ausmachen. Schon auf weite Distanz hatten wir vorher auf dem Grat kurz einen starken Bock gesehen.
Auf dem Grat angelangt, flüchtete ein Argalischaf geradewegs unter zwei guten Steinböcken durch, die auf etwa 400 Meter Distanz auf einem Felsen ruhten. Diese zwei Böcke waren dann natürlich auch weg.
Auf einem kleinen Plateau machten wir Mittagsrast. Ich nutzte die Gelegenheit aus, um ein Stück vorne an einem Grat auf Beobachtungsposten zu gehen. Von hier aus hatte man Einblick in eine riesige, steil abfallende Geländekammer. Diese bestand aus Geröllhalden, Felsrücken und einigen Grasflächen. Nach kurzem Abglasen entdeckte ich eine größere Gruppe von Steinböcken. Mit dem 60-fachen Spektiv machten wir einen sehr starken Bock mit extrem weiter Auslage aus.
Der herbeigeeilte Alibek schätzte die Hornlänge auf über 125 Zentimeter. Wir beschlossen, diesen Bock anzupirschen, auch wenn er nicht zur Garantieklasse gehörte. Ich hatte sowieso vor, zwei starke Böcke zu erlegen.
Wir stiegen also hinter der Gratkante über den Bock. Als Alibek etwas unvorsichtig über die Kante schaute, nahm ihn ein Bock wahr, der auf 200 Schritt unter uns ruhte. Sofort kam Bewegung in den Hang. Schnell versuchten wir uns einen Überblick zu verschaffen. Dies war bei dem Durcheinander äußerst schwierig. Einen Bock, der gerade unter uns hinter einem Felsen verschwand, sprach Alibek als den Gesuchten an und forderte mich zum Schießen auf.
Aber plötzlich verhoffte ein Bock an einer Felswand mehr links unter uns. Das war der Gesuchte und schon sprang er ab. Ich verfolgte ihn im Zielfernrohr und als er das erste Mal verhoffte und breit stand, schoss ich. Es stob über dem Bock, und jetzt flüchtete Steinwild in alle Himmelsrichtungen. Es war schwierig, zu zählen. In jedem Fall war es eine ganze Menge. Den Bock hatte ich knapp überschossen. Wir konnten ihn später mit andern Böcken aus der Geländekammer ziehen sehen. Talgat sagte uns nachher, er habe um die hundert Stück Wild gezählt. Ich war sehr enttäuscht.
Also weiter. Nach etwa zwei Kilometern stiegen wir mit den Pferden in ein Tal ab. Es war sehr steil. Deshalb liefen wir mehr mit Pferden als dass wir ritten. Weit unten schlugen wir unser Camp auf. Ich hatte keinen Hunger, trank nur etwas Tee und verkroch mich in den Schlafsack. Das Gelände hier war aber so abschüssig, dass ich samt dem Schlafsack immer mehr an die Zeltaußenwand hinunter rutschte. Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich überhaupt nicht schlafen können.
Steinböcke über 140 Zentimeter!
Bei Tagesanbruch standen wir auf, tranken etwas Tee und gingen sofort auf die Jagd. Wir überquerten den Berghang, und von der dortigen Bergkante konnten wir wieder in die Geländekammer von gestern blicken. Schon auf dem Weg dorthin sahen wir unter uns Steinwild. Es waren jedoch keine starken Böcke dabei. Für Alibek waren nur Böcke über 120 Zentimeter Hornlänge stark. Andere, so zwischen 100 und 120 Zentimetern, sahen wir auch heute reichlich.
Nach kurzem Abglasen entdeckte ich am gegenüberliegenden Berghang auf große Entfernung eine Gruppe von fünf Stück Steinwild. Mit dem Spektiv konnte Simon sie trotz der großen Entfernung relativ gut als Böcke ansprechen. Zwei waren jüngere, drei waren sehr stark, einer davon wirklich hochkapital. Seine Hörner waren lang, mit großen kreisrunden Bögen, und die Spitzen zogen weit nach vorne, was am hellen Körper als Hintergrund gut sichtbar war. Er war von der Deckenfarbe her der hellste der fünf Böcke.
Aber auch seine zwei ständigen Begleiter waren sehr stark. Wir schätzten sie in der Klasse über 130 Zentimeter ein. Später hat sich aber herausgestellt, dass alle drei im Bereich von über 140 Zentimetern liegen mussten! Den stärksten, hellsten Bock schätzte Alibek auf meine diesbezügliche Frage hin auf mindestens 135 Zentimeter Schlauchlänge. Ich war sofort entschlossen, auf den Starken zu jagen. Aber wie an ihn herankommen? Wir beschlossen zu dritt – also Simon, Talgat und ich – auf den Berg zu steigen und hinter dem Grat den Kessel zu umgehen, um dann durch eine der Geländerinnen direkt zu den Böcken abzusteigen.
Nach drei Stunden waren wir auf dem Berg, überquerten die bekannten Plateaus und begannen mit dem Abstieg. Zum Glück kam in diesem Moment leichter Nebel auf, was uns den Abstieg wahrscheinlich auch gelingen lassen sollte. Denn auf mehreren Felsrücken im Kessel stand überall Steinwild, das uns sicher bemerkt hätte und geflüchtet wäre. Dies wiederum hätte unsere Böcke auf die Läufe gebracht.
Gleichzeitig begann es aber auch stark zu regnen, und wir waren in kürzester Zeit durchnässt. Nach einer weiteren Stunde hatten wir den Abstieg geschafft. Ich nahm das Gewehr aus dem Futteral und lud es. Beim letzten Felskopf, etwa 150 Schritt oberhalb der Böcke, gingen wir in Deckung. Beim Abglasen entdeckten wir 250 Meter unterhalb die zwei schwächeren Böcke auf einem Felsvorsprung. Im strömenden Regen warteten wir eine Stunde. Auf der gegenüberliegenden Seite entdeckte ich auch plötzlich den Bock mit den unverkennbaren langen Säbelhörnern, den ich am Vortag gefehlt hatte. Er ruhte an einem Stein.
Plötzlich setzte sich das Wild am gegenüberliegenden Bergrücken in unsere Richtung in Bewegung und begann zu äsen. Eine Viertelstunde später äste 250 Meter unterhalb von uns ein Rudel von Böcken, darunter auch der besagte Säbelbock. Der Kapitalbock jedoch, so waren wir uns sicher, ruhte immer noch etwa 200 Meter unter uns verdeckt an einem großen Felsen.
Plötzlich kam wieder eine größere Nebelschwade, und wir entschlossen uns, sofort noch näher hinunterzusteigen. So schnell wie der Nebel gekommen war, verschwand er auch wieder. Wir mussten uns in die nächste Deckung werfen. Dieser Platz war zum Schießen nicht gerade ideal, aber wir konnten nichts mehr ändern.
Jetzt kam plötzlich Bewegung in die für uns sichtbaren Stücke. Während ich mich noch auf die Gruppe mit dem Säbelbock konzentrierte und gleichzeitig den Starken rechts unterhalb von uns erwartete, flüsterte Simon plötzlich aufgeregt: „Der Starke kommt.“ „Wo?“ „Links unter uns ziehen sie.“ Da sah auch ich die fünf Böcke unter uns über das Geröllfeld zum gegenüberliegenden Bergrücken ziehen. „Schießen! Schießen!“ zischte es hinter mir.
Mit der vom Regen nassen Optik (wir hatten mittlerweile nichts Trockenes mehr, um diese zu reinigen) war es nicht einfach, den richtigen Steinbock in der Gruppe anzusprechen. Alle drei starken Böcke waren nur schwer voneinander zu unterscheiden. Sie zogen zügig unter uns weg und verhofften nur ab und zu für einen kurzen Moment. Plötzlich zog der Gesuchte ein wenig nach links und war für einen Augenblick breit.
Ich hatte kein gutes Gefühl wegen meiner schlechten Stellung, die ich in der Not hatte einnehmen müssen – eingeklemmt in einer Felsspalte, halb stehend, halb sitzend über einen Stein gelehnt – auf eine Entfernung von gut 200 Meter steil nach unten zu schießen.
Der Schuss traf den Bock hinter dem Blatt. Er zeichnete deutlich und startete zu einer rasanten Flucht nach oben auf den gegenüberliegenden Bergrücken. Als erster der Fünfergruppe flüchtete er aufwärts, um dann nach etwa 80 bis 100 Schritt rechts abzubiegen, während seine vier Begleiter ihre Richtung beibehielten.
An einer kleinen Felswand verhoffte der Beschossene. Die anderen vier stoppten 30 Meter oberhalb und äugten zurück. Der beschossene Bock versuchte zu den anderen hinaufzuziehen, brach jedoch zusammen. „Schießen! Schießen!“ tönte es hinter mir. Sofort durchrepetiert und ein paar Sekunden später ließ ihn ein guter Fangschuss nochmals aufwerfen und in der Flucht nach unten endgültig zusammenbrechen. Sich überschlagend, dann rutschend, kam er weiter unten zum Stillstand. Er war verendet.
Als wir beim Erlegten ankamen, sahen wir sofort, dass es sich um einen außergewöhnlichen Bock der Weltklasse handelte. Eine erste Messung der Schläuche ergab unglaubliche 146 Zentimeter. Talgat schrie „Myrowoi! Myrowoi!“ (Weltrekord! Weltrekord!). Er wusste sofort, dass es sich um den kasachischen Rekord-Steinbock handelte.
Mir war das in dem Augenblick egal. Der Anblick eines so gewaltigen Steinbocks war so überwältigend, dass ich meinen Augen nicht glauben konnte. Alles sah aus wie im Traum. Jauchzend lagen Talgat und ich uns in den Armen. Dem guten Talgat war natürlich mehr als mir bewusst, was wir hier angestellt hatten.
Simon und Talgat zogen den Bock ein Stück nach unten auf ein Felseck, und Simon begann mit dem Fotografieren. Nach einiger Zeit kam auch Alibek gelaufen. Auch seine Begeisterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Das Filmen und Fotografieren dauerte eine ganze Weile. Simon wollte gar nicht mehr damit aufhören. Mich hat nichts mehr gestört. Es regnete immer noch. Auch egal. Dann war Ruhe.
Diese Böcke gibt es wirklich
So ging mein Abenteuer Steinbockjagd in Kasachstan mit seinen bleibenden Erinnerungen und Bildern zu Ende. Eine Steinbock-Jagd in Kasachstan kann ich jedem Jäger nur empfehlen, der die Natur pur in einer einmaligen Berglandschaft sucht, körperlich fit ist und bereit, einiges an Entbehrungen und vielleicht auch Strapazen auf sich zu nehmen.
So ist es – verbunden mit ein wenig Glück – jederzeit möglich, einen außergewöhnlich starken Steinbock aus dem ostkasachischen Dschungarischen Alatau-Gebirge nach Hause zu bringen. Denn das kann ich hier bestätigen: Diese Böcke gibt es dort wirklich! Ich habe sie gesehen.