Namibia: Bald Visapflicht?

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Am 24. Mai teilte das namibische Innenministerium mit, dass das Kabinett eine Visapflicht für 31 Staaten beschlossen habe. Darunter fällt auch Deutschland.

3.000 deutsche Jäger reisen jedes Jahr nach Namibia zur Jagd. Eine Visapflicht ist ärgerlich, wird aber die Zahl der Jagdgäste wohl kaum tangieren. (Quelle: Rolf D. Baldus)

Bislang konnten deutsche Staatsbürger das beliebte Reiseland im südlichen Afrika ohne Visum besuchen. Bürger Namibias hingegen brauchen ein Visum, wenn sie in die Bundesrepublik einreisen wollen, genauso wie bei den anderen 30 Ländern auf der Liste. Diese fehlende „Reziprozität“ will die Regierung in Windhoek nicht mehr länger hinnehmen. Der eigene „goodwill“ sei nicht erwidert worden. Deshalb müsse man jetzt reagieren und faire, gleichberechtigte und ausgewogene diplomatische Beziehungen herstellen, heißt es. Dennoch bleibe Namibia unerschütterlich der Gastfreundschaft verbunden und bringe allen Besuchern und Touristen ein herzliches Willkommen entgegen.

Nun muss man abwarten, wie das Innenministerium den Beschluss umsetzt, der auch in Namibia umstritten ist und wohl mit dem Wahlkampf für die kommenden Parlamentswahlen zusammenhängt. Vorerst bleibt jedenfalls alles beim Alten.

Die Visapflicht wird sich sicherlich negativ auf den Tourismus auswirken, der immerhin 7% zum Volkseinkommen beiträgt und für 8% der Beschäftigung sorgt. Immerhin sind 40 % der Bevölkerung auf der Suche nach Lohnarbeit. Der Jagdtourismus hat einen wichtigen Anteil am Tourismussektor. Im Jahr 2022 kamen über 3.000 Jagdgäste, mehr als ein Drittel davon aus Deutschland. Der Jagdtourismus wird wahrscheinlich durch ein Visagebot weniger getroffen als der normale Tourismus.

Die Forderung der namibischen Regierung nach gleichberechtigten Beziehungen ist politisch nachvollziehbar. Andererseits liegen die Gründe für die mangelnde Reziprozität auf der Hand und haben vor allem mit der Gefahr illegaler Migration zu tun. Aus diesem Grunde hoben beispielsweise Kanada und Großbritannien die bestehende Visafreiheit wieder auf. In Kanada verstießen zuletzt 81% der aus Namibia einreisenden Besucher gegen Einreisebestimmungen und 71% beantragten Asyl, so eine Stellungnahme der regierungskritischen EPRA-Wirtschaftsforschungs-Assoziation in Windhuk zur angedrohten Visapflicht.

Notwendig wäre, dass die namibische Regierung diese Probleme in den Griff bekommt, meinen die Wirtschaftsforscher. Ansonsten schade eine Visapflicht nur der einheimischen Wirtschaft, ohne zur Reziprozität zu führen. Über 80% befragter Wirtschaftsvertreter in Namibia befürchteten negative Auswirkungen für Tourismus, Wirtschaft und Beschäftigung.

Ein Kompromiss könnte die Visavergabe bei der Einreise sein. Das schlägt jedenfalls die Chefin des Namibia Investment Board auf X vor, die beim Büro des Präsidenten angesiedelt ist. Da Visa allerdings in der Regel kostenpflichtig sind, hätte das lange Schlangen bei der Einreise zur Folge.

rdb

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