Zoologie der Elefanten

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Wussten Sie, dass der Elefant ein eigenes Wasserreservoire hat? Wichtiges und Wissenswertes zur Biologie der Elefanten.

Von Dr. Karl-Heinz Betz

Elefant
Nur ein einziger Backenzahn befindet sich auf jedem Kieferast, dieser wird fünfmal gewechselt. Ist der letzte abgenutzt, muss der Elefant verhungern.
Es gibt auf der Erde zwei Elefantenarten: Neben dem Asiatischen, auch Indischer Elefant (Elephus maximus) genannt, den Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana), das größte Landsäugetier (die Unterschiede der beiden Arten).
Vom Afrikanischen Elefanten gibt es zwei Unterarten, die sich allerdings an ihren Verbreitungsgrenzen vermischen: den Steppen- oder Großohrelefanten (Loxodonta a. africana) und den Wald- oder Rundohrelefanten (Loxodonta a. pumilio), der auf die Regenwaldgebiete West- und Zentralafrikas beschränkt ist.
Früher unterschied man vom Waldelefanten noch den sogenannten Zwergelefanten, der nach Meinung einiger Zoologen sogar eine eigene Art darstellen sollte (Loxodonta pumilio) oder zumindest eine dritte Unterart. Dies wird heute von den Wissenschaftlern abgelehnt und der „Zwergelefant“ als noch kleinere Standortvariante des ohnehin schon kleineren Waldelefanten betrachtet.
Die Unterschiede in den Körpermaßen zwischen den beiden Unterarten Steppenelefant und Waldelefant (Maximalmaße von Elefantenbullen) finden Sie in der Tabelle.
Über das Alter Afrikanischer Elefanten gibt es zum Teil abenteuerliche Vermutungen. So glaubt zum Beispiel der berühmte Elefantenjäger W. D. M. „Karamoja“ Bell, daß Bullen ein Alter bis zu 150 Jahren erreichen können. Tatsache aber ist, daß ein Elefant dann nicht mehr lebensfähig ist, wenn er seine Zellulosenahrung nicht mehr mechanisch zerkleinern kann. Die dafür eingesetzten Backenzähne kann ein Elefant fünfmal wechseln: Die sind bei Geburt einsatzbereit und werden
  • mit zwei bis gut drei Jahren,
  • mit vier bis gut fünf Jahren,
  • mit 10 bis 14,5 Jahren,
  • mit 25 und
  • zuletzt mit 30 bis 35 Jahren
gewechselt.
Sind diese letzten Backenzähne abgenutzt, muß der Elefant verhungern. Das ist in der Regel mit 50 bis maximal 70 Jahren der Fall, sollte er in freier Wildbahn wirklich dieses Alter erreichen. Ausnahmen sollen möglich sein.
Noch ein Wort zu den Backenzähnen: Sie sind von der Zahl her im Laufe der Evolution – zum Beispiel im Vergleich zu Cerviden oder Boviden – soweit reduziert, daß auf jedem Kieferast lediglich ein einziger Zahn in Form einer riesigen, mit zahlreichen Schmelzfalten versehenen Kauplatte übriggeblieben ist. Ist er abgenutzt, so schiebt sich von hinten oben ein neuer, nach dem oben beschriebenen Rhythmus, nach, der nach dem Ausfallen des ersten dessen Position und Funktion einnimmt. Ein solcher Backenzahn wiegt um die vier Kilogramm, erreicht eine Länge von etwa 35 Zentimetern bei einer Breite von knapp zehn Zentimetern.
Stoßzähne und Alter
Die Stoßzähne des Elefanten sind nicht etwa die Eckzähne, sondern ein paar gigantisch vergrößerte Schneidezähne des Oberkiefers, die, an der Basis offen, ein Leben lang weiterwachsen (weitere Schneidezähne und Eckzahn sind reduziert, oder können, wie der Eckzahn, nur im Milchgebiß angelegt sein).
Stoßzähne erreichen aber nie ihre potentielle Länge, weil sie von ihrem Träger vor allem als Werkzeug zum Graben von Wurzeln, Spalten von Bäumen und Herausbrechen von Rinde benutzt werden und dadurch an den Spitzen erheblich abnutzen, zum Teil sogar brechen.
Diese Abnutzung der immer leicht nach innen gebogenen Zähne geschieht nicht gleichmäßig, denn auch bei den Elefanten gibt es „Links“- oder „Rechtshänder“, die, je nach Veranlagung, die eine oder andere Seite bevorzugen. Das ist sicher auch ein Grund, warum Stoßzähne eines Paares immer unterschiedliche Längen und Gewichte aufweisen.
Bei großen Unterschieden spricht man vom „Mastertusk“ und vom „Servanttusk“. Mit dem Wachstum des Körpers wird auch das Zahnfach im Oberkiefer, aus dem der Stoßzahn herauswächst, größer, was dessen Basisumfang im Laufe der Jahre erhöht.
Im Stoßzahn befindet sich der Zahnnerv, der in der Jugend bis zur Hälfte der Gesamtlänge den Stoßzahn aushöhlen kann. Abgesehen von gewissen anlagebedingten Eigenarten wird der Nerv mit zunehmendem Alter kürzer und dicker. Das bedeutet auch, daß die ehemalige Nervenhöhle mit Zahnbein, also mit Elfenbein, zuwächst.
Dadurch erhöht sich unweigerlich das Gewicht der Zähne von älteren Elefanten im Vergleich zu denen jüngerer mit unter Umständen gleichen äußeren Ausmaßen. Als Rarität werden speziell bei älteren Elefanten auftretende Verhärtungen an den Enden der Nerven angesehen, die sich mit kleinen glattgeschliffenen Kieselsteinen vergleichen lassen.
Fährte und Alter
Für die Elefantenjagd ist die Fährte des Elefanten das „A und O“. Grundsätzlich unterscheiden sich die Abdrücke von Vorder- und Hinterfuß. Während der Abdruck des Vorderfußes fast kreisrund erscheint, ist der des Hinterfußes oval in der Längsrichtung und deutlich kleiner. Anhand der Größe kann man deutlich die Fährten von Bullen (große Bullen sollten Hinterfuß-Fährten von etwa 60 Zentimetern, in der Längsrichtung gemessen, aufweisen) und Kühen unterscheiden.
Allerdings sagt die Größe der Bullenfährte wenig über das Alter und die Trophäenqualität aus. Hierzu ist es wichtig, sich etwas intensiver mit dem Profil einer Bullenfährte auseinanderzusetzen: Junge Bullen hinterlassen relativ glatte Abdrucke, die höchstens von einem ganz feinen Muster durchzogen sind. Alte Bullen hingegen besitzen tiefe Risse in der Sohle, die sich entsprechend auch abdrücken.
Für erfahrene Fährtensucher kann ein solcher Abdruck so individuelle Charakteristika ausweisen wie ein menschlicher Fingerabdruck. Um einzelne Elefanten wiederzuerkennen, sind zum Beispiel unregelmäßige Stellungen der Fußnägel ebenfalls hilfreich.
Eigene Klima-Anlage
Wer Elefanten beobachtet hat, dem wird die häufige Bewegung der riesigen Ohren aufgefallen sein. Natürlich benutzt sie der Elefant, um unangenehme Insekten oder andere Plagegeister zu vertreiben. Aber es gibt noch einen anderen Grund: Die Rückseite dieser riesigen Körperanhängsel sind sehr stark durchblutet, und die Blutgefäße verlaufen relativ dicht unter der Haut. Der Elefant nutzt diese Einrichtung, um seine Körpertemperatur zu regeln, indem er durch Wedeln, ja sogar durch gezieltes Bespritzen mit Wasser sein Blut und damit die Körpertemperatur zu kühlen versucht.
Elefantenjäger berichten, daß sie Dickhäuter beobachteten, die sich in knochentrockener Dornensavanne mit Wasser besprühten. Als sie sich dann, selber ausgedörrt und durstig, dieser Stelle kurze Zeit später näherten, in Erwartung, hier einen Tümpel oder ein Wasserloch vorzufinden, war sie so wasserlos wie die gesamte Umgebung.
Wo bekam der Elefant das Wasser her? Es befindet sich in seinem Magen. Benötigt er Erfrischung, würgt er einen Teil in den Mundraum empor, saugt das kostbare Naß mit dem Rüssel auf (eine „Rüsselfüllung“ kann bis zu zehn Liter betragen) und versprüht es über seinem Körper oder gezielt hinter die Ohren (s. oben). Es gab sogar Fälle, wo Jäger nach tagelanger Verfolgungsjagd und der anschließenden Erlegung des Elefanten, fast verdurstet auf diese Wasservorräte im Elefantenmagen zurückgegriffen haben.

Foto: Dr. Karl-Heinz Betz

Hansgeorg Arndt

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