Sika-Wild in Irland

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Der japanische Sikahirsch (Cervus nippon nippon) wurde als erstes von Lord Powerscourt um 1860 in Irland eingebürgert. Er importierte ein kleines Rudel aus Japan, um es auf seinem privaten Besitz nahe Enniskerry in den Wicklow Mountains, südlich von Dublin, auszusetzen. Diese Gruppe gedieh gut und vermehrte sich über die Jahre, wobei immer wieder einzelne Stücke entkamen.
Ein paar Stücke aus diesem Bestand wurden umgesiedelt auf einen Besitz bei Muckross, nahe Killarney, County Kerry. Auch hier sollten sie eigentlich nur einen privaten Park bevölkern. Durch ungenügende Kontrolle und schlechte Einzäunung gelang es diesen Sikas aber bald, auszubrechen und in die dichten Eichenwälder und Hügel zu flüchten, die Killarney und die nahegelegenen Seen umgeben.

In Wicklow dauerte es immerhin bis in die 20er Jahre, bis das Rudel auf dem Powerscourt Anwesen vernachlässigt wurde und in größerer Anzahl Stücke in die umliegenden Berge und Wälder umsiedelten.

Heute lebt in den Wicklow Mountains ein Sika-Bestand von geschätzten 7 000 Stück. Sie haben sich hervorragend in die abwechslungsreiche Landschaft mit einem Mix aus offenen Hochmooren und dichtem Nadelwald eingewöhnt.
Eines der größten Probleme, neben dem Verbiß an Feldfrüchten und Bäumen, ist die Vermischung mit dem Rotwild in Wicklow. Es ist heutzutage ziemlich schwierig, auf den Hügeln von Wicklow ein reinrassiges Stück zu finden, gleich ob Sikawild oder Rotwild.

In Kerry gibt es dieses Problem zum Glück nicht. Wissenschaftler haben bis heute keine fundierte Erklärung für die Tatsache, daß in Kerry keine Vermischung zwischen Sika- und Rotwild stattfindet. Die einzig mögliche Erklärung mag sein, daß das Rotwild in Kerry den letzten verbliebenen Bestand der ursprünglich in Irland heimischen Unterart darstellt. Dieses endemische irische Rotwild ist offensichtlich für eine Kreuzung mit Sikas weniger anfällig.

Michael Herter

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