Vor den Toren Asiens

1945

Seit genau 20 Jahren ist die Jagd für Gäste in der Türkei erlaubt. In den 80er Jahren war sie ein großes Reiseziel für deutschsprachige Jäger, dann wurde es aber wegen einiger Missstände still um das Land. Ein strenges Jagdmanagement der vergangenen Jahre brachte aber Erfolge

Türkei
Türkei
Von Toma Ivanovic
Das vergangene Jahr stand bei mir im Zeichen des Steinbocks. Es hat sich so ergeben, dass ich in nur einem Jahr auf vier verschiedene Steinbockunterarten in verschiedenen Teilen Europas und Asiens jagen konnte.
Im Februar war ich in Turkmenistan im Reich des Markhors, im Hochsommer in Zentralasien auf den Sibirischen Steinbock, im Herbst auf den Alpensteinbock in der Schweiz und im Winter jagte ich mit einem Jagdfreund auf beide Bezoarunterarten im Iran.
Kurz vor Weihnachten bekam ich dann eine Einladung auf den „weltstärksten Bezoar-Ibex“ in der Türkei, gerade zur Brunft. Mein türkischer Betreuer hatte nicht zu viel versprochen. Wir sahen nicht nur gewaltige Bezoar-Böcke, sondern fanden auch den neuen SCI-Weltrekord-Bezoar, der in diesem Heft zum ersten Mal der jagdlichen Öffentlichkeit vorgestellt wird.
Nur deshalb wäre es diese Reise wert gewesen, winterliche Saudrückjagden und Winterpirsch auf starke Keiler nicht gerechnet.
Europäische Jäger reagierten nach dem New Yorker Anschlag vom 11. September bei weitem nicht so zurückhaltend auf Fliegen und Jagen in anderen Erdteilen wie nordamerikanische Jäger. Diese stornierten nicht nur ganz ihre Jagden in Pakistan und Tadschikistan, sondern bis zu 70 Prozent auch die Reisen in den Iran und sogar in die Türkei.
Weder für den Iran noch die Türkei hat es dafür aber einen Grund gegeben. Das war eine Überreaktion auf die allgemeine Verunsicherung. Zwar hat es in der Vergangenheit Anschläge auch in der Türkei gegeben, das Land gilt heute aber als sicheres Reiseland.
Davon ausgenommen sind Gebiete im Osten der Türkei, die vom türkischen Militär kontrolliert werden und in denen im Augenblick ohnehin keine Jagden veranstaltet werden.
Über die Sicherheitslage für eine Reise in die Türkei gibt das Auswärtige Amt in Berlin unter der Telefonnummer 01888-1744444 oder im Internet unter www.auswaertiges-amt.government.de Auskunft.
Einfache Anreise
Es gibt eine ganze Menge interessanter Jagdländer Asiens, die touristisch und logistisch sehr wenig erschlossen sind. Ganz anders die Türkei mit ihrem kulturgeschichtlichen Reichtum.
Neben Italien und Spanien gehört das Land zu den populärsten Reiseländern. Davon profitieren direkt auch Jäger, weil sie auch die entlegensten Jagdgebiete schnell und einfach mit Flugzeug und Auto erreichen können.
Die wichtigsten Städte der Türkei sind durch Direkt- und Charterflüge der einheimischen Fluggesellschaft Turkish Airlines und zahlreichen internationalen Fluggesellschaften (Lufthansa, Austrian Airlines) mit Westeuropa verbunden.
Die Inlandflüge werden nur von Turkish Airlines veranstaltet. Die Türkei ist heute ein moderner Industriestaat: mit gut ausgebautem Straßennetz und ausgezeichneter Infrastruktur sowie mit sehr gutem Service in allen Bereichen des Lebens, was die jagdliche Logistik stark unterstützt.
Die Jäger aus den EU-Staaten und der Schweiz brauchen für die Einreise in die Türkei kein Visum. Bei einem Aufenthalt bis zu drei Monaten können sie mit einem gültigen Reisepass oder Personalausweis einreisen.
Sowohl Einreise wie Waffeneinfuhr und Zollabfertigung sind in der Türkei ziemlich einfach. Der Jäger braucht nur eine Jagdlizenz, die aber schnell innerhalb eines Tages für die Dauer von maximal zehn Jagdtagen ausgestellt werden kann.
Deshalb ist auch eine spontane und kurzfristige Entscheidung für eine Jagdreise möglich. Eine spezielle Waffeneinfuhrgenehmigung ist nicht nötig, weil aufgrund der Jagdlizenz die Waffe in den Pass eingetragen wird.
Bei der Ausreise muss darauf geachtet werden, dass der Eintrag von türkischen Behörden wieder rückgängig gemacht wird. Bis zu drei Jagdwaffen (Mindestkaliber für Großwild beträgt 6,5 Millimeter) und 50 Patronen pro Waffe sind erlaubt.
Jagdreviere und –quoten
In der Türkei gibt es keine privaten Jagdgebiete. Jagdreviere haben zwar unterschiedlichen Status, sie gehören aber alle dem Staat.
Die Konsequenz ist, dass keine Reviere oder Jagdgebiete von Privatpersonen oder Outfittern gepachtet und in Eigenregie gemanagt werden können.
Der Auslandsjäger ist daher auf die Jagdgebiete angewiesen, die jährlich für die Jagd freigegeben werden.
In den Nationalparks, Naturreservaten und Schutzgebieten ist die Jagd nicht erlaubt. Die Schutzgebiete wechseln oft von Jahr zu Jahr, abhängig vom Bestand, und werden als solche ausgewiesen.
In den Jagdreservaten ist dagegen die Jagd mit Spezialgenehmigung erlaubt. Für alle Jagdgebiete werden jedes Jahr Abschussquoten oder eine bestimmte Anzahl von Lizenzen ausgegeben.
So standen 2001 genau 249 Steinbock- und sechs Gamslizenzen den Jägern zur Verfügung. Davon sind in der Regel zwei Drittel für ausländische Jagdgäste und der Rest für einheimische Jäger vorgesehen, die dafür weniger zahlen als die Gastjäger.
Fotos: Joe Bishop

Die Zentrale Jagdkommission des türkischen Ministry of Forestry, General Directorate of National Parks, Game and Wildlife gibt jedes Jahr eine kleine Broschüre mit Jagdregeln in türkischer Sprache heraus.
Auf etwas mehr als 100 Seiten steht alles Wesentliche über das Wild, Jagd und Jagdschutz in der Türkei für den Zeitraum von einem Jahr. Dort sind aufgelistet: Jagdzeiten, jagdbares Wild, Jagd- und Schutzgebiete sowie staatliche Trophäengebühren.
Die Türkei ist kein Billigjagdland. Ein türkischer Outfitter (nur den Reiseagenturen der sogenannten A-Klasse ist gegen Bezahlung einer teuren Lizenz überhaupt erlaubt, Jagden anzubieten und zu verkaufen) kann die Jagd- und Abschusspreise nicht frei bestimmen, sondern ist an vorgegebene staatliche Preise für Jagdtage und Trophäengebühren gebunden.
Für jeden Jagdtag muss der Outfitter zum Beispiel 60 US-Dollar an den Staat bezahlen, für Keiler- oder Steinbocktrophäen sogar eine Abschussgebühr abhängig von der Trophäenlänge.
Wildarten
Die Türkei ist größer als jedes andere Land Europas (mit Ausnahme Russlands) und hat eine landschaftliche und klimatische Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Die Palette der Wildarten ist zwar nicht sehr groß, dafür haben Hauptwildarten einen guten Bestand und relativ hohe Wilddichten sowie eine ausgezeichnete Trophäenqualität.
Schwarzwild: Zusammen mit dem Bezoar zählt das Schwarzwild zu den Hauptwildarten der Türkei. Es ist im ganzen Land weit verbreitet und sehr populär, auch unter den türkischen Jägern.
Die Keiler sind hier normalerweise nicht ganz so stark im Wildpret wie die aus Osteuropa, dafür weisen sie enorme Waffenlängen auf.
Bei Lebendgewichten zwischen 80 und 150 Kilogramm kann so ein Basse auch Waffen zwischen 23 und 30 Zentimeter tragen. Eine so hervorragende Waffenqualität ist in den anderen Jagdländern nicht oft zu finden.
Deshalb ist die Türkei nach wie vor ein exzellentes Reiseziel für den passionierten Saujäger. In keinem anderen Land kann der Jäger so gezielt fast das ganze Jahr über auf starke Keiler jagen wie in den türkischen Revieren.
Die Durchführung der Jagden ist sehr professionell; auch die Jagdmethoden sind durchdacht und angepasst an das Verhalten des Wildes und örtliche sowie jahreszeitliche Gegebenheiten.
Eine der Hauptjagdmethoden ist die Pirsch beim Mondlicht. Das sind etwa zehn Tage (fünf vor und fünf nach dem Vollmond), die der Jäger von Januar bis April sowie von August bis Oktober als günstigste Jagdzeiten nutzen kann.
Bassen mit 28,5 Zentimetern sind während der Mondpirsch bereits erlegt worden. Aber auch zu anderen Jahreszeiten lässt sich herrlich pirschen: Je nach Jahreszeit, Gebiet und Feld- bzw. Waldfrucht werden die Jagden auf starke, einzeln gehende Keiler durchgeführt.
Erfahrene türkische Jagdführer wissen genau, wo in der Zeit zwischen April und Juni als günstigste Jagdzeit die Keiler aus dem Küstengebiet im Hochgebirge zu finden sind. Sie wissen auch, wann und wo die Bassen unter den Mandel- und Apfelbäumen, unter Eichen oder auf Melonenfeldern angepirscht werden können.
Zwischen Dezember und März ist auch Ausgehen der Keilerfährte im Schnee möglich, eine klassische und populäre Jagdmethode.
In diesem Zeitraum gibt es in den Gebieten über 1 500 Meter über dem Meer normalerweise mindestens einmal in der Woche Neuschnee.
Diese Jagdmethode (die früh am Morgen praktiziert wird) kann mit der Brackenjagd kombiniert werden, bei der auch für einen Einzeljäger die Hunde auf der winterlichen Keilerjagd eingesetzt werden. Hunde finden und stellen den Einzelgänger, so dass der Jäger die Zeit hat, zum Keiler auf Schussdistanz zu kommen.
Eine Besonderheit sind Drückjagden in der Türkei, weil der Jäger zwar nicht mit großen Tagesstrecken, dafür aber mit oft einmaligen Trophäen rechnen kann. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Gebirgsjagd.
Deshalb sind größere Jägergruppen (10 bis 15 Schützen) vom Vorteil. Im Herbst werden vier bis fünf Treiben pro Tag durchgeführt, im Winter (weil die Tage kürzer sind) nur drei.
Die Tagesstrecke von etwa nur vier bis sieben Stück Schwarzwild ist zwar gering, dafür liegt der Anteil starker Bassen mit Waffenlängen zwischen 20 und 27 Zentimetern bei 30 bis 40 Prozent.
Ein Keiler hatte sogar eine Gewehrlänge von 30,5 Zentimetern, ein Abnormer maß 23,3 und 37,4 (!) Zentimeter.
Oft kommen Wölfe auf Sautreibjagden zur Strecke, die Wolfslizenz (in der Regel eine bis zwei pro Gruppe) muss aber im voraus beantragt werden (die Trophäeneinfuhr in die EU ist nicht gestattet).
Je nach Jahreszeit kann in der Türkei eine Keilerjagd sehr gut mit Skifahren oder Segeln auf Luxusschiffen kombiniert werden, was vor allem den Familienurlaub interessant macht. Auf diesen Segelreisen sind neben täglichen Besichtigungstouren auch drei Nächte für die Pirsch auf starke Keiler eingeplant.
Die Zentrale Jagdkommission des türkischen Ministry of Forestry, General Directorate of National Parks, Game and Wildlife gibt jedes Jahr eine kleine Broschüre mit Jagdregeln in türkischer Sprache heraus.
Auf etwas mehr als 100 Seiten steht alles Wesentliche über das Wild, Jagd und Jagdschutz in der Türkei für den Zeitraum von einem Jahr. Dort sind aufgelistet: Jagdzeiten, jagdbares Wild, Jagd- und Schutzgebiete sowie staatliche Trophäengebühren.
Die Türkei ist kein Billigjagdland. Ein türkischer Outfitter (nur den Reiseagenturen der sogenannten A-Klasse ist gegen Bezahlung einer teuren Lizenz überhaupt erlaubt, Jagden anzubieten und zu verkaufen) kann die Jagd- und Abschusspreise nicht frei bestimmen, sondern ist an vorgegebene staatliche Preise für Jagdtage und Trophäengebühren gebunden.
Für jeden Jagdtag muss der Outfitter zum Beispiel 60 US-Dollar an den Staat bezahlen, für Keiler- oder Steinbocktrophäen sogar eine Abschussgebühr abhängig von der Trophäenlänge.
Wildarten
Die Türkei ist größer als jedes andere Land Europas (mit Ausnahme Russlands) und hat eine landschaftliche und klimatische Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Die Palette der Wildarten ist zwar nicht sehr groß, dafür haben Hauptwildarten einen guten Bestand und relativ hohe Wilddichten sowie eine ausgezeichnete Trophäenqualität.
Schwarzwild: Zusammen mit dem Bezoar zählt das Schwarzwild zu den Hauptwildarten der Türkei. Es ist im ganzen Land weit verbreitet und sehr populär, auch unter den türkischen Jägern.
Die Keiler sind hier normalerweise nicht ganz so stark im Wildpret wie die aus Osteuropa, dafür weisen sie enorme Waffenlängen auf.
Bei Lebendgewichten zwischen 80 und 150 Kilogramm kann so ein Basse auch Waffen zwischen 23 und 30 Zentimeter tragen. Eine so hervorragende Waffenqualität ist in den anderen Jagdländern nicht oft zu finden.
Deshalb ist die Türkei nach wie vor ein exzellentes Reiseziel für den passionierten Saujäger. In keinem anderen Land kann der Jäger so gezielt fast das ganze Jahr über auf starke Keiler jagen wie in den türkischen Revieren.
Die Durchführung der Jagden ist sehr professionell; auch die Jagdmethoden sind durchdacht und angepasst an das Verhalten des Wildes und örtliche sowie jahreszeitliche Gegebenheiten.
Eine der Hauptjagdmethoden ist die Pirsch beim Mondlicht. Das sind etwa zehn Tage (fünf vor und fünf nach dem Vollmond), die der Jäger von Januar bis April sowie von August bis Oktober als günstigste Jagdzeiten nutzen kann.
Bassen mit 28,5 Zentimetern sind während der Mondpirsch bereits erlegt worden. Aber auch zu anderen Jahreszeiten lässt sich herrlich pirschen: Je nach Jahreszeit, Gebiet und Feld- bzw. Waldfrucht werden die Jagden auf starke, einzeln gehende Keiler durchgeführt.
Erfahrene türkische Jagdführer wissen genau, wo in der Zeit zwischen April und Juni als günstigste Jagdzeit die Keiler aus dem Küstengebiet im Hochgebirge zu finden sind. Sie wissen auch, wann und wo die Bassen unter den Mandel- und Apfelbäumen, unter Eichen oder auf Melonenfeldern angepirscht werden können.
Zwischen Dezember und März ist auch Ausgehen der Keilerfährte im Schnee möglich, eine klassische und populäre Jagdmethode.
In diesem Zeitraum gibt es in den Gebieten über 1 500 Meter über dem Meer normalerweise mindestens einmal in der Woche Neuschnee.
Diese Jagdmethode (die früh am Morgen praktiziert wird) kann mit der Brackenjagd kombiniert werden, bei der auch für einen Einzeljäger die Hunde auf der winterlichen Keilerjagd eingesetzt werden. Hunde finden und stellen den Einzelgänger, so dass der Jäger die Zeit hat, zum Keiler auf Schussdistanz zu kommen.
Eine Besonderheit sind Drückjagden in der Türkei, weil der Jäger zwar nicht mit großen Tagesstrecken, dafür aber mit oft einmaligen Trophäen rechnen kann. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Gebirgsjagd.
Deshalb sind größere Jägergruppen (10 bis 15 Schützen) vom Vorteil. Im Herbst werden vier bis fünf Treiben pro Tag durchgeführt, im Winter (weil die Tage kürzer sind) nur drei.
Die Tagesstrecke von etwa nur vier bis sieben Stück Schwarzwild ist zwar gering, dafür liegt der Anteil starker Bassen mit Waffenlängen zwischen 20 und 27 Zentimetern bei 30 bis 40 Prozent.
Ein Keiler hatte sogar eine Gewehrlänge von 30,5 Zentimetern, ein Abnormer maß 23,3 und 37,4 (!) Zentimeter.
Oft kommen Wölfe auf Sautreibjagden zur Strecke, die Wolfslizenz (in der Regel eine bis zwei pro Gruppe) muss aber im voraus beantragt werden (die Trophäeneinfuhr in die EU ist nicht gestattet).
Je nach Jahreszeit kann in der Türkei eine Keilerjagd sehr gut mit Skifahren oder Segeln auf Luxusschiffen kombiniert werden, was vor allem den Familienurlaub interessant macht. Auf diesen Segelreisen sind neben täglichen Besichtigungstouren auch drei Nächte für die Pirsch auf starke Keiler eingeplant.

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