Wegen der Vielzahl von schweren – oft tödlichen – Unfällen deutscher Urlauber auf Namibias Straßen sollten die folgenden Tipps unbedingt beachtet werden.
Was ist das Gefährlichste an einer Jagdreise in Afrika? Ein alter Büffelbulle im Flussdickicht? Ein angeschossener Leopard? Nein: Es ist die Autofahrt vom Flughafen zum Jagdcamp |
Vom JWW-Team
Die Hinweise sind nicht nur für Namibia, sondern für Fahrten abseits der – und häufig auch auf den – Hauptstraßen in anderen afrikanischen Jagdländern von Bedeutung.
Wenn Sie nicht selbst fahren, sondern gefahren werden, sollten Sie die Warnungen dennoch kennen.
Haben Sie später auch keine Hemmungen, den mit dem landestypischen Gottvertrauen ( der Mensch denkt, und Gott lenkt…) dahinbrausenden und von keinen Selbstzweifeln hinsichtlich der eigenen fahrerischen Qualitäten geplagten einheimischen Fahrer zur Ordnung zu rufen und zu defensivem Fahren (meist ein völliges Fremdwort) zu veranlassen.
Die geringe Verkehrsdichte und die oft breiten Schotterpisten laden zum Gasgeben ein.
Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Die Beachtung dieser Hinweise kann eine Lebensversicherung sein. An vielen Unfällen in Namibia sind keine anderen Fahrzeuge beteiligt.
Sie entstehen wegen überhöhter Geschwindigkeit oder durch geplatzte Reifen und enden oft im Überschlagen des Fahrzeuges. Auf die selbstverständliche Notwendigkeit des Anschnallens, auch wenn die Einheimischen darauf verzichten, braucht nicht besonders hingewiesen werden.
Mäßige Geschwindigkeit
In Namibia treffen Sie zum Teil auf gute Schotterpisten (gravel roads), die zum Schnellfahren einladen.
Hüten Sie sich vor einem trügerischen Gefühl der Sicherheit! Die jeweils angemessene Geschwindigkeit hängt von vielen Faktoren ab, aber generell sollte ein Tempo von 80 km/h nicht überschritten werden. Je nach Streckensituation sollte man erheblich langsamer fahren.
Die Bodenhaftung auf Schottermaterial ist extrem niedrig, weil die Auflagefläche der Reifen gering ist. Sie fahren auf den Kuppen der kleinen Schottersteinchen, die auf einer lockeren Unterlage liegen. Kurven, eine plötzliche Reifenpanne, das Ausweichen vor einem zu spät gesehenen Schlagloch führen zu einem unerwarteten und unkontrollierbaren Fahrverhalten des Fahrzeuges.
Ein weiteres Merkmal der Schotterpisten ist die Wölbung zu den Seiten hin, die die Bodenhaftung und Lenkung zusätzlich beeinträchtigt.
Ein schneller Lenkausschlag – und schon dreht sich der Wagen um die eigene Achse! Besonders Camper sowie hochgebaute Allradfahrzeuge sind aufgrund ihres ungünstigen Schwerpunktes dann schwer beherrschbar und neigen sehr schnell zum Überschlagen.
Kurven und Gefällstrecken
Die Punkte Bodenhaftung und Pistenwölbung erhalten eine besondere Gefahrendimension bei Kurven und vor allem auf Gefällstrecken. Hier sollten Sie nochmals mit der Geschwindigkeit heruntergehen.
Nicht umsonst sind Strecken wie der Gamsbergpass und die Abfahrt zum Kuiseb Canyon in Namibia so unfallträchtig.
Ebenso müssen Sie bedenken, dass unerwartete Hindernisse auf Ihrem Weg auftauchen können, vor denen nicht durch besondere Schilder gewarnt wird. Tiere können Ihren Weg nicht nur bei Dämmerung und Nacht, sondern auch am Tag kreuzen.
Die Kollision mit einem Kudu kommt einem Aufprall auf ein anderes Fahrzeug gleich. Schlaglöcher können plötzlich auftauchen und sind vor allem bei steilstehender Sonne kaum zu erkennen. Sie können nicht nur zu Achsenbrüchen führen, sondern auch zum Überschlagen des Wagens.
Auf nichtbefestigten Straßen ist besondere Vorsicht geboten. Wenn der aufgewirbelte Staub eines langsamer fahrenden Fahrzeuges stört, legen Sie lieber eine Pause von zehn Minuten ein als unverantwortliche Risiken einzugehen!
Beim Überholen droht Steinschlag und Sichtbehinderung, so dass eventuell der Gegenverkehr gar nicht gesehen werden kann.
Die kleinen und mittleren Trockenflüsse werden nicht auf Brücken überquert. Bei schweren Regenfällen fließt das Wasser quer über die Straße. Die Folge ist, dass es zu Auswaschungen oder lockeren Sandablagerungen kommt.
Dort wird bei zu hoher Geschwindigkeit der Wagen plötzlich gestoppt und kann sich im Extremfall überschlagen. Besonders in bergigen Landschaften stellt dies eine große Gefahr dar.
Keinen Fahrten bei Dämmerung und Dunkelheit
Sie sollten Ihre Tagesetappen so einteilen, dass Sie auf jeden Fall die Dämmerung und Dunkelheit meiden. Dies sind die Zeiten vermehrten Wildwechsels.
Reifenpannen auf Schotterpisten sind an der Tagesordnung und können im Fall des häufig vorkommenden Reifenplatzens zu einem Überschlag des Fahrzeugs führen. Spitze Steine, warmgelaufene Reifen aufgrund des erhöhten Rollwiderstandes, lange spitze Dornen, Überladen des Fahrzeugs sowie mindere Reifenqualität sind die kritischen Faktoren.
Man sollte deshalb nicht nur einen zweiten Reservereifen mit sich führen, sondern sich vor allem der Gefahr des Reifenplatzens bewusst sein.
Vor der Anmietung von Fahrzeugen sollten Sie die Reifen genau inspizieren und im Zweifelsfalle lieber wechseln lassen.
wä
Foto: wä
Hansgeorg Arndt