Weltnaturschutzkongress: Kommunen kritisieren Trophäen-Verbote

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Auf dem in Marseille zu Ende gegangenen IUCN-Weltnaturschutzkongress haben die Vertreterinnen und Vertreter afrikanischer Basisorganisationen die in verschiedenen europäischen Ländern angekündigten Importverbote für Jagdtrophäen heftig kritisiert.

Weltnaturschutzkongress – Afrikanerinnen und Afrikaner kritisieren Bündnis 90/Die Grünen für Verbotspläne. (v.l.n.r.: Bupe Bande, Malidadi Langa und Maxi Pia Louis) Quelle: Wunderlich/Archiv Baldus

Auch in Deutschland stehen die GRÜNEN und die LINKE für solche Verbote. CDU/CSU und FDP lehnen sie ab. Die SPD zeigt keine eindeutige Haltung, scheint aber für Verbote – je nach Koalition – aufgeschlossen zu sein.

Auf dem Kongress der Weltnaturschutzunion (IUCN) in Süd-Frankreich hatten sich der Internationale Jagdrat (CIC), der Europäische Jagdverband (FACE) und der Deutsche Jagdverband (DJV) für die nachhaltige und regulierte Jagd als Teil weltweiter Naturschutzstrategien eingesetzt. Zahlreiche Vertreter aus dem südlichen Afrika unterstützten diese Initiative und kritisierten, dass Bündnis 90/Die Grünen ein „effektives Ende der Trophäenjagd“ fordern.

In Marseille sagte Bupe Banda, diplomierte Umweltschützerin aus Sambia: „Große, einflussreiche politische Parteien wie die Grünen sollten vor solchen Entscheidungen zu uns nach Sambia kommen. Wir führen sie gerne zu verschiedenen Gemeinden und zeigen, welchen negativen Einfluss diese auf viele Leben in unseren Kommunen hätten.“

Maxi Pia Louis, Direktorin der namibischen Gemeindevertretung NACSO und Vorsitzende des „Community Leaders Network“ (CLN) sagte: „Wir sind offen für Gespräche mit den Grünen und anderen Parteien. Wir liefern gern Beweise. Die deutsche Öffentlichkeit muss unseren betroffenen Kommunen zuhören.“

Malidadi Langa, Repräsentant für das CLN aus Malawi: „Unsere Kommunen tragen die Kosten für den Wildtierschutz. Schon alleine deswegen haben sie ein Recht darauf, von Wildtieren als Ressource zu profitieren. Das sieht auch das Nagoya-Protokoll für sie vor.“

Im April dieses Jahres hatte sich das CLN bereits in einem Schreiben an die Parteispitze von Bündnis 90/Die Grün gewandt. Das CLN ist ein Zusammenschluss von über 50 ländlichen Kommunen und Nichtregierungsorganisationen aus dem südlichen Afrika. Der Vorwurf darin: Die Grünen stellten in ihrem Wahlprogramm Tier- über Menschenrechte. Das Recht der Einheimischen auf nachhaltige Nutzung werde mit Füßen getreten.

Die IUCN hatte schon vor einiger Zeit politische Entscheidungsträger in einem Informationsschreiben darauf hingewiesen, dass Importbeschränkungen für Jagdtrophäen nur legitim sind, wenn mindestens gleichwertige Alternativen zu Jagdsystemen bereitstehen.

CIC und DJV haben zur Versachlichung der kontroversen Diskussion ein gemeinsames Frage-Antwort-Papier veröffentlicht.

rdb

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