Mit über 40 Jahren Erfahrung im Jagdtourismus zählt die Mongolei heute zu den populärsten Jagdländern Asiens. Der aktuelle Bericht informiert über klassische und über neue Jagdmöglichkeiten. Er gibt Anregungen für die Entdeckung fast unberührter Jagdgebiete.
Auf der Steinbock-Jagdim mongolischen hohen Altai. |
Von Toma Ivanovic
Du wirst in die Mongolei reisen? Willst du mich veralbern?“ So verwundert fragte mich im vorigen Herbst eine Bekannte, als sie hörte, dass mein Reiseziel „Mongolei“ heißt. Erst dann wurde mir klar, wie weit wir Auslandsjäger manchmal von „normalen“ Touristen entfernt sind, die lieber nach Mallorca als in die ferne Mongolei reisen.
Das zentralasiatische Land ist ein Land wilder Reiter, kahler Berge und endloser Steppen. Aber sie ist noch mehr als das. Wer einmal dort war, dem bleiben im Kopf für immer so typische Bilder von tiefblauem, wolkenlosem Himmel, weißen Jurten, von Kamelen und schwarzen Yaks, Bilder von großen Schaf- und Ziegenherden, Männern mit Hüten und langen Mänteln, von sehnsüchtigen Lobgesängen, fahrenden Jeeps und Staubwolken, Bilder von der Wüste Gobi mit ihren Dinosaurierfundstätten und von schwarzhaarigen Frauen.
Für den Jäger ist die Mongolei mit ihrer Wildarten-Vielfalt und großem Wildbestand immer noch der Inbegriff des ursprünglichen Jagens, so wie es Europa und Amerika in „guten, alten Zeiten“ war. Dazu kommt die lange Tradition im Jagdtourismus, Professionalität der Jagdorganisatoren und Jagdführer, guter Service und die beste Logistik. Alles das macht die Mongolei nach wie vor zu einem attraktiven jagdlichen Ziel.
Schon Ende der 60er Jahre haben zunächst amerikanische Jagdagenten damit begonnen, in der Mongolei einen Jagdtourismus mit internationalem Standard aufzubauen. Amerikanische Jäger sind traditionell passionierte Schafjäger, und ihr Interesse galt zunächst hauptsächlich den mongolischen Argalis. Von Anfang an genoss die Mongolei einen ausgezeichneten Ruf als das Jagdland mit Qualitätsjagden, so weit man das von einem so unberechenbaren Phänomen wie der Jagd sagen kann. Die Nachfrage aus den USA ist bis heute immer noch sehr hoch, und amerikanische Jäger bilden nach wie vor die größte Gruppe der Auslandsjäger.
Seit über 20 Jahren ist die Mongolei auch unter den westeuropäischen und speziell deutschsprachigen Jägern als Reiseziel hochgeschätzt. Und während durch die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre etwas verunsicherte amerikanische Jäger immer weniger reisen, bekommt die Gruppe der deutschsprachigen Auslandsjäger in der Mongolei immer mehr Bedeutung. Auch Jagdprogramme werden immer mehr dem Geschmack des westeuropäischen Jägers angepasst, der nicht bloß „mit einem Maßband“ an starken Trophäen interessiert ist, sondern auf seiner Jagdreise auch Land und Leute kennenlernen möchte.
Vielleicht ist der jetzige Augenblick eine gute Chance, das urtümliche Land nach seinen jagdlichen Wünschen neu zu erschließen.
Aich im mongolischen Altai kommen starke Marale zur Strecke. |
Klassische Jagden
Klassische Jagden
Es gibt aber Jagden in der Mongolei, die zu den echten „Klassikern“ gehören und die sowohl bei den amerikanischen wie bei den europäischen Jägern sehr beliebt sind. Als die wohl populärste Jagd gilt nach wie vor die auf den Maral.
Vor etwa 40.000 Jahren ist der asiatische Maralhirsch über die damals noch bestehende Landbrücke in der Bering-Straße von Asien nach Amerika gewandert. Der gleiche Hirsch lebt also heute als Wapiti (engl. „Elk“) in Nordamerika. Kein Wunder also, wenn amerikanische Jäger in Scharen in die Mongolei kamen, um hier auf den ihnen vertrauten „Asian Wapiti“ zu jagen.
Wenn ein amerikanischer Jäger einmal in den Rocky Mountains auf einen starken 6 x 6-Wapiti (also einen alten Hirsch mit typischem Zwölfergeweih) jagen will, muss er dafür in der Trophäenklasse 8.000 bis 10.000 US-Dollar, manchmal sogar über 20.000 Dollar bezahlen. Er darf nicht einmal in der Brunft auf ihn jagen, weil in den meisten amerikanischen Bundesstaaten mit der Büchse nur in der Spätsaison (Winter) auf Wapiti gejagt werden kann.
Wenn man das weiß, kann man dann auch als europäischer Hirschjäger den günstigen Preis für eine klassische Maral-Jagd in der Mongolei richtig zu schätzen wissen. Auch Kasachstan hat Maral-Jagden der Extraklasse, nur kosten sie drei bis vier Mal mehr als in der Mongolei.
Dabei muss man diese beiden Marale auseinander halten. Denn in Kasachstan und Zentralasien lebt der Tienschan-Maral, während in der Mongolei (Altai) und Südsibirien der Altai-Maral seine Fährten zieht. Sie werden auch im Rekordbuch des SCI getrennt geführt. Diese beiden Marale sind von der Färbung, Stimme, Körperbau und in der Trophäenform fast identisch, und für einen Hirschjäger ist es eigentlich egal, ob er auf den Tienschan- oder Altai-Maral jagt.
In den USA läuft die Werbung für die Maral-Jagd in der Mongolei deshalb immer über den Preis, weil man nur hier in Asien einen starken (asiatischen) Wapiti zu einem vernünftigen Preis bekommen kann. Das ist bis heute so geblieben, und in diesem Punkt ist die Mongolei asienweit konkurrenzlos.
Dazu kommt noch die für eine Hirschjagd recht hohe Erfolgsquote von 85 bis 90 Prozent in der Mongolei, während amerikanische Rocky Mountain-Jäger auf Wapiti einen Jagderfolg von nur 50 bis 60 Prozent vorweisen können. Meine amerikanischen Jagdfreunde haben oft beteuert, in der Mongolei mehr Maralwild in einer einzigen Jagdwoche gesehen zu haben, als während ihres ganzen Lebens auf der Jagd in den Rocky Mountains.
Eine gute Maraljagd im mongolischen Hohen Altai, der eigentlichen Urheimat des asiatischen Maralhirsches, inklusive einer Trophäe ohne Limit kann der Jäger schon ab 4.800 Euro erleben. Natürlich mit einer Rückerstattung von 900 Euro bei eventuellem Nichterfolg, was in den USA nicht üblich ist. In Nordamerika zahlt man einen Pauschalpreis für Servicekosten und Trophäen, und wenn man leer ausgeht (was öfters passiert), bekommt man kein Geld zurück.
In der Mongolei kann der Jäger keine allzu schweren Hirsche mit riesigen Geweih-Gewichten wie in Kasachstan erwarten, weil die Stangen mongolischer Marale grundsätzlich poröser sind. Im Schnitt rechnet man mit einem Geweihgewicht von acht bis zwölf Kilogramm, mit etwas Glück auch bis 14.
Noch günstiger (ab 3.000 Euro) werden die Jagden auf den so genannten Winter-Maral (November und Dezember) angeboten. Auf allen Maral-Jagden ist ein zweiter Hirschabschuss erlaubt. Der kostet nur 1.800 Euro. In den USA ist eine zweite Wapitilizenz im gleichen Jahr und für den gleichen Jäger oft gar nicht möglich. In Kasachstan wird eine zweite Marallizenz nicht gerne vergeben (weil jede Maral-Lizenz – von denen es nicht so viele gibt – als eine ganze Jagd verkauft wird), und wenn ja, dann zu einem viel höherem Preis als in der Mongolei.
Eine Maral-Jagd zur Brunftzeit (Mitte September bis Mitte Oktober) ist natürlich für jeden passionierten Hirschjäger ein einmaliges Erlebnis, aber auch die Winterjagd ? die erst seit 1998 veranstaltet wird – nach dem Vorbild nordamerikanischer Spätsaison-Wapitijagden ist sicherlich einer Reise wert. Zu der Zeit sind Hirsche in größeren Rudeln von bis zu 100 Stück versammelt. Deshalb ist die Auswahl an starken Trophäenträgern größer und leichter.
Zu den klassischen und wohl erfolgreichsten Jagden in der Mongolei und ganz Asien zählen die auf den Steinbock. Der enorme Steinbockbestand in den Hauptjagdgebieten des Hohen Altai im Westen und der Gobi im Süden des Landes ist Garant für bisher „sicherste“ (wenn man das von einer Jagd sagen darf) Steinbockjagd in ganz Asien. Jedes Jahr werden mit seriösen Veranstaltern bei 100 Jägern jeweils um 115 Böcke zur Strecke gebracht. Gruppen mit zehn bis zwölf Jägern erlegen in nur vier Jagdtagen normalerweise bis zu 15 Böcke.
Auch diese Jagd ist preislich ein Hit, weil man einen Bock ohne Trophäenbegrenzung schon für knappe 3.000 Euro erlegen kann. Wenn man auf einen kapitalen Alpen- oder Spanischen Steinbock in Europa jagen möchte, dann ist es schwierig, überhaupt eine Jagdgelegenheit zu bekommen. Für diese Jagd muss man auch deutlich mehr bezahlen.
Im Unterschied zum Zentralasiatischen Steinbock aus Kasachstan und Kirgisien wird der mongolische Steinbock je nach Gebiet entweder zum Altai-Steinbock (verbreitet im mongolischen Altai und Südsibirien, auch „Sibirischer Steinbock“) oder zum Gobi-Steinbock (verbreitet in den flachen Bergen der Gobi-Wüste) gerechnet.
Im deutschsprachigen Bereich wird auch der Steinbock aus Zentralasien (aus Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan) oft „Sibirischer Steinbock“ genannt, was falsch ist. In Zentralasien gibt es nur den „Zentralasiatischen Steinbock“, der auch im Englischen und im SCI-Rekordbuch korrekt als „Mid-Asian Ibex“ bezeichnet wird.
Der mongolische Altai-Steinbock ist mit einer Schlauchlänge um 100 bis 110 Zentimeter (bei stärkeren Böcken auch bis 120) mächtiger als der Gobi-Ibex (im Schnitt 90 bis 95 Zentimeter, stärkere auch bis 110). Die meisten Steinbockjagden werden zwischen Juni und Oktober im Altai veranstaltet. Das Altai-Gebirge mit einer Höhe in den Steinbockregionen von 2.000 bis 3.500 Meter ist steiler und höher als die mehr abgeflachten Berge der Gobi-Region.
Trotzdem gibt es auch im Altai Gebiete, wo man fast bis zum Gipfel mit dem Geländewagen fahren und dann zu Fuß pirschen kann. Sonst werden kräftige Bergpferde bei der Jagd eingesetzt. Auch ältere und weniger sportliche Waidgenossen können also erfolgreich auf den Steinbock jagen, logistisch ist das jedenfalls seit langem kein Problem mehr.
Auch Maral und Steinbock, die zu den wichtigsten Wildarten Asiens zählen, können bei einer Jagd im Altai kombiniert werden. Das ist eine klassische, jagdlich äußerst reizvolle Kombination, die allerdings erst ab 5.800 Euro zu haben ist. In der Brunftzeit kann der Maral am leichtesten ausgemacht und bejagt werden. Deshalb ist die beste Zeit für diese Kombijagd im Zeitraum zwischen dem 1. September und 20. Oktober.
Für die Jagd auf den Sibirischen Rehbock gibt es zwar in der Mongolei besondere Programme, sie wurden aber bisher nicht so publik gemacht, wie das vielleicht nötig wäre. Der Rehbock war bisher nur eine Nebensache bei einer Jagd auf die Hauptwildarten Maral oder Steinbock. Die Jagdgebiete liegen im nördlichen Waldgürtel nordwestlich bis nordöstlich von Ulan-Bator. Auch hier gibt es riesige Gebiete, in denen ausländische Jäger noch nie gejagt haben.
Die beste Jagdzeit ist Ende August bis Mitte September (Brunft), aber auch während der Waldjagden auf Maral im September und Oktober kann auf den Rehbock gejagt werden. Er lebt in den welligen Vorbergen des mongolischen Hochplateaus um 1.400 bis 1.600 Meter. Dieses hügelige Gelände ist landschaftlich sehr schön und nicht so langweilig wie die Flachlandreviere im westsibirischen Kurgan, dem Hauptjagdgebiet für starke sibirische Böcke.
Zwar ist der Jäger eine gute Woche auf der Jagd, und die Böcke werden pauschal zum Preis von 1.000 Euro abgerechnet, doch mit 3.200 Euro inklusive eines Bockes ohne Trophäenlimit ist diese Jagd leider preislich jener in Kurgan gleich.
In der Mongolei werden auf der Bockjagd Pferde und Geländewagen eingesetzt. In jedem Fall ist das eine sehr originelle, schöne Jagd. Der Jäger bekommt dabei vielleicht den Eindruck, die Wilddichte sei zu gering. Das hängt aber eher mit der unglaublichen Weite des Gebiets und hohem Unterwuchs zusammen. In einer Jagdwoche kann man erwarten, zehn reife Böcke zu sehen, und rechnet mit einer Strecke von zwei bis drei Böcken pro Jäger.
Bisher gab es darüber keine zuverlässigen Statistiken und Infos, weil alles nur auf Maral und Steinbock konzentriert war. In den vergangenen Jahren haben auch mongolische Jagdorganisatoren diese neue Tendenz wahrgenommen und bemühen sich, dem wachsenden Interesse der Jäger für die Jagd auf Sibirische Rehböcke mit neuen Programmen Rechnung zu tragen.
In der Mongolei jagt man pauschal ohne Rücksicht auf Gehörngewicht. In der Regel rechnet man mit Gehörngewichten von 650 bis 800 Gramm, mit Spitzentrophäen um 1.000 Gramm. Mongolische Böcke sind sehr formschön, mit hohen Stangen und außerdem recht symmetrisch.
Spezial-Jagden
Spezial-Jagden
Eine ganze Reihe interessanter Jagden werden in dieser Form nur in der Mongolei angeboten, andere wiederum sind sehr spezifisch und werden deshalb als Spezialjagden bezeichnet. An erster Stelle sei hier die so genannte „Waldjagd“ (engl. „General Forest Hunt“) erwähnt, eine echte mongolische Spezialität.
Sie wird, wie der Name schon sagt, in den bewaldeten Gebieten nördlich und nordwestlich von Ulan-Bator veranstaltet und ist für Jäger gedacht, die auf einer einzigen, mehrwöchigen Asiensafari möglichst viele verschiedene Wildarten erlegen möchten.
Sie funktioniert auf der „à la carte“-Basis: Der Jäger zahlt im Voraus nur für Servicekosten abhängig von der Zahl der Reisetage (18 oder 21 Tage) zwischen 4.200 und 5.300 Euro, alle getätigten Abschüsse werden dann laut Preisliste nach der Jagd abgerechnet. Die Preise für einzelne Wildarten sind sehr moderat und liegen je nach Wildart zwischen 500 (für Weißwedelgazelle) und 1.800 Euro (für Maral oder Steinbock).
Für einen Gesamtpreis von etwa 12.000 bis 15.000 Euro (mit allen Abschüssen) kann der Jäger also drei Wochen lang in der Mongolei jagen und zwischen acht und zehn verschiedene Wildarten zur Strecke bringen. Diese Jagd ist vor allem unter den amerikanischen Jägern sehr populär und zählt zu den erfolgreichsten Jagden überhaupt.
Eine weitere Besonderheit der Mongolei stellt die erste Testjagd auf den Isubra-Hirsch(Cervus elaphus xanthopygus, engl. Manchurian Wapiti) dar, eines nahen Verwandten des Marals. Auch der Isubra ist ein Berghirsch, von gleicher Geweihform und von gleichem Aussehen wie der Maral, nur ist er körperlich und trophäenmäßig (Geweihgewichte bis etwa acht Kilogramm) schwächer.
Der Isubra-Hirsch ist in den Gebirgen östlich vom Baikal-See in Burjatien, Transbaikalien und im Ussurigebiet verbreitet, in der Mongolei im Nordosten des Landes im mongolischen Teil Burjatiens, wo diese Testjagd im September 2003 zum ersten Mal durchgeführt werden soll. Diese Hirschjagd ist mit einem Preis von 2.800 Euro einschließlich eines Isubrahirsches sicherlich sehr günstig und in jagdlicher Hinsicht einer Maraljagd gleich.
Das malerische Jagdgebiet präsentiert sich zur Zeit des „Indian summer“, des goldenen Herbstwaldes während der Isubra-Brunft in seiner ganzen Pracht und bildet eine unvergessliche Kulisse für eine Hirschjagd. Dabei werden Reiten und Fußpirsch kombiniert, die Unterkunft erfolgt in traditionellen mongolischen Jurten.
Etwas Spezielles ist auch die Gazellen-Jagd oder die Kombination Gazelle und Wolf. In den Monaten November und Dezember werden diese Jagden in der Steppe des Gobi-Gebietes südöstlich von Ulan-Bator durchgeführt. Im selben Gebiet findet der Jäger große Herden von Schwarz- und Weißwedelgazellen.
Die Kombination mit Wolf umfasst in der Regel die Jagd auf die mongolische Weißwedelgazelle. Zum Preis von 2.800 Euro kann der Jäger einen Wolf und zwei Gazellen erlegen. Ein zusätzlicher Abschuss einer Schwarzwedelgazelle kostet 800 Euro, der einer Weißwedelgazelle 500 Euro.
Als Jagdmethoden werden je nach örtlichen Umständen Pirsch (auch mit dem Auto) mit groß angelegten Treiben und Ansitz kombiniert. In vier Jagdtagen erwartet man eine Strecke von ein bis zwei Wölfen und zwei Gazellen pro Jäger. Natürlich ist diese Jagd nicht als „ein großer Renner“ geplant, sondern eher als eine Ergänzung oder Anschluss an eine andere Jagd in der Mongolei.
Für Russland gewöhnlich, für die Mongolei ist sie aber etwas Neues und ganz Spezielles: die Frühjahrsjagd auf Auer- und Birkhahn. Diese Jagd wurde bisher in der Mongolei nicht angeboten, weil sie relativ teuer und somit von den Gastjägern nicht angenommen wird.
Trotzdem wäre es schade, wenn man diese Jagd nördlich und nordwestlich von Ulan-Bator nur über ihren Preis von 2.000 Euro (beide Abschüsse inklusive) beurteilen und verurteilen würde, denn der Besatz ist hier ausgezeichnet, so dass gute Strecken garantiert werden.
Auch hier handelt es sich um eine Frühjahrsjagd auf den balzenden Auerhahn, der während des Schleifens angesprungen und erlegt wird. So jagen auch die einheimischen Jäger, die Gastjäger führen. Zwar sind Ansitzschirme für Birkhahn in der Mongolei nicht üblich, wenn sie aber erforderlich sind, wäre es kein Problem, sie zu bauen.
Argali-Jagden
Argali-Jagden
In der internationalen Jagdwelt genießt die Mongolei nach wie vor den Ruf als das beste Schafland der Welt. Er beruht auf dem Urteil der meisten amerikanischen Schafjäger, die sich immer noch jedes Jahr bis zu 90 Prozent aller Argali-Jagden sichern.
Eine ganz besondere Faszination geht in erster Linie vom Altai-Argali aus, dem körperlich und schneckenmäßig stärksten Wildschaf der Erde. Das Marco Polo-Schaf ist sicher durch seine weit ausgelegten und schön geschwungenen Hörner sehr beeindruckend, doch auch dieses erreicht bei weitem nicht den enormen Basisumfang des Altai-Schafes bis über 50 Zentimeter.
Noch zu Beginn der 80er Jahre hielten sich die Preise für mongolische Argalis in Grenzen. Eine Altai-Argali-Jagd kostete damals noch 11.000 US-Dollar, die auf ein Gobi-Argali 8.000, während heute der Altai-Widder über 50.000 US-Dollar wert ist, das Gobi-Schaf über 30.000. Wegen des ungebrochen starken Interesses amerikanischer Jäger werden diese Preise nicht nur bezahlt, sondern alle Lizenzen sind in der Regel ein bis zwei Jahre im Voraus verkauft. Wer also einmal ernsthaft daran denkt, in der Mongolei auf Argali zu jagen, muss sich rechtzeitig um die entsprechenden Lizenzen und Jagdtermine kümmern, wenn er nicht leer ausgehen will.
40 Jahre lang gingen Jäger davon aus, dass es in der Mongolei nur zwei Argali-Unterarten gibt, das Altai- und Gobi-Argali. Seit 1997 ist das anders, weil dazu noch eine weitere, dritte Argali-Unterart anerkannt wurde: das Hangai-Argali (siehe Kasten auf Seite 58).
Das Altai-Argali (Ovis ammon ammon) hat die massigsten Schnecken aller Wildschafe, die bis zu 71 Inch (182 Zentimeter) lang und bis zu 22 Inch (57 Zentimeter) stark in der Basis sein können. Die Jagd ist eine der exklusivsten der Welt, die auch in der Mongolei entsprechend nobel heißt: „Presidential Hunt“.
Heute sind Trophäen über 60 Inch seltener geworden, und der Jäger muss eher mit einem Widder in der Klasse 53 bis 55 Inch Schneckenlänge und einem Basisumfang von 18 bis 24 Inch rechnen, bei stärkeren Trophäen auch um 56 bis 58 Inch.
Gejagt wird zwischen August und Oktober im Hohen Altai auf einer Höhe von 1.500 bis 3.500 Meter. Akklimatisierung ist nicht unbedingt nötig. Je nach Gebiet fährt der Jäger mit seinen Jagdführern mit einem Geländewagen oder reitet auf dem Pferderücken, macht immer wieder Stopps und glast die Gegend ab.
Wenn ein starker Widder gesichtet wird, wird er zu Fuß angepirscht. Auf dieser Jagd – wie überhaupt auf einer seriösen Schafjagd – ist es nicht üblich, dass der Jäger ohne Trophäe nach Hause fährt. Wenn das Wetter oder ungünstige Umstände einen schnellen Erfolg verhindern, wird der Aufenthalt verlängert und normalerweise bis zum Erfolg gejagt. Das setzt aber voraus, dass auch der Jäger konditionell und schießtechnisch gut vorbereitet ist; an ihm darf eine solche Jagd eigentlich nicht scheitern.
Die zweite Säule des mongolischen Jagdtourismus bildete lange Zeit die Jagd auf das Gobi-Argali, die als eine der bestorganisierten Schafjagden galt. Das ist zwar ein für die Argalischafgruppe eher etwas kleineres Schaf, aber sehr wichtig und begehrt.
Im Schnitt rechnet man mit einer Schneckenlänge alter Widder um 44 Inch (Basisumfang um 15 Inch), bei stärkeren bis maximal 48 Inch (Basis bis 16 Inch). Das SCI-Rekordbuch verzeichnet zwar ein paar Schafe auch über 50 Inch Hornlänge, heute sind sie aber eher eine Ausnahme.
Die Jagdmethode ist ähnlich wie die beim Altai-Schaf, nur ist das Gebirge in der Gobi nicht hoch, maximal bis 2 000 Meter über Meereshöhe. Die Jagdzeit erstreckt sich auf die Zeit von Mitte Juli bis Mitte November, in der nach erfolgreicher Schafjagd auch Gobi-Steinbock und Gazellen mitbejagt werden können.
Private Jagd-Veranstalter
Private Jagd-Veranstalter
Seit 1992 gibt es keinen staatlichen Jagdveranstalter in der Mongolei mehr. In dem Jahr wurde der größte mongolische Reise- und Jagdveranstalter Juulchin (was auf Deutsch so viel wie „der Reisende“ bedeutet) privatisiert, der bis heute der größte Anbieter von Touristik- und Jagdreisen geblieben ist.
Es gibt aber auch einige kleinere Privatfirmen, die Jagden veranstalten. Konkurrenz ist unter den mongolischen Jagdveranstaltern zwar vorhanden, aber keine Feindschaft. In einem so kleinen Land kennt man sich und pflegt freundschaftliche Beziehungen. Die meisten Chefs der kleineren Unternehmen haben früher bei Juulchin gearbeitet.
Logistisch sind mongolische Jagdorganisationen viel weiter als die Konkurrenz aus anderen Ländern Asiens. Worin liegt ihre Stärke? Der größte Jagdorganisator Juulchin hat als Generalreiseunternehmen über 100 Fahrzeuge, davon 30 Geländewagen westlicher und japanischer Produktion. Für ihn arbeiten heute 450 feste Mitarbeiter, mit Saisonmitarbeitern (Teilzeitmitarbeitern) sind das 1.000 Menschen. Zur Firma gehören auch zwei eigene Hotels (drei Sterne westlichen Standards) in Ulan-Bator.
Sicherheit und Zuverlässigkeit der Leistungen sind die wichtigsten Prinzipien. Daher kann sich der mongolische Veranstalter nicht auf einheimische Fahrzeuge vor Ort verlassen, sondern es werden eigene, westliche Geländewagen aus Ulan-Bator mit Fahrer bis zum Westaltai (eine Strecke von 1.600 Kilometern!) geschickt. Die Jäger fliegen dorthin mit dem Flugzeug, vor Ort warten Jeeps auf sie, und mit ihnen wird ins Jagdgebiet gefahren.
Heute braucht man keinen eigenen Proviant in der Mongolei, jeder Jäger kann als Verpflegung das bekommen, was er möchte. Der alte Vorwurf der schlechten einseitigen Verpflegung (nur Lamm und Nudeln jeden Tag) gilt seit Jahren nicht mehr. Das können nur amerikanische Jagdagenten behaupten, die seit zehn Jahren nicht mehr in der Mongolei waren. Auch beim Essen ist die europäische, internationale Küche mehr präsent als die asiatische.
Die Mongolei ist ein Land, das sich sehr schnell ändert und sehr rasch entwickelt. Staus sind heute auch in Ulan-Bator genauso üblich wie in Frankfurt oder Berlin. Heute greifen immer stärker Marktgesetze, die Privatisierung ist fortgeschritten, deshalb gibt es auf dem freien Markt zwar alles, aber zu einem sehr hohen Preis.
In Ulan-Bator sind komfortable Hotels mit internationalem Standard vorhanden, in den Jagdgebieten erfolgt die Unterkunft in traditionellen Jurten. Viele Gäste wollen in den Jurten untergebracht werden, weil sie damit die Mongolei verbinden. Die Jurte ist kein normales Zelt, sondern eine Art fahrendes Haus, in dem eine ganze mongolische Familie lebt. Angestrebt wird, schon bald in jedem Basiscamp auch Duschen zu installieren.
Wild-Management
Früher gab es nur ein Wild-Management nach sowjetischem Vorbild. Viele mongolische Wildbiologen und Berufsjäger wurden in der früheren Sowjetunion ausgebildet und kamen in die Mongolei zur Arbeit zurück. Seit etwa zehn Jahren laufen mehrere Wildmanagementprojekte auch mit amerikanischen und westeuropäischen Organisationen. Das Niveau ist auf dem internationalen Standard und hat viele Erfolge gebracht, obwohl die Mongolei sehr spezifische Lebensbedingungen für Wild aufweist.
Von den internationalen Wildprojekten (Przewalski-Pferd, Gobi-Wüstenbär etc.) ist am bedeutendsten das große Argali-Projekt. In Anlehnung an bereits mit großem Erfolg laufende Wildprojekte wie dem Markhor-Projekt in Pakistan (wovon auch die lokale Bevölkerung profitiert), gibt es seit einem Jahr in der Mongolei ein Argali-Projekt. Sein Ziel ist der Schutz des Altai-Argalis in den ausgewiesenen Gebieten. Bisher ist das ein Territorium von 470 Quadratkilometern im Hohen Altai, im Gebiet Sagil der Provinz Uvs.
Eine einheimische Firma kontrolliert das Projekt, fünf Wildhüter werden eingestellt und sowohl der leitende Wildbiologe wie auch Wildhüter sind aus der Gegend, nicht aus Ulan-Bator. Die Idee ist, auch einheimische Bevölkerung und örtliche Regierung in das Projekt einzubinden und den Wildschutzgedanken zu entwickeln.
In diesem Gebiet wird wissenschaftlich geforscht, aber das Gebiet selbst ist auch Reservoir für dieses wertvolle Wild. Der Argali-Bestand ist hier mit über 600 Schafen sehr hoch, in einer Woche wurden hier über 150 Widder gezählt. Von verkauften Argali-Lizenzen (4 oder 5 im Jahr) erhofft man sich, das Geld in ein örtliches Krankenhaus, eine Schule und zur finanziellen Unterstützung einzelner Hirtenfamilien fließen lassen zu können.
Wild-Bestand
Der Schalenwildbestände sind heute stabil. Elf Prozent der Landfläche steht zur Zeit unter Natur- und Biotopschutz. In diesen Gebieten sind auch die Landwirtschaft und Viehzucht untersagt. Zwar ist hier die Kontrolle nicht einfach, weil Gebiete riesig sind, trotzdem ist der Naturschutzgedanke sehr lebendig. In der Mongolei sind Menschen sehr mit der Natur verbunden und haben traditionell ein gesundes Verhältnis zur Natur.
Die Wilddichte ist von Region zu Region recht unterschiedlich. Bis heute gibt es sehr viele Landesflächen, auf denen noch nie gejagt wurde. Unter dem Kommunismus kümmerte man sich nicht viel um Wechsel der Gebiete. Wo ein Camp vor 30 Jahren stand, blieb es dort.
Das ist heute anders. Die moderne Jagdorganisation achtet sehr auf die nachhaltige jagdliche Nutzung und vermeidet die Überjagung einzelner Gebiete.
Es werden immer wieder neue Jagdgebiete erschlossen und bejagt, andere für Jahre geschont, was den Jagderfolg in den vergangenen Jahren wesentlich gesteigert hat. Heute werden regelmäßig nach der Jagdsaison oder im Frühjahr von den örtlichen Outfittern nach neuen Jagdgebieten mit bestem Wildbestand, größter Wilddichte und stärksten Trophäen geforscht, die in der nächsten Saison nach logistischen Vorbereitungen in Jagdprogramme aufgenommen werden.
Folgen harter Winter
Folgen harter Winter
Die Mongolei hat ein extremes Kontinental-Klima mit teilweise sehr kalten Wintern und Temperaturen bis minus 30 Grad Celsius. Ein so extremes Wetter dauert aber in der Regel nur ein paar Tage. Wildtiere und Haustiere sterben nicht an extremer Kälte, sondern an anderen ungünstigen Wetterbedingungen und Nahrungsmangel.
Davon ist nicht das ganze Land betroffen, sondern nur einzelne Provinzen. An manchen Tagen schneit es sehr viel, dann kommt warmes Wetter, der Schnee beginnt zu schmelzen. Danach gibt es plötzlich wieder extreme Kälte, der Boden friert, so dass die Tiere oder das Wild nicht mehr an Gras und Futter kommen. Und das ist gefährlicher als extreme Kälte oder Schnee.
So einen Winter gab es im Jahre 2.000, aber nicht überall im Lande, sondern nur in drei Provinzen. Dabei sind Haustiere stärker betroffen als das Wild, denn Haustiere sind an Menschen gebunden und können nicht abwandern. Wildtiere können das gefährdete Gebiet wechseln, so dass die Folgen harter Winter für sie nie so katastrophal sind.
In der westlichen Presse wurde berichtet, 75 Prozent der Haustiere wären im Jahre 2.000 gestorben. Die Wahrheit ist aber, dass nicht einmal 20 Prozent im gesamten Lande davon betroffen waren. 30 bis 33 Millionen Haustiere gibt es in der Mongolei, und jedes Jahr gibt es einen Winterverlust von zwölf bis 15 Prozent, bei einem Frühjahrszuwachs von 25 bis 30 Prozent. Von diesen zehn oder 15 Prozent Zuwachs lebt das Land; nur das wird „verbraucht“.
In der Saison 1999 wurde für ein Jahr die Maral-Jagd gestoppt, aber nicht als Folge der harten Winter in der Mongolei, sondern als Folge der Verminderung der Maral-Population durch Waldfeuer im Frühling und Herbst 1998 und durch Wilderei (Maral-Stangen wurden als Aphrodisiakum nach China verkauft). Die Lage hat sich normalisiert mit der Folge, dass der Staat nun weniger Maral-Lizenzen ausgibt als früher.
Modernes Jagdland
Noch vor 20 Jahren hat man als Berg- und Schafjäger keine hohen Ansprüche an den Service und Unterbringung in der Mongolei stellen können. Jäger haben damals anders gedacht. Sie haben die Jagd genossen und Menschen dort lieb gewonnen. Die Jagdgebiete waren großartig, die Preise niedrig, und auch wenn Essen und Unterbringung viel zu wünschen übrig ließen, war man zufrieden. Denn was der Jäger eigentlich wollte, war damals wie heute: in den Bergen zu klettern und nach Schafen und Steinböcken zu schauen.
Heute ist das aber anders. Die Mongolei ist ein modernes Jagdland geworden, mit – für asiatische Verhältnisse – exzellentem Service, Top-Organisation und komfortablen Unterkünften. Das dies alles seinen Preis hat, ist klar, und trotzdem ist er nach wie vor viel niedriger als bei der zentralasiatischen Konkurrenz.
Auch wenn man zehn Jagdreisen in der Mongolei gemacht hat, ist jede neue Reise dorthin anders, – ein sicheres Zeichen für Reichtum und Unergründlichkeit eines Jagdlandes. Kein Jäger mit Herz kann sich der Faszination dieses letzten Jagdparadieses entziehen. Wer hier einmal gejagt, kahle Berge und tiefblauen Himmel genossen hat, der kommt von der Mongolei und ihren Menschen so schnell nicht mehr los.