Wildreiches Land – Südafrika

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Südafrika zwischen Waidgerechtigkeit und Disneyland: Südafrika ist das Jagdland Nr.1 in Afrika. Hier werden mehr Trophäen erbeutet und hier jagen mehr ausländische Jagdgäste als in allen anderen afrikanischen Ländern. An der Jagd wird mehr Geld verdient als irgendwo sonst in Afrika. Und das in einem Land, dessen einst reiche Wildbestände zum größten Teil ausgerottet worden waren.

Von Dr. Rolf D. Baldus
Die Jagd in Südafrika ist nicht mit der in klassischen afrikanischen Jagdländern zu vergleichen. Jagd in freier Wildbahn à la Hemingways Grünen Hügeln von Afrika ist die Ausnahme. Überwiegend wird auf eingezäunten Jagdfarmen gejagt, die intensiv bewirtschaftet werden. Die meisten dieser Farmen waren einst intensiv genutzte landwirtschaftliche Betriebe, an deren Stelle Natur aus der Retorte entstanden ist.

Hinter den Zäunen verbergen sich nicht selten jagdliche Paradiese, in denen die Träume von Auslandsjägern wahr werden. Allerdings kann die Jagd dort auch ganz anders sein, als sich der Gast aus Deutschland dies erhofft hat. Die Palette des Angebots ist eben weit und reicht vom Jagen fast wie in freier Wildbahn bis hin zum Kleingatter.

 

Eine Erfolgsstory

 

 

Wenn vor 40 Jahren in Südafrika eine Farm verkauft wurde und in der Anzeige „wildleer“ vermerkt war, dann ließ sich ein besserer Preis erzielen. Wild war ein Kostenfaktor und hatte keinen wirtschaftlichen Wert. Es stand in Konkurrenz zu Kühen, fraß denen das Futter weg und machte Schäden. Sinnvolle wirtschaftliche Nutzung, die auch Geld einbrachte, gab es vor 1960 nicht.

Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend geändert. „Game Ranching“, also die kommerzielle Zucht und Bewirtschaftung von Wildtieren in eingezäunten Farmen, ist inzwischen eine wichtige Landnutzungsform in Südafrika. Südafrika ist weltweit führend auf diesem Gebiet, und es gibt kein Land, das „Game Ranching“ in einem vergleichbaren Maße praktiziert.

Die Wirtschaftsdaten über die Jagdfarmen sind je nach Quelle unterschiedlich. Die folgenden Zahlen zeigen aber den ungefähren Trend auf. Derzeit gibt es etwa 6.000 registrierte und wildsicher eingezäunte Wildfarmen mit über 10 Millionen Hektar Land. Das entspricht einem Anteil von 12,5 Prozent an der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche Südafrikas und ist, zum Vergleich, viermal so groß wie der Krüger Nationalpark. Die Anzahl der Farmen ist seit 1993 jährlich um über fünf Prozent gewachsen.

70 Prozent aller Farmen und 80 Prozent aller Flächen liegen in der Nordprovinz und in der Nördlichen Kap-Provinz. Der Wildbestand beträgt etwa 1,7 Millionen Stück. Der Wert aller Betriebe einschließlich Land, Investitionen und Wild wird auf etwa 2,25 Milliarden Euro und damit 225 Euro je Hektar geschätzt. Die Farmen bieten etwa 45.000 Arbeitsplätze.

Die Bruttoeinnahmen betragen rund 127 Millionen Euro im Jahr. Mit 68 Millionen Euro tragen die rund 120.000 einheimischen Jäger den Löwenanteil bei. Sie jagen vor allem des Fleisches wegen, das großenteils luftgetrocknet wird und als „Biltong“ eine südafrikanische Spezialität darstellt. Lebendverkäufe von Wild stehen mit 27 Millionen Euro an zweiter Stelle. Danach folgen ausländische Trophäenjäger mit 23 Millionen Euro, Fototourismus mit sechs Millionen Euro und Wildbretverkauf mit drei Millionen Euro.

Von den Einnahmen verbleiben vor Steuern etwa 80 Prozent bei den Farmern selbst. Die relativ geringen Bruttoeinkünfte von rund zehn Euro pro Hektar hängen damit zusammen, dass über die Hälfte aller Farmen kleiner als 500 Hektar sind und kommerziell nur wenig genutzt werden.

Neben diesen kommerziellen Wildfarmen gibt es noch etwa 3.000 weitere landwirtschaftliche Betriebe, die etwas Wildwirtschaft als Nebenerwerb betreiben oder Wild zusammen mit Vieh halten.

Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung sind Zucht und Lebend-Verkauf von Wild. So fanden im Jahr 2000 in Südafrika 48 Auktionen statt, auf denen 17.700 Stück Wild versteigert wurden. Die Durchschnittspreise reichten von 60 Euro für einen Springbock und 320 Euro für einen Kudu bis hin zu 17.000 Euro für einen Büffel und 27.000 Euro für ein Breitmaulnashorn. In den 90er Jahren sind die Wildpreise auf den Auktionen jährlich um elf Prozent gestiegen. Derzeit sind die Preise deutlich schwächer, und auf einer von mir kürzlich besuchten Auktion war der größte Teil des Wildes unverkäuflich. Dies ist Folge der aktuellen Trockenheit sowie der.

Um die Wildfarmen herum hat sich eine große Zuliefer- und Versorgungsindustrie gebildet. Sie reicht von Zäunen, Futtermitteln, Veterinärprodukten und Ausrüstung bis hin zu spezialisierten Firmen, die mit Helikoptern und Netzen Lebendfänge von Wild im benötigten großen Umfang durchführen.

Das Management der Wildwirtschaft und der einzelnen Betriebe ist in betriebswirtschaftlicher und technischer Hinsicht, veterinärmäßig und unter Aspekten der Tierhaltung und des Wildmanagements ein ungemein komplexer und schwieriger Prozess. Das Gleiche gilt für den gesamten Bereich der Nutzung, das heißt Tourismus und Jagd, einschließlich Preisgestaltung und Vermarktung. Selbst in Südafrika sind viele Farmer diesen Anforderungen fachlich nicht gewachsen, und ihre Betriebe haben ein unzureichendes Niveau. Die Industrie bemüht sich um Verbesserungen auf dem Wege der Selbstorganisation.

Der Markt ist gesättigt

Man muss auch bedenken, dass viele der Wildfarmen Steuerabschreibungsobjekte sind. Unternehmer investierten in solche Farmen, die in Wirklichkeit weniger einen Gewinn abwerfen sollten, sondern mehr ein Hobby fürs Wochenende waren.

Die Investitionen wurden abgeschrieben und Verluste wurden steuerlich berücksichtigt, und so ließ sich aus der Steuerersparnis die Jagdfarm zumindest zum Teil finanzieren. Dem hat der südafrikanische Fiskus nun einen Riegel vorgeschoben. Er umzieht die Wildfarm mit einem Zaun, genauso wie es die Wildfarmer tun. Der Steuerzaun bedeutet, dass die Farm steuerlich nur für sich veranlagt wird. Die Verrechnung von Investitionen, Gewinnen und Verlusten mit anderen Unternehmen ist nicht mehr möglich.

Dies wird die weitere Expansion der Wildfarmen verlangsamen und einige sicher auf dem Markt zum Verkauf erscheinen lassen. Ohnehin kann die bisherige Expansion so sicher nicht weitergehen. Die Wachstums- und Investitionsphase ist vorbei. Die Stunde der wirtschaftlichen Wahrheit wird bald schlagen. Die Jagdfarmen werden sich am Markt behaupten müssen. Ob genug Nachfrage für alle da ist, wird sich dann zeigen.

Aber mit dem Ende des Wachstums wird auch eine der wichtigsten jetzigen Einnahmearten an Bedeutung verlieren: der Lebendverkauf von Wild. Wenn nicht ständig neue Jagdfarmen entstehen, dann sinkt die Nachfrage nach Wild. Wenn die bestehenden Farmen sich wirtschaftlich verhalten müssen, dann werden sie selbst mehr Lebendwild anbieten und weniger nachfragen. Im übrigen sind die Wildfarmen Unternehmen, die Luxusgüter produzieren.

Sie sind stark von der Konjunktur des Landes und von der politischen Stabilität und damit zusammenhängend vom Tourismus abhängig. Derzeit läuft alles prima, aber es wäre erstaunlich, wenn Südafrika sich so ganz anders als die anderen Länder Schwarzafrikas entwickeln würde. Wie wenig sich Präsident Mbeki von den Ereignissen in Simbabwe distanziert und wie sehr er im Gegenteil den Diktator Mugabe, der sein Land zugrunde richtet, politisch und wirtschaftlich stützt, das gibt zu denken.

Auf jeden Fall ist die Wildwirtschaft derzeit in Südafrika eine fast ausschließlich weiße Industrie. Dies zu ändern wird schwierig sein, aber man wird es versuchen müssen, um zukünftigen politischen Druck abzuwenden. In Namibia, wo den europäischen Besitzern großer Farmen der politische Wind derzeit kräftig ins Gesicht bläst, entwickelt sich beispielsweise eine kleinbäuerlich-afrikanische Wildwirtschaft auf Stammesland und ergänzt damit den starken Sektor der Wildfarmen.

Die Zahlen sprechen für sich: In Südafrika haben sich in den vergangenen Jahren die Bestände der meisten Wildarten vervielfacht. Die Antilopen-Spezialistengruppe der Weltnaturschutzunion hat vor einiger Zeit Zahlen über die Entwicklung der Antilopen-Bestände Afrikas vorgelegt. Während es vielerorts in Afrika rückwärts geht, gehen die Zahlen in Südafrika steil in die Höhe. Gebiete, die jahrzehntelang ohne Wild waren, werden neu besiedelt und auf den Farmen gibt es inzwischen mehr als in den staatlichen Nationalparks.

Auch seltene und fast ausgestorbene Tiere haben von diesem Trend profitiert. Dazu gehören der Bontebok, das Weißschwanzgnu und die beiden Nashornarten.

Auch eine Erfolgsstory: Oryx oder Spießböcke sind in ehemalig verwaisten Gebieten wieder heimisch.
Kasten:
Fotos: Klaus Schendel, Gunther Andreka, Heinz Lehmann

Problembereich biologische Vielfalt

Problembereich biologische Vielfalt

Meistens handelt es sich bei den Wildfarmen um ehemalige landwirtschaftliche Betriebe. Sie waren häufig mit Vieh überstockt und litten an Erosion. Das Wild lässt die natürliche Vegetation wieder hochkommen, die Gebiete renaturieren und werden naturnäher. Oft kann man dies lehrbuchartig beobachten, wenn eine Wildfarm und ein landwirtschaftlicher Betrieb Seite an Seite liegen und nur durch einen Zaun voneinander getrennt sind.Umso unverständlicher finden es viele Wildfarmer, dass sie sich plötzlich zunehmend einer Kontrolle durch die Naturschutzbehörden ausgesetzt sehen. Sie müssen für Brunnen, Zäune oder Gebäude und Infrastruktur teure Umweltverträglichkeitsprüfungen vorlegen, während der traditionell wirtschaftende Farmer nebenan auf seinem Anwesen mit der Natur weitgehend tun und lassen kann, was er will.

Wenn die Naturschutzbehörde erscheint und überprüft, ob das unter Verwendung von natürlichen Materialien und mit einem Grasdach gedeckte Gästehaus den staatlichen Anforderungen entspricht, während das Wellblechdach des Pestizid-Lagers beim traditionell produzierenden Nachbarbauern weiterhin in der Sonne blinkt, dann versteht der Wildfarmer die Welt nicht mehr.

Im Vergleich zu Europa sind die Umwelt-Auflagen noch gering, aber die Umweltbürokratie im Lande wächst, und die rechtlichen Auflagen für die Game Ranches nehmen zu.

Zum großen Teil hängt dies damit zusammen, dass sich im Bereich der Biodiversität eine ganze Reihe von Problemen ergeben haben, die der Korrektur bedürfen und die auf Dauer die ganze Game Ranching Industrie gefährden können. Es gibt inzwischen in Südafrika sogar ernst zu nehmende Stimmen, die behaupten, dass das Land mit einigen Auswüchsen des Game Ranching seine Verpflichtungen aus der Biodiversitäts-Konvention, die Südafrika im Jahr 1995 ratifiziert hat, verletzen würde.

Die wichtigsten Probleme, denen sich die Industrie widmen muss, könnte man in den folgenden Punkten zusammenfassen.

 

  • Ansiedlung von Wild außerhalb seines Verbreitungsgebietes
    Südafrika hat 29 Antilopenarten. Man darf sich allerdings nicht vorstellen, dass diese so wie unser Rehwild ziemlich gleichmäßig über das ganze Land verteilt sind. Das Geheimnis der hohen Biodiversität liegt darin, dass jede Wildart die ihr zusagende Nische gefunden hat. Manche Antilopen haben nur eine geringe geographische Verbreitung. Dort sind sie aber häufig.Um die Anzahl der Wildarten auf ihrer Ranch zu erhöhen und um besonders attraktive Wildarten anbieten zu können, kaufen Farmer Wild auf, das ursprünglich an diesen Standorten nicht heimisch ist. Viele Jagdgäste wissen überhaupt nicht, dass sie auf einer Farm Wild bejagen, das hier eigentlich gar nicht vorkommt, oder es ist ihnen egal.Die praktischen Probleme, die daraus resultieren, sind beispielsweise die Hybridisierung, das heißt die genetische Vermischung von Unterarten, oder die Verdrängung von einheimischen Wildarten. So verdrängt zum Beispiel das Nyala, das künstlich im West-Kap angesiedelt wurde, den dort heimischen Buschbock. Ganz offensichtlich wird die Tatsache, dass Tierarten am falschen Standort leben, wenn zum Beispiel der Springbock in feuchtere Gebiete gebracht wird und dann Klauenfäule entwickelt oder das Bergzebra auf Sandböden seine Hufe nicht mehr genügend abnutzen kann.
  • Hybridisierung
    Eng mit dem vorhergehenden Problem verbunden ist die Tatsache, dass verwandte Tierarten, die in der Natur aus guten Gründen räumlich voneinander getrennt sind, sich vermischen, wenn sie zusammengebracht werden. Das Ergebnis sind Hybridtiere, die mancher Farmer sogar ganz gerne sieht, weil sie größere Hörner haben oder ausgefallene Trophäen entwickeln.So wurde erstmals 1961 darüber berichtet, dass das Weißschwanzgnu und das Streifengnu und Blaue Gnu sich kreuzen und die Hybriden selbst wieder fruchtbar sind. Die Mischformen der ersten Generation kann man noch gut voneinander unterscheiden. Wenn sie sich aber wieder mit reinrassigen Tieren mischen, wird die Unterscheidung schwierig.Das Weißschwanzgnu ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine fast ausgestorbene Wildart durch Wildfarmen und Jäger vor dem Aussterben gerettet wurde. Allerdings sind die Zahlen immer noch relativ gering, und die Art bleibt gefährdet. Die Hybridisierung wird für beide Arten als so gefährlich angesehen, dass im Juni 2003 ein Workshop zu diesem Thema veranstaltet wurde. Genaue Daten zum Ausmaß der Vermischung in Südafrika fehlen.

    Ohne Zweifel liegt jedoch ein erhebliches Problem vor. Da die Vermischung nicht dokumentiert wird, weiß man überhaupt nicht mehr, welche Bestände rein und welche es nicht sind. Die Farmer verkaufen solche Wildebeests weiter, und die Mischtypen werden auf diese Art weiter über das ganze Land verbreitet.

    Es ist ganz offensichtlich, dass wirtschaftliche Interessen hier bei vielen Farmern die Einsicht, dass solche Vermischungen dem Naturschutz zuwider laufen, überlagern. Ob Aufklärung allein ausreicht, um diese Prozesse zu stoppen, ist deshalb fraglich. Allerdings ist die Rechtslage schwierig. Es gibt in Südafrika keine einheitliche nationale Naturschutzgesetzgebung, die solche Dinge regelt.

    Andere Wildarten, die an solchen Vermischungen leiden, sind der ebenfalls vor der Ausrottung bewahrte Bontebok und der Blessbock, das Kap Bergzebra und das Hartmannszebra. Dies könnte zum Beispiel bei weiterer Vermischung zur Folge haben, dass die internationalen Rekordbücher diese Wildarten aus Südafrika nicht mehr anerkennen. Dies könnte auch Namibia betreffen, da zwischen beiden Ländern ein erheblicher Austausch und Verkauf von Wild stattfindet. Ob im übrigen ein Jäger noch mit Freude jagt, wenn er erst nach der Jagd durch eine DNA-Analyse feststellen muss, welche Wildart er letztlich erlegt hat, sei dahingestellt.

  • Vermischung von Unterarten
    Wenn Wildarten über weite Entfernungen verbracht werden, dann ist es unausweichlich, dass es sich dabei häufig um unterschiedliche Unterarten handelt. Sie können häufig nur durch eine DNA-Erbgutanalyse voneinander unterschieden werden. Wir wissen heute noch gar nicht genau, wie wichtig solche Differenzierungen langfristig sind.Deshalb ist es wichtig, sie zu erhalten, obgleich man anerkennen muss, dass in früheren Jahrhunderten in Europa ähnliche Vermischungen stattgefunden haben. So wurde Rotwild zwischen den adligen Häusern über weite Entfernungen ausgetauscht, ähnlich beim Damwild. Sikas wurden mit Rotwild gekreuzt, um größere Geweihe zu erhalten. Es handelt sich also um Hybridtiere. Allein in Südwest-Irland haben sich noch reine japanische Sika-Bestände erhalten, die deshalb auch nur höchstens Achtergeweihe entwickeln.Allerdings spricht nichts dafür, dass man Fehler, die man bei uns in Europa vor einigen hundert Jahren gemacht hat, trotz des heute höheren Wissensstandes weiter begeht. Dabei handelt es sich nicht nur darum, dass Unterarten innerhalb des Landes hin und her geschoben und vermischt werden, sondern sie werden zum Teil sogar aus dem Ausland geholt, wie etwa Rappenantilopen aus Simbabwe oder Halbmondantilopen aus Botswana.
  • Genetische Manipulation
    Exemplare mit größeren Gehörnen werden eingekreuzt, um bessere Trophäen heranzuzüchten. So ist zum Beispiel beim Springbock die Variationsbreite groß, und die Hornlängen variieren je nach Gegend sehr. Indem man also besonders große Böcke aus Nord-Namibia einführt und mit den viel geringeren Trophäenträgern irgendwo in Südafrika kreuzt, steigert man die durchschnittlichen Trophäengrößen.Ganz abenteuerlich wird es, wenn man Wildarten – zum Teil unter rechtlich sehr dubiosen Umständen ? aus West- und Zentralafrika herbeischafft und auf südafrikanischen Farmen aussetzt. Ein großer Skandal war die unter nicht genau geklärten Umständen stattgefundene Einfuhr von Roan-Antilopen aus Westafrika.Offensichtlich war nicht nur ihre Zucht in reiner Form geplant, sondern auch ihre Vermischung mit den im Bestand gefährdeten einheimischen Roan, um stärkere Trophäen heranzuzüchten.

    In diesem Fall reagierten die Behörden, denen meistens gesetzlich die Hände gebunden sind, einmal. Es wurde ein Transportverbot für Roan ausgesprochen, um ihre Verteilung auf südafrikanische Farmen zu verhindern. Man konnte sich aber nicht auf schärfere Maßnahmen einigen und hat die Umstände der Ausfuhr der Tiere aus den Heimatländern nicht untersucht.

  • Zucht neuer Wildarten
    Besondere Sorge bereitet den Naturschutzbehörden, dass Wildarten herangezüchtet werden, die in der Natur gar nicht vorkommen. Meistens handelt es sich dabei um Farbvariationen, die rezessiv weitervererbt werden. Indem man Tiere mit den gewünschten Farben selektiert und nur mit ihnen jeweils weiterzüchtet, wird mit der Zeit eine neue Rasse geschaffen.Dies geschieht beispielsweise mit schwarzen Impalas, schwarzen und weißen Blessböcken, rotfarbigen Wildebeest, aber auch bewusst herbeigeführten Kreuzungen von Antilopen wie Kudu und Eland. In der Natur sind solche Formen auf Dauer nicht lebensfähig und verschwinden auf natürlichem Wege. Ihre Zucht und ihre Verwendung für jagdliche Zwecke wirft eine Vielzahl biologischer und ethischer Probleme auf.
  • Domestizierung
    Das auf Game Ranches gehaltene Wild soll seine wilden Eigenschaften behalten, es sollen Wildtiere bleiben. Dies ist ganz anders als im Falle von „Game Farming“, wo intensive Zucht von domestizierten Wildtieren betrieben wird. Eine solche Farm ist ein Tierzuchtbetrieb, der Perlhühner wie Haushühner hält, und Elandantilopen oder Hirsche wie Rinder züchtet und schlachtet. Auch Krokodile werden gefarmt, um Häute und Fleisch zu nutzen.Die Tiere verlieren ihren wilden Charakter und werden an den Menschen gewöhnt oder zahm. Sie werden gefüttert und genau wie Haustiere veterinärmedizinisch behandelt. Die Gehege sind klein oder die Tiere werden in Ställen gehalten.Die Gefahr einer solchen Domestizierung besteht auch auf Game Farmen. Die Wildtiere werden – manchmal mehrfach im Laufe ihres Lebens – gefangen, vorübergehend in kleinen Umzäunungen gehalten und in Lastwagen hin und her transportiert, bevor sie wieder irgendwo freigelassen werden. Danach werden sie oft eine Zeitlang zur Eingewöhnung gefüttert. Bei Knappheit an natürlichem Futter wird ohnehin zugefüttert, und manche Farmer, die zu hohe Wilddichten haben, müssen ohnehin immer Futter anbieten. Dabei werden auch industrielle Futtermittel eingesetzt.

    Ohne veterinärmäßige Betreuung geht es ohnehin nicht beim Game Ranching. Jedes Stück Wild stellt einen wirtschaftlichen Wert dar und wird deshalb gegen alle Arten von Parasiten oder Krankheiten geschützt. Vor allem muss der Ausbruch von Epidemien verhindert werden. Genauso, wie man Kühe in Afrika regelmäßig durch Becken mit Desinfektionsmitteln treibt, werden auch die Wildtiere gegen Parasiten behandelt. Ein besonders pfiffiges System ist der Einsatz von Sprühgeräten an Wasserlöchern. Es werden Zwangswechsel angelegt, und wann immer ein Tier zum Schöpfen kommt, wird es automatisch besprüht.

    Es ist schwer zu sagen, wann bei solchem „Wild“ die Grenze zum Haustier überschritten wird. Auf jeden Fall ist die Domestizierung aus der Sicht des Naturschutzes – und auch der Jagd – unerwünscht. Wer will schon halbzahme Haustiere bejagen?

  • Behandlung von Prädatoren
    Ein besonderes Kapitel stellt die Behandlung des Raubwilds dar. Wie der Name schon sagt, ist ein „Game Rancher“ ein Bauer. Kein Bauer sieht es gerne, wenn sein wertvolles Vieh vom Raubwild geschlagen wird. Genauso geht es den Wildfarmern. Leoparden, Geparden, Luchse (Karakals) oder Schakale werden auf allen Rinder- und Schafzuchtbetrieben im südlichen Afrika geschossen und gefangen.Dies ist in aller Regel auch völlig legal. Die internationalen CITES-Vereinbarungen regeln bei besonders geschützten Katzenarten wie dem Geparden oder dem Leoparden ja nur den Handel einschließlich der Verbringung von Jagdtrophäen über internationale Grenzen, nicht aber das Management vor Ort, einschließlich der Tötung von Problemtieren.Bei Game Ranchern ist die Rechtslage nicht viel anders, und Raubwild wird eliminiert, wenn es zu Schaden geht. „Ich würde alle Luchse in Südafrika ausrotten, wenn ich nur könnte“, sagte mir ein erboster Antilopenzüchter, der hohe Schäden unter seinem Jungwild zu beklagen hatte. Auf einer anderen Farm sah ich eine selbst konstruierte Lebendfalle, die hinter einem Loch im Zaun angebracht war.

    Der Farmer führte sauber Buch, und ich war erstaunt über die hohe Anzahl an Tieren, die gefangen und getötet worden sind, einschließlich von Karakalen. Ebenfalls ist es erstaunlich, wie viele Leoparden und Geparden in Südafrika in freier Wildbahn vorkommen. Der Farmer kann sich eine Genehmigung zum Abschuss von Schadtieren beschaffen. Nicht selten werden die Großkatzen aber auch ohne Genehmigung gefangen, getötet und vergraben, auf Rinderfarmen genauso wie auf Wildfarmen.

    Viele Farmer haben mir gesagt, dass sie im Grundsatz die Katzen leben lassen würden, wenn sie Jagdlizenzen bekommen könnten. Würden also mehr Lizenzen zur lukrativen Bejagung erteilt, dann könnte dies die Toleranz der Farmer gegenüber diesen Großkatzen sicher erhöhen.

    Die Verbände der Jagdfarmer bemühen sich um die Freigabe, aber die vielen wissenschaftlichen Berichte, die die Behörden von ihnen erst einmal verlangen, übersteigen offensichtlich ihre Kapazitäten. Also werden weiterhin Falle und Schaufel Dienst tun. Wie so häufig, sind die Schutzgesetze voller guter Absicht erlassen worden, wirken in Wirklichkeit jedoch kontraproduktiv.

 

Ethische Probleme

Ethische Probleme

Die Jagd zur Fleischerzeugung auf den Farmen wird naturgemäß in anderer Form betrieben, als die sportliche Jagd. Es wird vom Auto aus geschossen und meist auch in der Nacht mit Hilfe von Scheinwerfern. Mancher Wildfarmer bietet diese Jagdform allerdings auch seinen Gästen an. Wer auf einer Jagdfarm zur Jagd gehen will, der sollte sich bewusst sein, dass er hinter einem wilddichten Zaun jagt. In Südafrika wird berichtet, dass dies den Jägern beispielsweise aus den USA in aller Regel egal ist. Ihnen ginge es vor allem um das Erbeuten großer Trophäen, und dies kann man hinter Zäunen in aller Regel besser organisieren als in freier Wildbahn.Für den deutschen Jäger ist die Gatterjagd seit jeher ein umstrittenes und heikles Thema. Manche wollen es dann nicht so genau wissen, stellen keine Fragen und geben sich zu Hause beim Betrachten der Trophäen-Wand einer Illusion hin. Andere, die waidgerecht jagen wollen, müssen sich kundig machen, in was für einer Art von Jagdfarm sie jagen. Denn um dies ganz deutlich zu sagen: In Südafrika gibt es beides, faire Jagd auf frei lebendes Wild im Großgatter von Tausenden von Hektar und den Abschuss von zuvor zu diesem Zweck in kleinen Gehegen eingesetztem Wild.

Der Jäger sollte sich deshalb vorher kundig machen, was ihn erwartet. Dies dürfte nicht immer ganz einfach sein, aber es ist zu bewerkstelligen. Der Rat von Jagdfreunden, die die Verhältnisse vor Ort kennen gelernt haben, ist ein Weg. Man kann sich beim südafrikanischen Berufsjägerverband PHASA kundig machen, und der erfahrene Jäger, der vor Ort die Augen aufmacht, wird ohnehin schnell sehen, wohin der Hase läuft.

Ich kenne auch deutsche Jäger, die in Kärnten im „naturbelassenen Gatter“ auf Dam- und Muffelwild jagten und nach dem Durchschreiten von mehreren Zwischenzäunen einen sie vertrauensvoll anäugenden Widder zur Strecke brachten und nachher aus allen Wolken fallen wollten, als sie erfuhren, dass sie im „Jagdbordell“ gelandet waren, obgleich sie bei einem großen Vermittler gebucht hatten. Die Größe der Jagdfarm ist per se auch kein Kriterium, da manche Betriebe durch Zwischenzäune unterteilt sind.

Wer auf 5.000 Hektar versucht, bei einer naturnahen Wilddichte einen starken Kudu zu erlegen, der wird sich wundern, wie schwierig und zeitraubend dies sein kann. Wer im Kleingatter mit hoher Wilddichte am Wasserloch hockt, der sollte sich nicht wundern, wenn er an einem Nachmittag seinen gesamten Abschuss tätigen kann.

Die Jagd im Kleingatter

Ein speziell südafrikanisches Problem ist die Jagd im Kleingehege, bei der halbzahmes, in Gefangenschaft gezüchtetes Wild speziell für die Erlegung eingebracht wurde, oftmals sogar noch leicht betäubt. Bei Löwen ist dieses Verfahren spätestens zum internationalen Skandal geworden, als der Abschuss einer Löwin, die von ihrem Nachwuchs durch einen Zaun getrennt war, im südafrikanischen Fernsehen gezeigt wurde. Dass ein bekannter, in Südafrika lebender deutscher Berufsjäger daran beteiligt war, macht die Angelegenheit nicht besser.Diese im englischen Sprachgebrauch als „canned hunting“ bezeichnete Art der Tötung von Tieren, könnte man am ehesten mit den römischen Gladiatorenkämpfen vergleichen, bei denen auch Löwen und ähnliche Raubtiere in eine Arena eingelassen wurden, damit sie als Spektakel umgebracht wurden. Allerdings gibt es da noch einen signifikanten Unterschied: Der Gladiator war zu Fuß und nur mäßig bewaffnet, während der heutige Held durch oder über den Zaun mit einer modernen Weitschusswaffe schießt.

Die Anzahl der auf diese Art getöteten Löwen ist erheblich. Der Berufsjägerverband PHASA schätzt, dass jedes Jahr um die 120 Löwen auf diese Weise getötet werden, davon ein Drittel im Freestate. Es sollen um die 2.500 Löwen in Südafrika in Gefangenschaft gehalten werden. Davon wird natürlich nur ein Teil bejagt.

Die Summen, die mit Abschüssen im Kleingatter verdient werden können, sind erheblich. Auf Einsicht wird man deshalb bei den Beteiligten nicht setzen können. Die starke südafrikanische Tierschutzlobby schlachtet diese Fehlentwicklungen aus, um ein Verbot aller Trophäenjagd durchzusetzen.

Selbst die deutsche Botschaft Pretoria sah sich befleißigt, deutschen Jägern in Südafrika nachzuforschen und dem Berliner Auswärtigen Amt in einem Bericht mit der Überschrift „Auch deutsche Jäger an zweifelhaften Praktiken beteiligt“ zu berichten. Dabei hätte man leicht durch eine Anfrage beim Bonner Bundesamt für Naturschutz herausfinden können, wie viel Löwen im Jahr aus Südafrika tatsächlich nach Deutschland ausgeführt werden. Es sind nämlich nur wenige.

Man muss nicht betonen, dass es sich bei diesen nicht-tierschutzkonformen Tötungsarten nicht um Jagd handelt und dass auch die südafrikanischen Jagdverbände sich nicht nur distanzieren, sondern seit Jahren schon versuchen, diesen Unsitten ein Ende zu setzen. Dies hat sich aber juristisch als überaus schwierig dargestellt. Im Juni hat man neue rechtliche Bestimmungen erlassen.

Es wird sich zeigen, inwieweit diese das „canned hunting“ verhindern können. Was die Löwen angeht, so hat der amerikanische Safari Club der Einfachheit halber alle südafrikanischen Löwen aus seinen Rekordbüchern gestrichen. „Canned hunting“ hat eben mit Jagd nichts zu tun.

Ausblick

Es ist erfreulich, dass die Diskussion über diese Probleme inzwischen in Südafrika eingesetzt hat, und bei Jagdverbänden und vielen Jägern die Einsicht da ist, dass dringend etwas geschehen muss.Wie überall heißt es eben auch in Südafrika: „Wo viel Licht ist, da ist auch Schatten“. Die überwiegend positiven Entwicklungen in der südafrikanischen Wildwirtschaft sind ein Riesenerfolg. Nur sind Reformen und Korrekturen überfällig. Es ist erfreulich, dass man dabei nicht nur auf den Staat wartet, sondern damit begonnen hat, diese Probleme selbst in die Hand zu nehmen.

Im Übrigen zwingt ja niemand einen Gastjäger dazu, ein schwarzes Impala auf einer Jagdfarm im Mischstil von „Disneyland“ und „Out of Africa“ zu bejagen.

Wer jedoch echte waidgerechte Jagd sucht, der wird sie finden, ohne lange zu suchen. Auf einer eingezäunten Farm von 5.000 Hektar und mit einem nicht überhöhten Wildbestand einen reifen Kudubullen zu erlegen, bedeutet echte Jagd.

Und es gibt sie auch in Südafrika: die Jagd außerhalb des Gatters. Einen Bergriedbock mit seinen scharfen Lichtern auf den kahlen Hügeln am Fuße der Drakensberge zu bejagen, setzt allerbestes Pirschen voraus. Noch schwieriger ist der rehgroße Vaalrehbock, den nicht umsonst der berühmte Jäger und Wildhüter aus Süd-Tansania, Konstantin Ionides, zu den schwierigsten und begehrenswerten Trophäen Afrikas zählte.

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