Auf Löwe, Roan und Savannen-Büffel

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Jahrelang wurde Westafrika hauptsächlich von Jägern aus dem romanischen Kulturraum bereist. Für deutschsprachige Jäger waren Länder wie Burkina Faso, Benin, Guinea oder Senegal eher „weiße Flecken“ auf der jagdlichen Landkarte. Das hat sich geändert (Stand 2002).

Dieser alte Solitär-büffel fiel schon am ersten Morgen.

Schon 2001 hat JAGEN WELTWEIT (1/2001) ein Schwerpunkt-Thema über westafrikanische Jagdmöglichkeiten veröffentlicht. Unter anderem wurde über erste Erfahrungen in Burkina Faso berichtet. Aufgrund der deutlich günstigeren Preise für Großwild-Jagden – etwa die Hälfte dessen, was man im südlichen und östlichen Afrika bezahlt – recherchierte ich weiter. Das Land bietet interessante Großwild- und Plains Game-Jagdmöglichkeiten auf Wildarten, die weit oben auf meiner „Wunschliste“ stehen.

 

Land und Jagd-Möglichkeiten

 

Burkina Faso, das ehemalige Obervolta, wird als Binnenstaat im Norden von Mali, im Nordosten von Niger, im Osten von Benin, im Süden von Togo, Ghana und der Elfenbeinküste begrenzt. Seinen ursprünglichen Namen hat es von den drei Quellflüssen des Volta – Schwarzer, Roter und Weißer Volta – die das Land mit Wasser versorgen.

Der Schwarze Volta führt ganzjährig Wasser, die anderen versiegen während der Trockenzeit. Der nördliche Landesteil gehört zur Sahelzone, der übrige zur Savannenzone. Burkina Faso ist von wechselfeuchtem tropischen Klima geprägt, mit einer Regenzeit von Juni bis Oktober und einer Trockenzeit von November bis März.

Man reist und jagt am besten in der Zeit von Dezember bis März. Die wichtigsten Jagdgebiete liegen im Südosten des Landes an den Nationalparks Pama, Arly und W-du-Niger. Die Nationalparks bilden 340.000 Hektar, die elf Jagdblocks 720.000 Hektar. Die Camps sind fest gebaut und in einem guten bis komfortablen Zustand.

Die Quoten werden zurückhaltend vergeben, sodass man in diesem Gebiet von einer nachhaltigen Jagd sprechen kann. Auch dürfen maximal drei Stück Großwild pro Woche erlegt werden. Zu den Großwildarten gehören: Löwe, Büffel, Roan, Western Hartebeest, Harnessed Buschbock, Defassa-Wasserbock und Nagor-Riedbock.

Die hauptsächlichen Kleinwildarten, die mit einer gesonderten Lizenz bejagt werden können, sind: Riesentrappe, Western Buschducker, Oribi, Warzenschwein, Pavian sowie viele Niederwildarten.

Neben den genannten Wildarten kommt auch der Savannen-Elefant vor. Er darf aber nicht bejagt werden. Man schätzt die Büffel- und Roan-Bestände in dem beschriebenen Gebiet auf jeweils etwa 6.000 Stück, wovon zwei Prozent pro Jahr für die Trophäenjagd freigegeben sind. Die Nationalparks und Jagdgebiete sind unbesiedelt.

Kleinere Jagdgebiete liegen in Zentral- und Südwest-Burkina. Diese Gebiete haben wir aber nicht bejagt und bereist. Artenzahl und Wilddichte sollen hier geringer sein.

Die Jagd ist klassisch sportlich. Büffel und Löwen werden auf der Fährte bejagt, was weites Laufen (20 km und mehr) bedeuten kann. Schießen vom Auto aus, Anludern der Löwen oder Ansitz am Wasserloch ist verboten. Es wird also eine deutlich bessere Kondition als bei Farmjagden im südlichen Afrika verlangt. Auch sollte man in der Lage sein, bis mindestens 50, besser bis 80 Meter stehend freihändig zu schießen.

Man trifft nicht selten überraschend mit dem Wild zusammen, was dann rasches Schießen erfordert. Mittlere und kleinere Plains-Game-Arten werden im offeneren Gelände auch auf mittlere Entfernung bis 150 Meter vom Pirschstock aus oder stehend an einem Baum angestrichen beschossen. Auch das muss mit der Waffe geübt werden, die man tatsächlich auf der Jagd führt.

 

Ausrüstung

Man benötigt übliche Safari-Ausrüstung mit leichten Hemden und Hosen in nicht zu hellen Khaki- oder Tarnfarben, eine breitkrempige Kopfbedeckung, gut eingelaufene afrikataugliche Pirschschuhe und ein leichtes Pirschglas, etwa 8×30.

Waffe: Wer Büffel und Löwe bejagen will, braucht mindestens eine .375 Holland&Holland. Man sollte die Stärke und Härte der Rot- oder Savannenbüffel nicht unterschätzen. Auch bei der Löwenjagd benötigt man eine Waffe mit Stopp-Wirkung.

Ich reise grundsätzlich, nachdem mir zweimal eine Waffe in Afrika ausgefallen ist, mit zwei Gewehren und zwar je einer Repetierbüchse im Kaliber .375 Holland&Holland Magnum und einer .416 Rigby. Mit beiden Waffen kann man mit entsprechenden Teil- und Vollmantelpatronen vom Elefanten bis zum Oribi alles erlegen.

Gesundheitsvorsorge: Gelbfieber-Impfung ist in Burkina Pflicht, Malaria-Prophylaxe unbedingt notwendig. Weiterhin wird Impfung gegen Tetanus, Cholera und Hepatitis empfohlen. Dazu kommen die Medikamente für den persönlichen Gebrauch sowie Breitband-Antibiotika gegen Infektionen sowie Medikamente gegen Durchfall und, nicht vergessen, Blasenpflaster.

Seit Jahren benutzte ich mit bestem Erfolg in der Anfangsphase der Blasenbildung Leukoplast (Verbandspflaster ohne Mullkissen). Das Pflaster verteilt den Druck auf der Haut und bleibt tagelang auf der entstandenen Blase. In der Zwischenzeit wächst neue Haut unter der Blase. Ein preiswertes, hervorragend wirkendes Mittel. Man muss es aber in der Frühphase der Blasenbildung einsetzen. Sind die Blasen erst einmal Fünf-Mark-Stück groß und offen, heilen sie schlecht und die Infektionsgefahr steigt.

Morgens wurden die Wasserlöcher und Pisten auf frische Löwen- und Büffel-Fährten abgesucht.
Fotos von Andreas Rockstroh

Unsere Jagd

Unser deutscher Vermittler hatte in diesem Jahr fünf deutsche Jäger nach Burkina Faso „geschickt“. Alle hatten untereinander Kontakt und konnten ihre Erfahrungen austauschen. Auch waren alle bereit, für diesen Bericht kurz ihre persönlichen Eindrücke zu schildern, was das Bild über das Jagdgebiet abrundet.

Drei Jäger reisten im März, zwei Anfang April, wobei alle bis auf einen auf Löwe, Büffel und Roan gejagt haben. Einer hatte so viel „Biss“, dass er sich zwölf Tage lang ausschließlich der Löwenjagd gewidmet hat … beinahe hätte es geklappt.

Hans-Joachim, der gleichzeitig mit mir im Jagdgebiet jagte, und ich reisten Anfang April in Begleitung unserer Frauen und eines jagdinteressierten Nicht-Jägers. Peter stammt aus einer jagdlichen Familie und ist „pflegeleicht“.

Wir waren bewusst so spät gereist, weil die Löwenjagd umso leichter sein soll, je weniger Wasser in der Landschaft ist. Löwen müssen täglich zur Tränke, sodass sich sowohl die Beutetiere der Löwen als auch die Großkatzen in der Nähe der wenigen Wasserlöcher aufhalten, was verständlicherweise die Katzenjagd erleichtert.

Wir starteten am 4. April mit Air France ab Frankfurt mit Zwischenstopp in Paris. Flüge und Gepäck-Abfertigung liefen problemlos. Vom Zielflughafen in Burkina Faso, der Hauptstadt Ouagadougou, ging es in rund dreieinhalb Stunden ins Camp in die Nähe des Jagdgebietes (90.000 Hektar).

Hans-Joachim hatte mit seiner Frau schon einige Tage Urlaub in Ouagadougou gemacht und begann am 5. April mit der Jagd. René, ein Gast aus Tschechien, hatte am 3. April einen starken Löwen erbeutet. Er reiste zwei Tage nach unserer Ankunft zufrieden mit seinem slowakischen Jagdfreund ab.

Für uns begann der erste Tag im Camp mit Akklimatisierung an das feuchtheiße Klima und dem Kontrollschießen der Waffen. Die Großwildjagd ist auf zwölf volle Jagdtage angelegt mit je einem Ruhetag bei der An- und Abreise. Bei Temperaturen, die Anfang April mittags deutlich über 40 Grad Celsius im Schatten liegen, ist das durchaus angenehm.

Hans-Joachim, seine Frau Barbara und Stan, der Berufsjäger, überraschten uns am Nachmittag mit der erfreulichen Nachricht, dass Hans-Joachim eine sehr gute Roan erlegt hatte. Allmählich kam jagdliche Stimmung und Vorfreude auf.

Sorgen machten uns die sich zu Gewittern auftürmenden Wolken, auch Wetterleuchten und Donnern waren zu vernehmen, sodass George, „mein“ Berufsjäger, uns erklärte, wir sollten bei den besonders begehrten Wildarten wie Büffel und Roan nicht zu zurückhaltend sein, da nicht auszuschließen sei, dass es zu regnen begänne. Nach einem schweren Gewitter sei es ein bis zwei Tage unmöglich, sich mit dem Fahrzeug im Jagdgebiet zu bewegen. Da wir außerdem rund 35 Kilometer ins Jagdgebiet zu fahren hatten, bedeutete also Regen Ruhetag oder gar -tage.

Klassisch

Klassisch

Am 6. April ging es dann endlich los: Um vier Uhr aufstehen, kurz vor fünf Aufbruch. Um sechs Uhr trafen wir pünktlich im Jagdgebiet ein. Von sechs Uhr morgens bis 18 Uhr abends darf gejagt werden. Auf einer der Hauptpisten fanden wir innerhalb weniger Minuten die nagelfrische Fährte eines einzelnen Büffels. Solitär-Büffel sind fast immer alt, sodass George uns gleich antrieb.Unsere drei Pisteure, wie die Fährtensucher in frankophonen Ländern heißen, sprangen passioniert vom Wagen. George gab kurze präzise Anweisungen. Wir schnappten uns die Wasserflaschen, luden die Waffen fertig, und los ging es. Zügig folgten wir der meist auch für mich deutlich sichtbaren Fährte.

Jeder passionierte Afrika-Jäger kennt dieses prickelnde Gefühl, wenn man am frühen Morgen – der ganze Jagdtag liegt noch vor einem – eine frische Großwild-Fährte aufnimmt. Für mich gibt es jagdlich nichts Aufregenderes. Das ist Jagen im ursprünglichen Sinne, auch wenn wir ohne die Pisteure verloren wären.

Noch war der Wind optimal, aber besonders alte Büffel neigen dazu, die Richtung so zu ändern, dass sie zeitweise mit halbem Wind oder gar mit dem Wind ziehen, um eventuelle Verfolger abzuschütteln.

Wir legten ein zügiges Tempo vor. Allerdings wurde mir erst im Nachhinein klar, dass wir nur knapp drei Kilometer von der Nationalpark-Grenze entfernt waren, und so ein alter Büffel durchaus die Angewohnheit hat, nachts zum Schöpfen und Äsen aus dem Nationalpark herauszuziehen und morgens im ersten Büchsenlicht wieder im Park zu verschwinden. Georges Eile war also angebracht. Doch schon nach 20 Minuten winkte uns einer der Pisteure aufgeregt zu. Er hatte den Büffel auf rund 150 Meter entdeckt.

Sofort übernahm George die Führung. Gebückt, jede mögliche Deckung ausnutzend, versuchten wir, dem langsam ziehenden Büffel den Weg abzuschneiden. Elke und die Pisteure blieben ein wenig zurück, und schon nach ein paar hundert Metern waren wir in einer optimalen Position an einem riesigen Baobab. Vertraut zog der Büffel langsam auf etwa 70 Schritt breit an uns vorbei. Wir sprachen ihn als alt und gut an, und ohne viel zu sprechen signalisierte mir George, ich solle schießen.

Der Affenbrotbaum bot sich zum Anstreichen an, und so kam ich sauber tief über dem Vorderlauf ab, da, wo der Herz-Lungenraum sitzt. Das 410 Grains-Woodleigh-Teilmantelgeschoss (.416 Rigby) hob den Büffel deutlich vorn aus, typisches Zeichnen für diese Patrone bei gutem Treffersitz.

Tödlich getroffen trollte der Büffel weiter, ich im Laufschritt hinterher und schoss ein zweites Mal, diesmal freihändig, was ihn zum Verhoffen brachte. Wiederum sprintete ich 30 Schritt nach vorn, um angestrichen den dritten Schuss anzubringen. Im vierten Schuss ging er endlich zu Boden. Ich stopfte Patronen nach und lief bis auf zehn Meter an das verendende Wild heran, aber ein Fangschuss war nicht mehr notwendig.

In solchen Situationen ist der Adrenalinspiegel sehr hoch, die Spannung nicht zu überbieten. Das macht den Reiz der Jagd auf gefährliches Großwild aus. Ich komme später bei der Löwenjagd noch einmal darauf zurück.

Wir konnten unser rasches Waidmannsheil kaum fassen. Die Pisteure begannen kleine Freudentänze, und wir hauten uns gegenseitig auf die Schulter und waren völlig aus dem Häuschen. Wer hätte das gedacht: 20 Minuten Büffeljagd vom Aufnehmen der Fährte bis zum Erbeuten, das hatten unsere Pisteure und George noch nicht erlebt, und es war auch meine bisher kürzeste Büffeljagd.

Vor uns lag ein alter Savannenbüffel, leicht abgekommen, mit einer Forkel-Verletzung am Stich, die übel vereitert war. Die jüngeren Bullen hatten ihn sicherlich aus der Herde ausgestoßen, und beim hiesigen Löwen-Vorkommen wäre das Ende auch ohne uns sicherlich nicht mehr weit gewesen. Wir alle waren rundum glücklich.

Die Beute erwies sich als Mischling zwischen Rot- und Savannenbüffel. Reine Rotbüffel, zumindestens vom Erscheinungsbild her, gibt es nur noch reichlich zehn Prozent. Der Rest sind Savannenbüffel und Mischlinge aus beiden Unterarten.

Die Vermischung zwischen Rot- und Savannenbüffeln hat in den vergangenen Jahren nach Meinung der Berufsjäger zugenommen, sodass man leider befürchten muss, dass es in einigen Jahren kaum mehr reinrassige Rot- oder Savannenbüffel geben wird.

Im Wildbret starke Savannenbüffel erreichen übrigens durchaus Gewichte von südostafrikanischen Kaffernbüffeln, also etwa 900 Kilogramm Lebendgewicht. Rotbüffel liegen bei 300 bis 350 Kilogramm. Der, den wir hier erbeutet hatten, dürfte rund 600 Kilogramm gewogen haben.

Der erste Schuss lag, wie vermutet, tiefblatt über dem linken Vorderlauf, der zweite nach kurzem Sprint auf den flüchtenden Büffel freihändig abgegebene auf der Leber, der dritte hatte einen Baum gestreift und war in die Botanik gegangen, und der vierte saß direkt neben dem ersten. Sicherlich hätte der erste Schuss ausgereicht, aber bekanntlich wird dieses harte Großwild beschossen, so lange es auf den Läufen ist.

Im Kaliber .416 Rigby (oder Remington) oder bei stärkeren Großwild-Kalibern verwende ich zur Büffeljagd keine Vollmantelgeschosse mehr. Die Wirkung der harten Verbund- oder homogenen Deformationsgeschosse wie Woodleigh, Barns-X oder Swift-A-Frame ist wesentlich besser als die von Vollmantelgeschossen. Sie bringen zwar kaum Ausschuss, aber knapp 7.000 Joule Mündungsenergie, wie bei der .416 Rigby, ohne Ausschuss im Büffel, haben halt gewaltige Wirkung. Auch bei Nachsuchen kann man ab Kaliber .416 guten Gewissens die genannten Geschosse verwenden.

Nur wer mit einer .375 Holland&Holland auf Büffel jagt, sollte zumindest bei Nachsuchen Vollmantelgeschosse verwenden. Die bessere Penetration ist bei der geringen Energie dieser Patrone notwendig. Zur Elefantenjagd werden weiterhin nur Vollmantelgeschosse verwendet! Die beiden Kammertreffer blieben ohne Ausschuss, der auf der Leber hatte Ausschuss gebracht.

Mit Hilfe eines Baumes und Kettenflaschenzuges gelang es, ohne allzu große Schinderei die Beute unzerlegt auf die Pritsche des Pick-ups zu befördern, und nach einer guten Stunde waren wir bereits auf dem Heimweg ins Camp. Leider war für diesen Tag schon die Jagd vorbei, denn in Burkina Faso darf nur ein Stück Wild pro Tag erlegt werden, sodass wir schon am späten Vormittag beim zweiten Frühstück saßen. Um 15 Uhr nachmittags fing es leicht an zu regnen, und Georges Nervosität wegen des Wetters war durchaus berechtigt.

Es geht Schlag auf Schlag

Unser Plan für den nächsten Tag sah vor, morgens die Wasserstellen nach Löwenfährten abzusuchen, um gegebenenfalls frische Fährten sofort aufzunehmen. Die Löwenjagd auf der Fährte ist nur am frühen Morgen bis etwa neun, maximal zehn Uhr möglich.

Bei diesen Fahrten von Wasserloch zu Wasserloch, waren wir erstaunt über den Wildreichtum. Ob Roan, Western Hartebeest, Oribi, Ducker oder Warzenschwein, regelmäßig kam Wild in Anblick. Der Jagddruck hatte sich offensichtlich, obwohl wir die letzten Gäste in dieser Saison waren, in Grenzen gehalten.

Das Kontrollieren der Wasserlöcher auf Löwenfährten blieb zunächst erfolglos, aber George und die Pisteure kannten einen Trockenfluss, an dem sie schon mehrfach auf Löwen getroffen waren.

Während abseits der Wasserlöcher und Trockenflüsse offene Busch- und Baumsavanne vorherrscht, findet man an den Trockenflüssen dichteste Vegetation vor. Die Sichtweite liegt oft zwischen fünf und 15 Metern, und da man jeden Augenblick auf kürzeste Entfernung mit Löwen rechnen muss, treibt einem eine solche Jagd oft den Schweiß auf die Stirn und zwischen die Schulterblätter… nicht nur wegen der Temperaturen. Ohne diese Jagdart dramatisieren zu wollen, nur so viel: Man ist ständig sehr konzentriert und manchmal genügt das Abstreichen eines Frankolins, um den Adrenalinspiegel hoch zu jagen. Doch das ist nun einmal der Reiz von „dangerous game“.

In dieser sehr dichten Vegetation ist es sicherer, das Zielfernrohr von der Waffe zu nehmen. Selbstverständlich muss man das schnelle flintenähnliche Schießen über offene Visierung mit der Waffe, die man hier führt, geübt haben.

An diesem Morgen gerieten wir auf knapp zehn Meter an eine Löwin mit zwei reichlich hauskatzengroßen Jungen, die sich aber nach einem an das Keckern eines Fuchses erinnernden Warnlaut an ihren Nachwuchs im drei Meter hohen Elefantengras verkrümelte. Leichtes Durchschnaufen. Elke, die mit dem Pisteur, der die Nachhut bildete, einige Meter zurückgeblieben war, hatte die Löwen leider – oder Gott sei Dank – nicht gesehen.

George führte übrigens bei diesen Jagden auf kürzere Distanzen eine mit Posten geladene Repetierflinte. Das Wort „Pump gun“ vermeiden wir ja seit einiger Zeit. Diese Pirschgänge an den Trockenflüssen gehören neben Elefantenjagden im Dickbusch zum Spannendsten, was ich bisher jagdlich erlebt habe, auch wenn sie letztlich vergeblich blieben. Die Trockenflüsse bieten eine herrliche, abwechslungsreiche Landschaft mit einer artenreichen Tierwelt, vom Buschbock bis zum Frankolin, und die Vielfalt der Vogelwelt beeindruckt auch denjenigen, der nicht ständig mit einem Vogelbestimmungsbuch herumläuft.

Wir haben an diesem Morgen sechs Wasserlöcher kontrolliert. An einem fanden wir zwar eine frische Löwenfährte, die sich aber leider im Gelände nicht halten ließ.

Viertel vor zehn morgens, auf dem Weg zum vorerst letzten Wasserloch entdeckten wir plötzlich eine große Herde Western Hartebeests, die recht schwer zu bejagen sind, da sie sehr gut äugen und auf die geringste Störung mit weiten Fluchten reagieren.

Da ich bereits in Kamerun ein Hartebeest erlegt hatte, wollte ich hier nur eines erjagen, das von der Trophäe her besser war als das aus Kamerun. Das erschwerte die Jagd zusätzlich, und prompt ging es schief. Hochflüchtig ging die Herde ab, aber George gab nicht so schnell auf und fiel in Raum greifenden Laufschritt. Nach ein paar hundert Metern mussten wir jedoch einsehen, dass das sinnlos war.

Aber nichts ist so schlecht, dass es nicht auch sein Gutes hat. Zufällig trafen wir bei dem Rückmarsch auf eine vertraut ziehende Roanherde. Die Pisteure schienen den Wechsel zu kennen, denn wiederum griffen wir im gebückten Laufschritt so weit vor, dass wir rechtzeitig, bevor die Herde einen Trockenfluss erreichte, in einer guten Position waren. Ich lag mit dem ersten Pisteur im Steilhang, George kurz hinter mir, die anderen Pisteure weiter zurück.

Vertraut zog die Herde durch den Trockenfluss und dann stand auf 80 Schritt mitten im Flussbett ein starker alter Bulle. Kurzer Blickkontakt zum Pisteur, der ebenso kurz nickte, und schon fiel der Schuss. Mit Tiefblatt-Treffer brach die Großantilope nach wenigen Metern zusammen. Wir konnten es nicht fassen. Nach zwei Tagen hatten wir zwei von drei begehrten Wildarten erbeutet. Was konnte jetzt noch schiefgehen?

Diesmal blieben wir allerdings zum Picknick draußen. Ohne jagdliche Absichten beobachteten wir die reiche Tierwelt am und um ein Wasserloch. Doch dann drängte es uns zurück ins Camp, um Wildbret, Trophäe und Decke zu versorgen.

George klärte mich nun darüber auf, dass für den Rest dieser Jagdwoche allein Löwenjagd angesagt sei, denn in Burkina Faso dürfen pro Woche nur drei Stück Großwild erlegt werden. Zwei davon hatten wir ja schon erbeutet.

Doch wer nun glaubt, dass sich wie in den ersten beiden Tagen Erfolg an Erfolg reiht, irrt. Der harte Teil der Safari, fast schon von Routine geprägt, kam auf uns zu. Morgens die bekannten Wasserlöcher nach Löwenfährten absuchen. Am Vormittag bis Mittag die bekannten Trockenflussufer abpirschen, dann ausgiebige Mittagspause von etwa elf bis 14 Uhr. Bei Temperaturen von 42 bis 45 Grad Celsius im Schatten erlahmt alle Energie. Nachmittags noch einmal Löwenpirsch auf Verdacht an den Trockenflüssen.

Um es kurz zu machen: Wir fanden noch einige Male Löwenfährten. Einmal morgens am „zweiten“ Wasserloch die nagelfrische eines kapitalen männlichen Löwen. Die Pisteure signalisierten uns „fünf, maximal zehn Minuten alt“. Die Spannung stieg, das war unsere Chance.

Nach fünfhundert Metern, die Fährte war recht gut zu halten, entdeckten wir noch warme Losung. Sie war so frisch, dass noch nicht einmal die zahlreichen Fliegen sie gefunden hatten. Die Großkatze musste kurz vor uns sein. Die Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Längst hatte ich den Gewehrriemen vom Repetierer abgenommen, der rechte Daumen lag an der Sicherung bereit. Jeden Augenblick musste die Entscheidung fallen… Und dann standen wir am Steilufer eines breiten Trockenflusses… Auf meinen fragenden Blick murmelte George, resignierend ans andere Ufer deutend: „Nationalpark.“ Aus.

Einmal sahen wir noch eine Löwin mit zwei schäferhundgroßen Jungen und einem männlichen vom Vorjahr, aber eine jagdliche Chance bot sich nicht mehr.

Regen zwingt zur Jagd-Pause

Am 12. April schließlich baute sich nachmittags ein Gewitter auf, das uns eiligst Richtung Camp aufbrechen ließ. George machte uns klar, dass Regen innerhalb kürzester Zeit die Pisten in Schlammbäche verwandelt, die ein Fahren nahezu unmöglich machen. Wenn wir nicht rechtzeitig vor dem schweren Regen im Camp wären, würde das Übernachten im Busch bedeuten.

Im beginnenden Regen schafften wir es mit Allrad und allen eingeschalteten Differenzialsperren mühsam bis ins Camp, und es schüttete die ganze Nacht hindurch. Der 13. April war also Ruhetag. Der Regen erschwerte natürlich die Löwenjagd erheblich, weil er zusätzliche Wasserlöcher geschaffen hatte. Die Großkatzen mussten also nicht mehr an das bekannte Wasser zum Schöpfen ziehen.

Unterdessen hatte aber die zweite Jagdwoche begonnen. Wir konnten also auch wieder auf Antilopen jagen. Dabei gelang es, einen kapitalen Nagor-Riedbock und ein gutes Oribi zu erlegen.

Mit einem Löwen hat es letztendlich leider (wieder) nicht geklappt. Der Regen erschwerte sicher zusätzlich die Jagd. Zeitweise jagte neben Hans-Joachim und mir noch ein italienischer Jäger im Jagdgebiet. Drei Löwenjäger gleichzeitig verkraftet dieses Gebiet jedoch nicht, wenngleich es dem Italiener gelang, einen Löwen zu erbeuten. Aber zeitweise artete die Löwenjagd morgens fast in ein Wettrennen aus. Doch das ist neben der recht weiten Entfernung des Camps vom Jagdgebiet auch schon die einzige Kritik an dieser Jagdreise.

Die Chancen auf Büffel und Roan liegen bei 100 Prozent und auch die anderen genannten Wildarten kommen in guten Beständen vor. Ausreichend Lizenzen vorausgesetzt, kann man sie also erfolgreich bejagen. Die Löwen-Chance – in diesem Jahr sind zwei männliche Löwen erbeutet worden – dürfte bei knapp 50 Prozent liegen. Mehr als zwei Löwenjäger (besser nur einer) dürfen aber keinesfalls gleichzeitig im Konzessionsgebiet jagen.

Preise

Eine 14-tägige Jagdreise (zwölf volle Jagdtage) kostet (1:1) 8.800 Euro, (2:1) 7.900 Euro. Dabei dürfen ein Löwe, ein Büffel, zwei Stück Großwild und Kleinwild erlegt werden. Die elftägige Reise (neun volle Jagdtage) kostet (1:1) 7.580 Euro, (2:1) 6.900 Euro. Erlegt werden können ein Büffel, zwei Stück Großwild und Kleinwild. Zu den Großwildarten gehören in Burkina Faso Löwe, (2.380 Euro Abschuss inklusive Lizenzgebühren), Büffel (850 Euro), Hartebeest (630 Euro), Roan (910 Euro), Buschbock (590 Euro), Wasserbock (670 Euro), Riedbock (440 Euro).
Zu den Kleinwildarten gehören Riesentrappe (80 Euro), Western Buschducker (140 Euro), Oribi (140 Euro), Warzenschwein (250 Euro), Pavian (110 Euro), Hyäne und verschiedene Niederwildarten. Nichtjäger zahlen 100 Euro pro Tag. Es dürfen pro Woche nicht mehr als drei Stück Großwild und insgesamt nicht mehr als sechs Stück Wild erlegt werden. Und was meinen die anderen?

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