Zwischen dem östlichen Ende Sibiriens, Alaska und den Aleuten liegt die Beringsee. Hier wollten wir, von der Halbinsel Tschukotka aus, auf die Giganten der Nordmeere jagen: die mächtigen Walrosse.
Viele kräftige Arme waren notwendig, das erlegte Walross vor dem Versinken zu bewahren. |
Pünktlich landete die Maschine aus Zürich am Nachmittag des 31. Juli auf dem Flughafen Domodedowo, etwa 60 Kilometer von Moskau entfernt. Maxim, der uns als Dolmetscher und Jagdführer begleiten sollte, erwartete mich am Zoll mit dem Waffenpermit und einer schlechten Nachricht: Der für den Abend gebuchte Flug nach Anadyr wurde gestrichen. Somit war von den fünf gebuchten Jagdtagen bereits einer perdu.
Es geht los
Der Flug führte über die endlose Tundra nach Tschukotka, wo wir auf dem auch vom Militär benutzten Flughafen von Anadyr landeten. Eine neben der Piste notgelandete MIG hatte man notdürftig ausgeschlachtet, der Rumpf wird wohl auch in 50 Jahren noch dort liegen. Nachdem ich mehrere Fotos gemacht hatte, wurde ich von einem Uniformierten unfreundlich angeschnauzt. „Fotografieren verboten“, übersetzte Maxim.
Die zweite Verzögerung
Erst jetzt bemerkte Sergei, dass er vergessen hatte, die für die Fahrt in dieses Gebiet nötige Bewilligung einzuholen. Das sollte jetzt per Funk nachgeholt werden. Aber es funktionierte nicht. Das Gerät blieb auch stumm, als es der Funker mit Lötkolben und Schraubenzieher zu reparieren versuchte. Das nächste Telefon war in Kanergino, etwa 20 Seemeilen nördlich. Wir hatten keine andere Wahl. Kurz vor 21 Uhr ankerten wir vor Kanergino, und man brachte Sergej samt Aktenkoffer in einem Rettungsboot an Land. Zwei Stunden später hatte er die Bewilligung, und kurz vor Mitternacht ging es dann endlich los.
Fotos: Roger Joos
Jagd
Jagd 2
Jagd 3
Wieder am Lagerplatz
Nach einem Imbiss am Nachmittag bestiegen wir wieder das Motorboot, das die beiden Schädel mit den Capes inzwischen an Bord gebracht hatte. Gegen 18 Uhr waren wir wieder an unserem Lagerplatz. Die Guides hatten bereits festgestellt, dass die Walrosse noch nicht an den Strand zurückgekehrt waren. So genossen wir den Abend, tranken Tee und saßen gemütlich am Feuer. Ich lag schon lange im Schlafsack, als mich Herbert um Mitternacht weckte. „Der Kadaver des Walrosses von Heinz muss vom Strand weg, die Herde traut sich nicht an Land“, erklärte er. Rund zweieinhalb Stunden dauerte die Nachtübung, fast eine Stunde brauchten wir, um den unförmigen Körper die etwa 30 Meter zum Strand zu rollen. Elf Mann zogen und schoben gleichzeitig. Zurück im Lager verzog ich mich wieder in meinen Schlafsack und wachte…..oh Schreck….erst um die Mittagszeit wieder auf.
Waidmannsheil für alle
Wieder an Bord
Wieder an Bord
Drei Stunden später kam das Boot mit den Führern und den Trophäen nach. Eine nach der anderen wurde an Bord gehievt. Nicht ganz einfach, denn ein unbearbeitetes Cape wiegt mindestens 70 Kilogramm! Als alles umgeladen war, übergaben wir den Tschuktschen ein angemessenes Trinkgeld und einige Geschenke. Einen großen Sack voll Kleider, die wir nicht wieder mitnehmen wollten, gaben wir ihnen ebenfalls mit.
Selbst präparieren
Selbst präparieren
Nach dem Frühstück packten wir unser Angelzeug ein und warteten vor dem Hotel auf Maxim. Als er endlich kam, stand wieder einmal eine kurzfristige Programmänderung an. Der Präparator, bei dem die Trophäen seit dem Abend waren, komme nicht recht voran, wir sollten besser auf den Angelausflug verzichten und statt dessen die Vorpräparation unserer Trophäen überwachen. Bis uns ein Fahrzeug zur Werkstatt des Präparators bringen könne, würden wir noch die beiden örtlichen Museen besichtigen. Nach dem Mittagessen, das wir wieder selber bezahlten, wurden wir endlich abgeholt und waren um 15 Uhr beim Präparator.