Auf der anderen Seite der Erde liegt Neuseeland, dessen Schönheit und Reize aufgrund der langen Anreise und den hohen Flugkosten vielen europäischen Jägern verschlossen bleiben. Die Inselgruppe bietet seinen Besuchern unerschöpflichen Wildreichtum und einmalige Jagderlebnisse in einer faszinierenden Landschaft.
Nach einer erfolgreichen Jagd auf den Tahr. Foto: W. Speck |
Von Hendrik Strothmann
Mitten im Pazifischen Ozean, etwa 1.600 Kilometer östlich von Australien, liegen die beiden Inseln Neuseelands. Die Nordinsel ist der polynesisch geprägte Teil Neuseelands. Durch die Cook Straße kann man innerhalb weniger Stunden die eher europäische Südinsel erreichen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich: schneebedeckte Hochgebirgsgipfel, regenwaldbewachsene Hügel, karge Hochebenen, mit steilen Berghängen eingefasste, tiefblaue Seen unter hellblauem Himmel, bis hin zu Fjorden und sandigen Südseestränden.
Zusammen haben die beiden Inseln eine Fläche von 270.000 Quadratkilometern. Auf der Nordinsel sind die Berge ähnlich hoch wie deutsche Mittelgebirge. Die Südinsel wird durch die Southern Alps in Nordsüd-Richtung geteilt. Im Westen erhebt sich die steile Küste aus dem Ozean und gipfelt in Gletschern und dem höchsten Berg Neuseelands, dem 3.750 Meter hohen Mount Cook. Auf der Ostseite dieser Gipfel bilden wellige Hügellandschaften und weite Ebenen einen fließenden Übergang zum Meer.
Etwas mehr als vier Millionen Menschen teilen sich heute das Land mit 55 Millionen Schafen. Auf der Nordinsel lebt mit drei Millionen Menschen der größte Teil der Bevölkerung. Von den eine Millionen Menschen auf der größeren Südinsel leben die meisten in den wenigen städtischen Ballungsräumen.
Einem rebhuhngroßen, am Boden lebenden, nachtaktiven, grünen Vogel mit langem Schnabel verdanken die Neuseeländer ihren Spitznamen „Kiwis“. Die grüne, haarige Frucht hat damit entgegen vieler Vermutungen nichts zu tun.
Das Wild der Inseln
Die ungewöhnliche Artenvielfalt auf den beiden Inseln ist durch das Einführen von Wildarten aus aller Welt im 20. Jahrhundert entstanden. Von den vielen Arten, die heute bejagt werden können, ist einzig die Paradiesente eine einheimische Wildart. Rotwild, Himalaja-Tahr, Gams, Wapiti, Elch, Weißwedelhirsch, Damwild, Sika- Rusa- und Sambarhirsch, Arapawa-Wildschaf, Wildschwein, Wildziege, Wallabie (Zwergkänguru), Trutwild, Hase und Kaninchen und über 50 Wasservogelarten wurden eingebürgert, um die Artenvielfalt zu bereichern und letztlich auch eine jagdliche Nutzung zu ermöglichen. Raubtiere, giftige Spinnen oder Schlangen gibt es hier nicht. Lediglich der Brennnesselbusch und die vielen Sandfliegen können dem Jäger auf den Geist gehen.
Die Jagd in Neuseeland
Das Recht die Jagd auszuüben war in den Heimatländern der Einwanderer, die Neuseeland besiedelt haben, zumeist dem Adel vorbehalten. Bei der Gründung der Kolonie wurde das Jagdrecht für jedermann per Gesetz festgelegt. An diesem Recht hat sich bis heute nichts geändert. Sieben Prozent der Neuseeländer haben eine „firearms licence“, die zum Besitz von Jagdwaffen und zur Jagdausübung berechtigt. Die Akzeptanz der Jagd in der Bevölkerung ist sehr ausgeprägt, besonders auf der Südinsel.
Ganz im Gegensatz zu vielen Jagdländern gibt es hier für das „Großwild“ weder Jagdzeiten noch Abschussquoten. Jagdlich bieten die beiden Inseln sehr unterschiedliche Möglichkeiten. Auf der dichter besiedelten und kleineren Nordinsel ist der Jagddruck in freier Wildbahn wesentlich höher. Neben allgegenwärtigem Rotwild und Wildschweinen gibt es lokale Damwild-Vorkommen und Sikabestände mit enormem Trophäenpotential.
Die geringen Vorkommen von Rusa- und Sambarhirsch sind sehr schwierig zu bejagen. Wer sich besonders für diese beiden Wildarten interessiert, sollte, wenn er schon so weit geflogen ist, darüber nachdenken, einen Abstecher nach Australien zur Sambarjagd zu machen.
Die wohl weltweit stärksten Bestände und Trophäen von Rusa-Wild gibt es drei Flugstunden nördlich von Neuseeland auf der französischen Insel Neukaledonien. Einige erfahrene Outfitter in Neuseeland können die Jagd dort organisieren und begleiten.
Die Südinsel bietet für den Jagdreisenden die größeren Anreize. Die Landschaft ist atemberaubend. Von der Jagd auf Kanadagänse auf den Feldern an der Ostküste bis hin zur Jagd auf Tahr im Hochgebirge der Southern Alps wird hier eine unvergleichliche Vielfalt an Wild- und Jagdarten geboten. Es können alle in Neuseeland vorkommenden Wildarten, außer Sika, Rusa und Sambar, bejagt werden, wobei Rotwild, Tahr und Gams (die „Big Three“ Neuseelands) zu den Hauptattraktionen für ausländische Jagdgäste zählen.
Rotwild: In der Vergangenheit wurden professionelle Jäger bezahlt, um das Rotwild zu reduzieren. Und das mit gutem Grund: Die stark wachsenden Bestände hatten ganze Landstriche kahlgefressen und das natürliche Gleichgewicht stand kurz davor, großen Schaden zu nehmen. Irgendwann reichten die natürlichen Bestände zur Deckung der Nachfrage von Wildbret nicht mehr aus, und man begann, Rotwild mit Hilfe von Hubschraubern einzufangen, um sie wie Vieh auf Farmen zu züchten.
Wilddichte und Trophäenqualität sind von Region zu Region verschieden, aber gut vergleichbar mit schottischen Verhältnissen. Die besten Trophäen wachsen auf Privatland heran. In den staatlichen Wäldern sind dagegen die Geweihe aufgrund fehlender Abschussregeln in der Regel gering.
Viele Neuseeländer jagen Rotwild nicht wegen der Trophäen, sondern wegen des „Sports“ und des wohlschmeckenden Wildbrets. Und ein junger Spießer schmeckt halt besser als ein alter Recke. Viele Zukunftshirsche haben daher gar nicht die Möglichkeit heranzuwachsen.
Dem Jagdreisenden werden in Neuseeland prinzipiell zwei Möglichkeiten geboten, eine Jagd auf Rotwild zu erleben. Erstens: Die Jagd bei einem Outfitter mit eigenem Jagdgatter, wo die Kosten überschaubar und das Ergebnis sicher sind. Die Qualität der Trophäen ist dort im allgemeinen besser als in freier Wildbahn. Ferner ist die körperliche Fitness nicht allzu entscheidend für den Erfolg der Jagd, da das Gelände meist nicht schwierig ist und der Zugang normalerweise mit Geländewagen, Hubschrauber oder Kleinflugzeug erfolgt. Für eine solche Jagd reichen zwei bis vier Tage aus. Den wirklichen Reiz der neuseeländischen Rotwildjagd wird man dabei aber nicht erleben können.
Zweitens: Wer einen Jagdführer engagiert und mit ihm in den Busch zieht, erlebt eine einmalige Rotwildjagd in unberührter Natur, oft fernab von jeglicher Zivilisation. Der Zugang ins Jagdgebiet kann zu Fuß oder mit dem Geländewagen erfolgen. Gute Gebiete für die Pirsch auf Rotwild liegen meist fern von befahrbaren Wegen.
Um lange Anmärsche mit schwerem Gepäck zu vermeiden, fliegt man am besten mit einem Hubschrauber ins Jagdgebiet. Körperliche Fitness ist ein Muss, um sich an oft steilen Hängen einen Weg durch den ungewohnt dichten Busch bahnen zu können. Für echte „Free Range“-Jagden sollten mindestens zehn Tage eingeplant werden. Jagt man auf privatem Land, auf dem durch kontrollierte Bejagung bessere Trophäen heranwachsen, kostet eine solche Jagd oft mehr als ein Abschuss im Jagdgatter.
Tahr
Das aus dem Himalaya eingeführte Wild besiedelt die Alpen der Südinsel zwischen Wanaka im Süden und dem Arthur´s Pass im Norden der Bergkette.
Die Kletterkünstler leben in Gruppen, wobei sich die starken Bullen nur zur Brunft in der Nähe der Familienverbände aufhalten. Den Rest des Jahres sind sie Einzelgänger und sehr schwer zu bejagen. Ein ausgewachsener Bulle wiegt bis zu 120 Kilogramm und erreicht Hornlängen bis zu 14 Zoll.
Um diese Wildart zu bejagen, braucht man mehr als nur gute Schießfertigkeiten und ein gutes Auge. Der Jäger muss physisch fit sein und darf keine Höhenangst haben. Erfahrung in alpinem Gelände sind Grundvoraussetzung.
Gams
Aus Europa importiert wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere Stücke Gamswild in der Gegend um den Mount Cook freigelassen. An die neue Umwelt haben sie sich schnell gewöhnt und besiedeln nun weite Teile der Hochlagen der Südinsel. Die grasbewachsenen Hochebenen mit der subalpinen Flora haben sich als idealer Lebensraum herausgestellt, in dem gute Trophäen heranwachsen. Tahr und Gams können in vielen Revieren gleichzeitig bejagt werden, wobei Tahre deutlich höhere Lagen bevorzugen als die Gams.
Wapiti
Echte Wapitis sind in Fjordland durch starke Kreuzung mit Rotwild nur noch selten zu finden. Ein großer Teil des Bestands ist zum Aufbau von Wapiti-Farmen eingefangen worden und sollte nach Erfolg des Projekts wieder in die Natur entlassen werden. Ein Regierungsbeschluss hat aber die Rückführung verhindert und somit die Zukunft der Wapitibestände im menschenfeindlichen Fjordland verhindert. Echte Wapitis werden zumeist in Jagdgattern erlegt.
Wildschwein
Sauen gibt es auf der Nord- und Südinsel. Die Schweine wurden von Kapitän Cook als Proviant auf der Seereise nach Neuseeland mitgeführt und bei seiner Ankunft zur Versorgung der ersten Siedler freigelassen. Die Stücke sehen ein bisschen wie verwilderte Hausschweine aus, es gibt unterschiedliche Farben und viele Schecken. Dieses wehrhafte Wild wird von einigen Neuseeländern mit Hunden gejagt, gestellt und mit einem Messer zur Strecke gebracht.
Weißwedel-Hirsch
Im wesentlichen kommt diese Hirschart auf Stewart Island, einer tropischen Insel an der Südspitze der Südinsel, vor. Der Bestand ist stabil, gute Hirsche sind aber nur selten zu finden. Anderes Schalenwild: Damwild kommt, wie auch die Arapawa-Wildschafe, lokal in kleinen Rudeln vor. Die stinkenden Wildziegen hingegen sind auf der ganzen Insel in unterschiedlichen Bestandsdichten zu finden. Ihnen wachsen bis zu 1,50 Meter lange Schläuche in unterschiedlichen Formen. Auch sie werden regelmäßig dezimiert, um den Forst vor Verbiss zu schützen und die Bestände einzugrenzen.
Wallabies, ein Kleinkänguru aus Australien, leben nur im Distrikt Waimate und Umgebung. Sie vermehren sich rasch und konkurrieren mit den Farmtieren um das Weidegras. Da sie Würmer und Krankheiten auf das Nutzvieh übertragen können, werden auch ihre Bestände niedrig gehalten. Sie können auf der Pirsch mit kleinkalibrigen Büchsen bejagt oder werden nachts mit „Spotlights“ und Flinten vom fahrenden Geländewagen aus zur Strecke gebracht. Ihr Fleisch ist ungenießbar und allenfalls als Hundefutter zu verwenden.
Flugwild-Jagd
Neuseeland bietet seinen Besuchern anspruchsvolle und spannende Flugwildjagden mit teilweise hohen Strecken. 50 Stockenten dürfen pro Tag und Jäger geschossen werden. Dieses oder andere Limits können oft erreicht werden.
Kanada-Gänse sorgen zum Teil für erhebliche Schäden in der Landwirtschaft. An guten Tagen kann ein Jäger 15 bis 20 Gänse erbeuten. Limits gibt es bei diesen „Schädlingen“ nicht. Die Jagd auf Stock- und Paradiesente, Kanadagans, Schwarze Schwäne, Fasane, Wachteln, Reb- und Steinhühner wird, anders als beim Großwild, durch Jagdzeiten und großzügige „Bag Limits“, welche die tägliche Anzahl erlegter Vögel limitieren, kontrolliert.
Himalaja-Tahr mit starken Hornbasen und prächtiger Mähne. |
Jagd-Tourismus
Jagd-Tourismus
In Neuseeland gibt es schon seit langem Jagdreiseunternehmen. Durch die zunehmende politische Unsicherheit vieler anderer Jagdländer in der Welt hat die Beliebtheit dieses sehr sicheren Landes zugenommen. Durch die steigende Nachfrage bieten immer mehr „Guides“ ihre Dienste an. Einen guten Jagdreiseveranstalter macht aber mehr als nur die Liebe zur Jagd aus. Es gibt beispielsweise sehr viele Möglichkeiten, um auf Rotwild zu jagen.
Wirklich gute Jagdmöglichkeiten gibt es aber nur in wenigen Regionen zu bestimmten Zeiten. Die ständig wechselnden Bedingungen verlangen von den Jagdführern eine große Flexibilität bezüglich der Auswahl der Jagdgebiete. Verlässliche Informationen bekommen erfahrene Jagdreiseveranstalter aus einem Netzwerk von „Informanten“. Dazu gehören Farmer, Schäfer, befreundete Jäger und, ganz wichtig, gute Kontakte zu den vielen Hubschrauberpiloten des Landes.
Da der Jagddruck auf großen privaten Farmen wesentlich geringer ist als auf Staatsgebiet, wo jedermann jagen darf und auch vom Hubschrauber aus geschossen wird, können sich dort gute Bestände etablieren und stärkere Trophäen heranwachsen. Der Zugang zu solchen Top-Revieren ist allerdings sehr begehrt und unter den wenigen alteingesessenen Veranstaltern seit langem aufgeteilt.
Bei der Auswahl des Jagdveranstalters sollte auch die Lage der angebotenen Jagdgebiete auf der Insel berücksichtigt werden. Der Distrikt Waimate südlich von Timaru liegt zum Beispiel strategisch sehr günstig am Fuße der „Hunter Hills“. Innerhalb von maximal zwei Stunden Fahrt können hier alle (!) auf der Südinsel vorkommenden Wildarten in guten Revieren bejagt werden. Wallabies gibt es auch nur in dieser Gegend.
Wie in jedem Gewerbe gibt es auch unter den vielen Jagdreise-Veranstaltern schwarze Schafe. So sind Fälle bekannt geworden, bei denen Gäste, die eine Jagd auf starke Rothirsche in freier Wildbahn gebucht hatten, einen mit Narkosemitteln ruhiggestellten Farmhirsch „angedreht“ bekommen haben, der kurz zuvor mit einem Anhänger ins Revier gefahren wurde. In anderen Fällen sind Gäste unbemerkt in eins der vielen Jagdgatter geführt worden, wo sie unerwartet schnell zu Schuss auf einen kapitalen Geweihten kamen.
Die Jagdgatter in Neuseeland sind vor allem durch die große Nachfrage von „Jägern“ entstanden, die in drei Tagen drei Wildarten bejagen und erlegen wollen. Dazu werden natürlich auch erstklassige Trophäen erwartet. Dass dies nur in einem Gatter mit speziell für diesen Zweck gezüchteten Stücken möglich ist, sollte jedem wirklichen Jäger klar sein.
Der von vielen Besuchern betriebene Trophäenkult, bei dem es den „Jägern“ mehr auf „Inch“ und „Score“ als auf das eigentliche Jagderlebnis ankommt, hat bedauerlicherweise nicht nur in Neuseeland einen Geschäftszweig geschaffen, der mit dem ursprünglichen Verständnis von Jagd nichts mehr zu tun hat.
Kontrolle der Wild-Bestände
Kontrolle der Wild-Bestände
Die Vegetation in den Wäldern und Höhenlagen bietet den eingeführten Wildarten gute Lebensbedingungen, so dass sie sich schnell vermehrten. Die Verbissschäden sind dadurch zum Problem geworden.
Um die Bestände, vor allem des Rotwilds zu reduzieren, hatte die Forstbehörde Prämiensysteme geschaffen. Für ein Paar Lauscher gab es 3,50 NZ-Dollar und für den Wedel zwei Schuss Munition im Kaliber .303 British. Mit betagten Lee Enfield-Armeegewehren wurde hier mehr Wild erlegt als mit jedem anderen Gewehr zuvor. Noch heute sind das Kaliber und diese Waffe sehr verbreitet.
Die kommerzielle Jagd für den Wildbret-Export (hauptsächlich nach Europa) hat den Jagddruck weiter erhöht. Nachdem das Rotwild auf Farmen gehalten werden kann, fiel der Marktpreis aufgrund des starken Angebots, und die Jagd in der freien Wildbahn wurde unrentabel. Zur Regulierung der Bestände mussten neue Wege gefunden werden.
Rotwild wird in Neuseeland heute, wie alle anderen Schalenwildarten auch, offiziell als schädliche Plage angesehen.
Die Bestände der „Possums“ (Fuchskusu), einer Beuteltierart mit der Größe eines Waschbären, die wegen ihres kostbaren Fells aus Australien eingeführt wurde, explodieren. Sie fressen die Belaubung der Wälder, und aus der Angst, die Possums könnten Tuberkulose auf die wirtschaftlich bedeutenden Viehbestände übertragen, werden in Neuseeland jedes Jahr tonnenweise giftige Substanzen über der Landschaft abgeworfen. 80 Prozent der weltweit produzierten Mengen des Giftes Sodium Monofluoroacetat, kurz 1080 (Ten-eighty) genannt, wird in Neuseeland verbraucht.
Mit Hilfe von Hubschraubern und Flugzeugen wird es flächendeckend über ganze Landstriche verteilt. Das Gift ist in kleinen grünen Mais-Pellets verpackt. Säugetiere, die diese Pellets als Nahrung aufnehmen, aber auch Vögel und andere Lebewesen, die damit in Kontakt geraten, gehen qualvoll innerhalb weniger Tage ein.
Dass alleine die Possums das Ziel derartiger Aktionen sind, bezweifeln die Jäger Neuseeland schon lange. Die staatliche Naturschutzbehörde(!), das „Departement of Conservation“ (DoC), hat es sich zum Ziel gesetzt, die ursprüngliche Situation der Fauna und Flora des Landes wieder herzustellen. Eingebürgerte Tierarten sind demnach nicht besonders schützenswert. Ihr tausendfacher Tod bei Vergiftungskampagnen wird dabei zumindest billigend in Kauf genommen, wenn nicht sogar beabsichtigt.
So wurde von Schäfern des Hochlands beobachtet, wie DoC „1080“ in über 2.000 Meter Höhe abgeworfen hat ? Possums leben dort bestimmt nicht! Diese Aktion galt den anwachsenden Beständen von Tahr und Gams in den Southern Alps der Südinsel. Auch die Bestände von Rotwild, Damwild, Wildziegen und Wildschweinen werden von DoC als Pest angesehen und daher in regelmäßigen Abständen mit Gift „bombardiert“. DoCs Ziel, alle eingebürgerten Arten langfristig auszurotten, ist insofern nicht nachvollziehbar, weil dann konsequenterweise Schafe, Rinder und auch die Menschen von den Inseln verschwinden müssten.
Politisch sitzen die Jäger in Neuseeland in einer Zwickmühle: Wählen sie die „Green Party“, die dem Gebrauch von „1080“ ein Ende setzen will, sind gleichzeitig aber auch der Besitz von Schusswaffen und die Jagd insgesamt bedroht.
Bei derartigen Bestandsregulierungsmaßnahmen kann von einer sinnvollen Nutzung nicht die Rede sein. Für Außenstehende ist es unverständlich, warum für so begehrte Wildarten kein vernünftiges Managementkonzept entwickelt wird, so dass weiterhin die Möglichkeit besteht, diese Arten zu bejagen. Durch Jagdtourismus als Einnahmequelle in Kombination mit anderen Regulierungs-Methoden wäre es bestimmt machbar, ausgewogene Bestände zu etablieren, welche die Flora Neuseelands nicht bedrohen.
Herrscher der Lüfte
Herrscher der Lüfte
In Neuseeland gibt es keine Raubtiere – falsch! Der „Hughes 500“, ein außerordentlich wendiger und kräftiger Helikopter, gilt unter Jagdführern als das gefährlichste „Raubtier“ Neuseelands. Sobald Wild das Geräusch der Rotoren in der Ferne vernimmt, ist es auf den Läufen und flüchtet um sein Leben. Nur im dichten Busch können sich die Stücke vor dem lauten Ungetüm sicher fühlen.
Bei sogenannten „Search and destroy missions“ der Naturschutz-Behörde fliegt ein „Chopper“ ohne Türen mit einem oder zwei Schützen im Tiefflug über den Busch. Die professionellen Schützen schießen dabei mit ihren halbautomatischen Gewehren auf alles, was nicht schnell genug in Deckung kommt. Zeit, um das Wildbret zu bergen, bleibt bei diesen Missionen nicht.
Besonders Tahr und Gams fallen diesen Attacken aufgrund fehlender Deckung sehr leicht zum Opfer. Das Rotwild hingegen hat sein Verhalten an die Bedrohung durch Hubschrauber angepasst. Es hält sich verstärkt im Busch auf und zieht erst im Dunklen auf die Freiflächen zum Äsen. In besonderen Wildschadensfällen werden so auch ganze Flüge von Kanadagänsen vom Himmel geschossen.
Für den Jäger sind Hubschrauber ein unverzichtbares Transportmittel, um in entlegene Täler oder ins Hochgebirge ohne lange Strapazen zu gelangen. Wer sich allerdings für den harten, sportlichen Weg entscheidet und beschließt, dem Wild in den Alpen zu Fuß nachzusteigen, muss damit rechnen, dass kurz bevor man nach tagelangem Aufstieg in Schussweite herangekommen ist, ein Hubschrauber auftauchen und den Bemühungen ein unschönes Ende setzen kann. Das kommt gar nicht so selten vor.
Jagen auf eigene Faust Demjenigen, der ein richtiges Jagdabenteuer erleben möchte, wird in Neuseeland die Möglichkeit geboten, seinen Rucksack zu packen und mit dem Gewehr durch die endlosen Staatswälder zu streifen, um sein Jagdglück zu suchen. Das Departement of Conservation stellt kostenlose Jagdlizenzen für jedermann aus. Name, Anschrift und der Nachweis einer „Tourist Firearms Licence“ (siehe Reiseinfos) reichen aus.
Wer seine Aussichten auf Erfolg verbessern möchte, wendet sich am besten an eins der vielen Hubschrauberunternehmen. Die Piloten kennen den Busch besser als jeder andere. Sie wissen, wo Wild ist, wo Gift ausgebracht wurde und wo Jäger zuvor Erfolg hatten. Viele haben ihre eigenen „Blocks“ (mehrere Quadratkilometer große Jagdreviere), in denen sie ihre Fluggäste absetzen.
Ohne Hubschrauber ist es für Besucher ohne Ortskenntnis und Fahrzeug schwierig, aber nicht unmöglich, in gute Gebiete zu gelangen. Prinzipiell gilt: je weiter von der nächsten Straße entfernt, desto besser. „Blocks“ ohne feste Hütte sind vielversprechender. Eine Hütte im Block zu haben ist zwar sehr angenehm, doch das denken auch viele andere Jäger, und Wanderer.
In der Rotwildbrunft werden viele Blöcke im Voraus wochenweise verlost. An der Verlosung durch das DoC können auch ausländische Jäger teilnehmen. Den richtigen Termin zu treffen, ist Glücksache – mal geht die Brunft eine Woche früher los, mal eine später. Die Hochbrunft liegt meist in den ersten 14 Tagen im April.
Wer so einen Jagdurlaub plant sollte sich des Risikos bewusst sein, eventuell mit leeren Händen nach Hause zu fahren. Verbringt man zum Beispiel einen dreiwöchigen Urlaub, ist es ratsam, darüber nachzudenken, die Reviere und die Gegend zu wechseln. Die Hubschrauber sind sowieso ständig in den Bergen unterwegs. Ein Ortswechsel nach einer Woche kostet nur einen geringen Aufpreis.
Eine empfehlenswerte Kombination sind sieben Tage Jagd auf Rothirsch und anschließend sieben Tage Gams und Tahr in unterschiedlichen Revieren. Verzögert sich die Brunft, kann man sich auch kurzfristig für die umgekehrte Reihenfolge entscheiden. Für eine solche Jagd kosten die Transporte mit dem Hubschrauber etwa 1.200 NZ-Dollar, wobei drei Personen und Gepäck mitfliegen können. Abgesehen von dem Flug nach Neuseeland entstehen noch Kosten für Transporte innerhalb des Landes, Verpflegung und Trophäenrücktransport.
Mit den „Kiwis“ auf der Jagd Geht man mit einem Neuseeländer zusammen auf die Jagd, wird man immer wieder überrascht. So hat sich bei den „Kiwis“ das Tragen von Shorts über langen Unterhosen als optimale Bekleidung am Berg herausgestellt. Und tatsächlich ist die fehlende Reibung der Hose auf den Knien eine spürbare Erleichterung bei langen Aufstiegen. Die Beine werden durch den dünnen Stoff vor Berührungen mit unangenehmen Dornen sowie spitzen Gräsern geschützt, und beim Sitzen auf Steinen verhindern die Shorts, dass man sich den Hosenboden zerreißt. Trotzdem sieht es lustig aus, wenn Männer in Strumpfhosen in die Berge ziehen.
Viel Ausrüstung wird man bei den einheimischen Jägern nicht finden. Ein einfaches, robustes Jagdgewehr mit etlichen Gebrauchspuren und ein kleiner Rucksack ist alles, was sie am Berg brauchen.
Bei der Jagd wird auch nicht immer darauf geachtet, ob man sich noch auf Staatsgebiet oder schon auf Privatland befindet, für dessen Betretung man den Farmer um Erlaubnis hätte fragen müssen. Die Jäger rechnen wie folgt: Neuseeland ist 40 Millionen acre groß, es gibt vier Millionen Neuseeländer, also macht das zehn acre für jeden. Dem freiheitsliebenden Jäger folgen „seine“ zehn acre wo immer er hingeht!