Maßgeschneidert

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Die neuen Kurzpatronen von Winchester und Remington haben sich schnell einen festen Platz auf dem Markt erobert, denn sie sind leistungsstark, sehr präzise und ermöglichen den Bau von Repetierern mit kürzeren Systemen.

Klassische Bauweise und moderne Patrone
Klassische Bauweise und moderne Patrone: eine perfekte Symbiose.
 
Das verwendete System ist ein echter Leckerbissen für Kenner, denn es handelt sich um ein Zivilmauser-System mittlerer Länge mit Double-Square Bridge. Diese Systemlänge wurde bei Militär-Repetierern auch in den Waffen für Peru benutzt, dort natürlich mit runden Hülsenbrücken. Gegenüber dem Standardsystem ist es kürzer und hat auch ein kleineres Laufgewinde. Für die kurze .300 WSM ist ein solches System weitaus besser geeignet als das Standardsystem.
 
Das fest eingebaute Kastenmagazin mit Klappdeckel und Drücker im Abzug fasst drei Patronen. Mehr lassen sich nicht unterbringen, wenn der Schaft nicht unnötig hoch werden soll, denn die .300 WSM ist zwar kurz, aber auch recht dick.
 
Der Kammerstängel wurde erneuert, er ist jetzt länger und mit einer fischhautverschnittenen Kugel versehen. Um eine flache Zielfernrohr-Montage zu erreichen, wurde das Original-Schlösschen mit Flügelsicherung gegen ein Schlösschen mit seitlichem Sicherungshebel aus eigener Produktion ausgetauscht, das als Zubehörteil zum Umrüsten auch von der Firma Alberts, Wiehl, vertrieben wird. Auch hier wird die Schlagbolzenmutter gesperrt. Der trocken und bei bereits 600 Gramm auslösende Flintenabzug stammt von Sako.
Heym-Lauf mit Express-Visier
Als Lauf wurde ein 61 Zentimeter langer Lauf von Heym mit einem Mündungsdurchmesser von 16,5 Millimetern eingeschraubt. Visierung und Garnitur sind klassisch. Das Expressvisier auf dem langen Visiersattel hat drei Klappen für 50 bis 300 Meter mit feinem U-Ausschnitt und goldenem Mittelstrich und wird von einem Korn mit Messingauflage auf flachem Kornsattel ergänzt. Das offene Visier wird bei einer Büchse dieses Kalibers wohl kaum benutzt werden, es sieht in dieser klassischen Ausführung aber einfach toll aus.
 
Der Riemenbügel ist genau wie der Kornsattel mit einem Ring über den Lauf gezogen. Der Riemenbügel sitzt 29 Zentimeter von der Laufmündung entfernt und ermöglicht ein angenehmes, ausgewogenes Tragen der 3,8 Kilogramm schweren Büchse.
 
Die Schäftung hat einen eher englischen Stil mit flachem Pistolengriff, der mit einem gebläuten, stählernen Pistolengriff-Käppchen abgeschlossen wird und geradem Schaftrücken mit kleiner deutscher Backe. Die Senkung ist für den Schuss über das Zielfernrohr ausgelegt.
 
Unter dem vorderen Hülsenkopf ist eine Querstollenverschraubung angebracht, was für zusätzliche Stabilität und gleichmäßigere Übertragung der Rückstoßkräfte auf den Schaft sorgt. Vorn endet der schlanke Schaft in einer Nase aus glänzendem, schwarzem Büffelhorn, und hinten mindert eine braune, 20 Millimeter dicke Schaftkappe von Pachmayr den Rückstoß.
 
Die Fischhaut am Pistolengriff und am Vorderschaft ist scharf, sehr fein geschnitten und hält auch der Betrachtung unter einer Lupe stand. Die Oberfläche des sehr gut gemaserten Nussbaum-Schaftes ist sorgfältig poliert und mit einem glänzenden Ölfinish versehen.
 
Das Ursprungssystem war mit einer Original-Mauser-Einhakmontage ausgestattet, und diese Montage wurde beibehalten. Als Zielfernrohr montierte Jung ein Kahles 2,3-7×36 in Stahlausführung, das hervorragend zum Stil der Waffe passt. Das Glas ist so kompakt, dass zur Montage ein Objektivring benutzt werden musste. Oder es hätte ein langer, gekröpfter Vorderfuß eingesetzt werden müssen, der aber optisch mit der gewählten Montageart lange nicht mithalten kann.
Auf dem Schießstand
Die Waffe wurde wie gewohnt auf 100 Meter aus dem Schießgestell geschossen, um Schützenfehler auszuschließen. Die Munition stammt von Winchester und war mit dem 180 Grains Fail Safe laboriert. Das Geschoss verließ den Lauf mit beeindruckenden 907 m/s. Der Rückstoß ist subjektiv empfunden weicher als bei einer gleichschweren .300 Winchester Magnum-Laborierung. Die Präzision ist mit 3,6 Zentimeter bei fünf Schuss sehr gut. Die Büchse hat einen sehr weichen Schlossgang und ließ sich leicht und flüssig repetieren.
Resümee
Mit dieser Büchse hat Theo Jung einen leichten, führigen Repetierer in klassischer Aufmachung gebaut, der für eine moderne Patrone mit hoher Eigenpräzision eingerichtet ist. Durch das kürzere System ist die Waffe etwas führiger.
 
Es ist eine wunderbare Büchse für den Liebhaber des Mauser 98 Systems: für die Jagd im Gebirge auf Gams, Steinbock und Schafe ebenso gut geeignet wie für weite Schüsse in den Steppen Afrikas auf Plains Game. Natürlich lässt sich eine solche Waffe auch im heimischen Revier auf Hochwild gut einsetzen. Die Waffe ist ein Stück traditioneller Büchsenmacherarbeit, das ab 5.500 Euro zu haben ist.

Klassische Bauweise und moderne Patrone
Das Schussbild der Waffe mit fünf Schuss: 3,6 Zentimeter.


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