Unter seiner EU-Präsidentschaft veranstaltete Rumänien am 6. und 7. Juni eine Ministerialkonferenz zum Großraubwild in Europa. Herausforderungen und Lösungen lautete das Thema. EU-Staaten, in denen Bär, Wolf und Luchs ebenfalls vorkommen, waren auf Arbeitsebene vertreten. Auch viele Umweltorganisationen waren eingeladen. Als Vertreter der Jagdseite nahmen der Internationale Jagdrat CIC und die FACE als Gäste teil.
Die Frage des Managements des hohen Bärenbestandes in Rumänien stand bald im Mittelpunkt der Konferenz. Es gibt einen partizipativ erstellten Aktionsplan, der aber nicht umgesetzt wird. Die von niemand angezweifelte niedrigste Schätzung des Bärenbestandes im Lande liegt bei 6.500 Tieren, zweifellos eine Überpopulation, die reduziert werden müsste. Jedes Jahr kommt eine 4-stellige Zahl von Jungbären dazu. Die Zahl der Unfälle mit Meister Petz steigt und ist längst nicht mehr tragbar. Auch in diesem Jahr gibt es schon wieder Tote und Verletzte. Der Tourismus könnte leiden, wenn die Gäste Angst haben müssen, in den Wäldern zu wandern. In der Vergangenheit wurden die Bären regulär bejagt, doch seit dem 4. Oktober 2016 ist dies verboten.
Am 5. Juni, dem Vortag der Konferenz, hatten CIC, FACE und der rumänische Jagdverband zu einem Workshop über das Management des Großraubwilds eingeladen. Ermöglicht worden war dies durch eine finanzielle Unterstützung der deutschen CIC-Delegation. Zahlreiche Experten äußerten sich mit Fachbeiträgen. Man forderte ein Ende des Jagdverbots auf große Karnivoren und einigte sich schließlich auf eine Resolution an die Ministerialkonferenz. Dort heißt es: „CIC und FACE sind der Meinung, dass die Aktionspläne umfassend umgesetzt und Entnahmequoten schnellstens vergeben werden sollen.“
Es gibt einen partizipativ erstellten Aktionsplan für den Umgang mit em Bären, der aber nicht umgesetzt wird (Foto: Pixabay)
Die rumänische Regierung will im Grundsatz intervenieren. 140 Problembären sollen alljährlich zum Abschuss freigegeben werden. Um das Wachstum der Population zu beschränken, ist auch eine so genannte präventive Quote vorgesehen. Doch deren Höhe soll erst nach einer wissenschaftlichen Studie bestimmt werden. Dabei reicht die Beherrschung der 4 Grundrechenarten aus, eine solche Quote auszurechnen. Die Studie ist noch nicht einmal in Auftrag gegeben. Auf den Gängen fragten Konferenzteilnehmer, wer eigentlich in Rumänien die Regierung in Geiselhaft genommen hat. Insider wussten eine Antwort: Der Worldwide Fund for Nature (WWF) stehe auf der Bremse. Die nächsten Monate werden zeigen, ob dies stimmt oder ob der WWF sich zu einer realistischen Haltung gegenüber der „lethalen Entnahme“ von Bären durchringen kann.
rdb