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In den Wäldern Rumäniens leben die stärksten Braunbären Europas. |
Das bedeutet, dass von vier Jagdtagen jeden Tag in einem anderen Revier (im Umkreis von etwa 40 Kilometern) oder in einem ganz anderen Revierteil gejagt wird.
Die Tagesstrecke bei acht bis zehn Schützen beträgt je nach Wetter und Schießkünsten der Jäger zwischen zehn und 25 Stück. Einmal waren es nur vier Stück, bei einer anderen Jagd lagen bereits nach dem ersten Treiben 28 Sauen auf der Strecke.
Das Besondere dabei ist der hohe Anteil starker Keiler: für viele Jäger Grund genug, zur Drückjagd nach Rumänien zu fahren.
Die Bassen sind nicht nur gewaltig, mit „bärigen“ Körpergewichten bis 320 Kilogramm, sondern haben auch starke Waffen mit Längen zwischen 22 und 26 Zentimetern und sogar darüber.
Aber das hat ebenfalls seinen Preis. Eine viertägige Drückjagd in Rumänien kostet 2 000 Mark ohne Abschüsse. So viel kostet sie in der Wojwodina oder in Weißrußland einschließlich der Strecke.
Zu diesem Jagdpreis müssen aber in den rumänischen Revieren noch die Abschüsse gerechnet werden, und zwar für Keiler je nach Waffenstärke zwischen 500 und 2 000 Mark, für Frischlinge und Überläufer 200 und für Bachen 500 Mark.
Sehr zu empfehlen sind Einzeljagden auf kapitale Bassen (Abschussgebühren wie bei der Drückjagd). In der Regel wird angesessen, und zwar mit besten Aussichten im August an den Pflaumengärten, Streuobstwiesen oder an den Suhlen. Etwas später lohnt sich auch der Ansitz an den Maisfeldern oder an den Kirrungen und ganz besonders die Jagd in der Rauschzeit (Oktober bis Dezember).
Entsprechende Jagdtermine sollen sich dabei in jedem Fall nach den Vollmondphasen richten.
Niederwild
Während italienische Jäger seit Jahren in den Flachlandrevieren des rumänischen Südens und Westens mit viel Erfolg auf Federwild jagen, ist unter den deutschsprachigen Jägern kaum bekannt, dass dieses osteuropäische Land hervorragende Niederwildjagden hat.
Mit erfahrenen Vorstehhunden und guten Schützen sind fast unglaubliche Tagesstrecken von 100 Wachteln pro Jäger möglich.
Gejagt wird in der zweiten Augusthälfte auf riesigen Stoppel- und Brachfeldern, mit eigenen oder gestellten Jagdhunden.
Zur gleichen Zeit oder etwas später (Ende August/Anfang September) können auch hervorragende Taubenjagden veranstaltet werden. Gejagt wird am Morgen- und Abendstrich auf schnellfliegende Turteltauben an den Sonnenblumenfeldern.
Auch hier ist – bei entsprechenden Schießkünsten – eine Tagesstrecke von 100 Tauben pro Flinte durchaus realistisch.
In den Niederwildrevieren südlich von Bukarest gibt es sehr gute Möglichkeiten, im Herbst mit Vorstehhunden auf Schnepfen zu jagen. Eine Strecke von zehn bis 15 Schnepfen pro Tag und Jäger dürfte möglich sein.
Hier, wie im Banat, werden für wirklich passionierte Niederwildjäger kleine Buschierjagden organisiert, auf denen eine interessante, gemischte Strecke an Hasen, Fasanen und Rebhühnern gemacht werden kann.
Wenn man von der relativ langen Anreise absieht, sind das ausgezeichnete und preiswerte Jagden. Vor allem die Preise sind hier sehr interessant, weil der Flugwildjäger nur eine Tagesgebühr von 150 Mark für Wachteln, Tauben und Schnepfen (200 Mark pro Tag für Wildenten, 300 Mark für Gänse) zu bezahlen hat.
Es gibt also keine Extraabschusstaxen für erbeutetes Wild wie in anderen Ländern, sondern der Jäger kann unlimitiert Strecke machen.
Ab in die Berge
Durch den viel zu großen Jagddruck zu Beginn der 90er Jahre und die starke Wilderei sorgten vor allem einige Karpatenreviere für schlechte Schlagzeilen in der westlichen Jagdpresse.
In den Revieren wie Satu Mare, Baia Mare und einigen anderen ist die Situation auch heute nicht besser.
Rothirsch
Es gibt aber in den rumänischen Karpaten viele wunderschöne Reviere, in denen man mit viel Erfolg auf starke Rothirsche jagen kann. Die sind auch bekannt, und Kenner der Rotwildsituation behaupten ganz ernst, dass in so einem Karpaten-Revier wie Vrancea des Forstamtes Focsani am Knick des Karpatenbogens jederzeit der neue Weltrekordhirsch zur Strecke kommen kann.
Immer noch gut ist auch das Karpaten-Revier Suceava im äußersten Nordosten an der rumänisch-moldawischen Grenze.
Hier werden auf über 30 000 Hektar nur zwei Hirsche jährlich freigegeben, und wer hier jagt und nicht auf den ersten Hirsch schießt, kann mit etwas Glück einen gewaltigen, alten Recken zur Strecke legen.
Eine gute Empfehlung sind auch die Hirschreviere in den Südkarpaten. Das Forstamt Alba Iulia hat eine Fläche von 200 000 Hektar und einen Jahresabschuss von 13 Hirschen.
Wer hier mit dem Ingenieur Ionel Fleseriu auf den Brunfthirsch jagt, ist wirklich in den besten Händen. Nicht nur, dass dieser Mann fließend Deutsch und Englisch spricht, er ist auch ein erfahrener Jäger , der eine hohe Erfolgsquote seiner Gäste vorweisen kann.
In der vorigen Saison haben 13 Jagdgäste in Alba Iulia zwölf Hirsche erlegt.
In Alba Iulia wird in einem wunderschönen, typischen Karpatenrevier auf einer Höhe zwischen 1100 und 1800 Meter gejagt.
Das durchschnittliche Geweihgewicht der Hirsche liegt bei acht bis neun Kilogramm, aber es kommen auch Geweihte bis zwölf Kilo vor.
Auch in den Revieren Paltinis im Cibin-Gebirge und Arpas im Fagaras sind sehr gute Hirschjagden möglich. Wie in den anderen Karpaten-Revieren sind auch hier nur zwei oder drei Hirsche zum Abschuss frei, und zwar in der Klasse zwischen sieben und zehn Kilogramm (170-220 CIC-Punkte). Die stärkste Trophäe aus Arpas wog 10,5 Kilogramm.
Im Schnitt wiegen Geweihe der Karpaten-Hirsche um sieben bis acht Kilogramm, stärkere zwischen acht und zehn, während die Spitzenklasse auch 13 Kilogramm und mehr Geweihgewicht erreichen kann.
Wegen der Weitläufigkeit der Bergreviere sind viele Hirsche unbekannt, so dass in jedem ruhigen Karpatenrevier eine Überraschung bezüglich der Trophäenstärke möglich ist.
In den Ostkarpaten wurde ein Recke mit über 28 Enden und einem Geweihgewicht von weit über 13 Kilogramm gesehen. Aber nur einmal und dann nie wieder. Erfahrene Berufsjäger, die ihn gesehen haben, sind fest davon überzeugt, dass er den neuen Weltrekord abgeben könnte.
Die Karpatenjagd war und ist eine schwierige und anstrengende Jagd für geduldige Jäger. In den dunklen Wäldern der Karpaten (die auch den stärksten und größten Hirsch „schlucken“ können) kann der Jäger während einer Woche Brunftjagd Ende September fünf oder sechs Platzhirsche in Anblick bekommen.
Oder eben gar keinen. Mit diesem Risiko muss er jagen. Denn bedingt durch viel Großraubwild, karges Biotop und rauhes Klima mit hohen Winterverlusten ist die Wilddichte des Karpaten-Rotwildes nicht hoch.
In den Karpaten hat es nur Sinn, in der Brunft auf Hirsche zu jagen, nicht vorher und nicht nachher.
Denn die meisten Platzhirsche ziehen von weit her auf die bekannten Brunftplätze zu den Tieren, oft auf Fernwechseln.
Diese Jagd ist nur sportlichen Jägern zu empfehlen, die imstande sind, unter einfachen Bedingungen in einer typischen Coliba (Hirtenhütte) zu schlafen, ausdauernd zu Fuß zu jagen und gegen Unwetter anzukämpfen.
Wenn dann eine Chance gegeben ist, muss sie schnell und erfolgreich genutzt werden, weil sie leicht auch die letzte sein kann. Nur erfahrene Jäger werden hier Erfolg haben.
Gams
Unter den europäischen Bergjägern hat der Gams jagdlich und trophäenmäßig einen ganz besonderen Stellenwert.
Nicht umsonst gilt der weltstärkste Karpaten-Gams als die größte jagdliche Attraktion Rumäniens.
Mein spanischer Freund ist ein welterfahrener Jäger, der überall auf der Welt auf Wildschafe und Wildziegen gejagt hat. Zu Hause hat er spanischen Steinbock und Pyrenäen-Gams, er weiß genau, was Bergwild ist.
Als er dann im Forstamt Retezat zum ersten Mal in seinem Leben einen 124-CIC-Punkte-Gamsbock in die Hände nahm, konnte er seinen Augen nicht trauen und musste sich vor Staunen erst einmal setzen.
Der rumänische Karpaten-Gams ist eine besondere und anerkannte Gamsunterart, die stärkste aller Gamsunterarten. Sein Bestand ist heute gesichert, sein Vorkommen allerdings von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich.
Als die beiden besten Jagdgebiete gelten seit jeher die Gebirge Retezat und Fagaras in den Südkarpaten.
Der Gamsbestand im Fagaras ist gut, auch hier gibt es Topböcke bis 120 CIC-Punkte (was bei Balkangams – der zweitstärksten Gamsunterart – schon eine Rekordtrophäe wäre) und vielleicht darüber.
Solche Böcke sind aber hier nur vereinzelt zu finden. Der Jäger, der unbedingt auf Spitzenböcke jagen möchte, sollte nicht im Fagaras (obwohl von hier, aus dem Forstamt Arpas, der Weltrekordgams stammt), sondern im Retezat-Gebirge jagen.
Im Forstamt Riu de Mori im Retezat-Gebirge habe ich das berühmte Gamsrevier mit dem jungen Förster Apollo Toniutti besichtigt. Später habe ich auch mit seinem Vater Guido, Forstamtsleiter von Riu de Mori, gesprochen.
Sie entstammen einer alten italienischen Berufsjägerfamilie, die vor vielen Jahren in die Karpaten kam, um dem damaligen König zu dienen. Der 30-jährige Apollo ist selbst leidenschaftlicher Jäger und führt Gäste auf Gams persönlich.
In den Jagdprotokollen der vergangenen Jahre fanden sich mehrere starke Böcke zwischen 110 und 125 CIC-Punkten.
Apollo lachte auf meine Frage nach dem heutigen Bestand im Retezat. „Sie werden mir nicht glauben“ sagte er, „aber beim heutigen Bestand von 700 Gams und einem Jahresabschuss von nur zehn Stück sterben die meisten Gams immer noch an Altersschwäche.“
Die Trophäenqualität des Gamswildes ist im Retezat hervorragend. „Böcke zwischen 105 und 115 CIC-Punkten kann ich jedem Gastjäger garantieren“, bekräftigte Apollo „zu 70 Prozent besteht die Chance, dass der Jäger einen Gamsbock in der Klasse 115 bis 120 CIC-Punkten erlegt.“
Das ist nicht alles, denn auch 130-Punkte-Böcke wurden schon bestätigt.
Für einen starken Gams muss der Jäger fit sein, muss gut im Gebirge laufen können. Von großem Vorteil ist, wenn man in der einfachen Coliba direkt auf der Hochebene ein paar Tage übernachten kann. Dadurch erspart sich der Jäger den täglichen mühsamen Aufstieg in die Gipfelregion.
Hier im Retezat ist im eigentlichen Gamsgebiet auf einer Höhe von 2 000 bis 2 500 Meter ein Plateau zu finden, das größte in ganz Rumänien. Nur steil ist diese Region nicht.
Um einen Vergleich und eine Orientierung zu haben, wie stark Böcke in unterschiedlichen Kategorien sind, führen wir die Maße von einem 108- und 124 CIC-Punkte-Bock aus dem Retezat an.
Gamsbock 108 CIC-Punkte: Schlauchlängen links/rechts 25,3/25,7 cm, Höhe der Krucke 17,4 cm, Umfang des stärkeren Schlauchs 9,5 cm, Auslage 10,7 cm, Alter 11 Jahre.
Gamsbock 124 CIC-Punkte: Schlauchlängen 28/28,5 cm, Höhe der Krucke 19,7 cm, Umfang des stärkeren Schlauchs 10 cm, Auslage 17,5 cm, Alter 15 Jahre.
Auch Geißen können außerordentlich stark und alt sein: Eine erlegte „Urgeiß“ war 22 Jahre alt.
Im Schnitt sind Geißtrophäen 95 CIC-Punkte stark, stärkere um 105, kapitale können auch 110 CIC-Punkte bringen (maximal bis etwa 120 Punkte).
Die Brunft fällt in die Zeit zwischen den 20. Oktober bis etwa 10. November, jedoch kann dann wegen des meist schlechten Wetters und der in der Regel hohen Schneelage nicht gejagt werden. Die beste Jagdzeit ist deshalb eher Anfang Oktober und erstreckt sich bis Ende des Monats.
Braunbär
Neben dem weltstärksten Gams ist Rumänien auch für seine Braunbären bekannt. Kein anderes Land in Europa hat einen so hohen Bärenbestand, und nirgends sonst in Europa sind Bären so stark wie in den rumänischen Karpaten.
Jedes Jahr kommen hier etliche Braune mit über 500 CIC-Punkten (9 Fuß!) zur Strecke, im letzten Frühjahr wurde sogar ein Braunbär mit knappen 600 CIC-Punkten gestreckt (siehe Kasten links).
Seit dem 1. Juni 1997 dürfen Braunbären aus Rumänien in die EU-Staaten eingeführt werden, weshalb die Bärenjagd auch für deutschsprachige Jäger wieder an Attraktivität gewonnen hat.
Der Braunbär kann entweder im Frühjahr am Luderplatz oder im Herbst auf der Drückjagd bejagt werden. Eine herbstliche Drückjagd (die Jagdkosten belaufen sich auf 2200 Mark pro Jäger, Abschüsse nach Preisliste) auf Sauen und Bären ist eine Spezialität der rumänischen Karpaten und ihrer Vorberge.
Anfang Oktober sammeln sich Bären in den Regionen mit Obstbäumen, Buchen und Eichen aus einem Umkreis von bis zu 200 Kilometer, wo dann großangelegte Drückjagden mit vielen Treibern und Hunden veranstaltet werden.
In der Regel bekommt jeder Schütze (in den Gruppen von 6-8 Jägern) einen Braunen. Die Trophäenstärke der Herbstbären liegt bei 250-350 CIC-Punkten, ist also nicht so herausragend wie auf Frühjahrsjagden.
Die Faustregel dabei lautet: Wo die Bärenkonzentration groß ist, sind die Bären kleiner. Der Jäger kann auf der Drückjagd seinen Bären entweder pauschal (12 400 Mark pro Bär ohne Trophäenlimit) oder nach Preisliste abrechnen lassen.
Wer einmal einen wirklich starken europäischen Braunbären erlegen will, kann das mit Garantie im Frühjahr am Luderplatz machen.
In der zweiten Aprilhälfte wird nur Trophäenjagd durchgeführt, Bären unter 300 CIC-Punkten (Abschusskosten 7 500 Mark) werden also nicht freigegeben.
Vielleicht die beste Auerhahnjagd in ganz Rumänien ist im Forstamt Alba Iulia zu finden, wo auch die Kombination mit Bären möglich ist. Eine weitere Empfehlung ist das Forstamt Paltinis der Forstverwaltung Sibiu, mit ausgezeichneter Auerhahnjagd und Bären um 300 bis 400 CIC-Punkten.
Aufteilung der Jagdfläche
Die besten Reviere für alle Wildarten (etwa 30 Prozent der Jagdfläche) besitzt nach wie vor die staatliche rumänische Forstverwaltung.
Einen weit größeren Anteil an Jagdfläche hat der offizielle rumänische Jagdverband, nur sind seine Reviere stark von Wilderei betroffen.
Nach Auskunft eines großen Rumänien-Jagdvermittlers versuchen auch private Jagdgesellschaften, Reviere zu pachten.
Der Jagdverband will aber auf sein Monopol auf diesem Gebiet nicht verzichten und bekämpft erbittert die privaten Jagdgesellschaften. Alle Pachtverträge waren deshalb im Frühjahr dieses Jahres annulliert.
Das Fazit unseres letzten Berichtes über Rumänien war sehr skeptisch. Heute hat sich die Situation offensichtlich gebietsweise deutlich verbessert.