Tansania: Neue Präsidentin denkt über Verkleinerung der Nationalparks nach

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Tansanias autoritär regierender Präsident Magufuli, ein Coronaleugner, ist vor einem Monat mit oder durch Corona gestorben.

Seine Nachfolgerin, die bisherige Vizepräsidentin Samia Hassan aus Sansibar, erweckte in ersten Reden den Eindruck, als wolle sie Daumenschrauben für die Presse etwas lockern und wieder mehr Rechtsstaatlichkeit zulassen. Gleich erschien in der Tageszeitung „Citizen“ ein Artikel, der den Megastaudamm im Selous Wildreservat und Nyerere Nationalpark, das Lieblingsprojekt des verstorbenen Präsidenten, der Lächerlichkeit preisgibt.

Als „whistle blower“ enthüllt der Journalist, dass die chronisch bankrotte staatliche Energiegesellschaft den Damm ohne Wirtschaftlichkeitsberechnung und Feasibility Studie bauen lässt. Quelle ist ein Bericht des staatlichen Rechnungshofs. Stattdessen hat man das Projekt, das offiziell zwar nur um die drei Milliarden Euro, nach Schätzungen aber eher das Dreifache kosten wird, auf Grundlage von Feasibility Studien der norwegischen Norconsult aus den Jahren 1970 und 1972 geplant. Damals hatte Norwegen prüfen lassen, ob sich am Rufiji Fluss im Selous Wildreservat ein Staudamm zur Elektrizitätsversorgung Tansanias lohnen würde. Man war damals zu einem negativen Ergebnis gekommen.

Die selbe Stelle heute (Quelle: Archiv Baldus)
Die Stromschnellen am Rufiji vor Beginn des Staudammbaus (Quelle: Rob Ross/Archiv Baldus)

Unter Magufuli waren kritische Worte zum Dammbau mit Gefängnis bedroht. Der ohne Umweltverträglichkeitsprüfung von ägyptischen und chinesischen Firmen hochgezogene Staudamm wird nach seriösen Quellen die Welterbestätte Selous unumkehrbar schädigen. Seit Jahren verhindert Tansania eine Inaugenscheinnahme des Projekts durch die UNESCO. Nach der Satzung müsste sie dem Wildreservat den Weltnaturerbe-Status entziehen.

Besondere Sorge bereitet Naturschützern aber die Aussage der neuen Präsidentin, dass sie prüfen lässt, ob man die Bodenschätze in den Nationalparks des Landes ausbeuten kann. „Wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, die Größe der Nationalparks zu verringern angesichts des Nutzens, die Bodenschätze dort auszubeuten“, sagte Samia in einer Rede am 6. April laut „Citizen“. Bereits ihr Vorgänger hatte zahlreiche Naturschutzgebiete und Jagdreservate für die Besiedlung frei gegeben. Im Lande ist China wirtschaftlich hochaktiv und steht in den Startlöchern, zusätzliche Mineralien auszubeuten.

rdb

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