Buschgespenster und Eunuchen

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Schwarzbär
 

5/2012

Auf Schwarzbär, Kojote und Lachs in uriger Wildnis. Jägerherz, was willst du mehr?

Von Joachim Eilts

 

Anfang Juni. Früher Nachmittag. Fröstelnd bei lediglich 5 Grad stehen mein Guide Trevor Pilgrim und ich im Osten Kanadas mitten in der eindrucksvollen Wildnis Neufundlands. Pirschend wollen wir versuchen, einen Schwarzbären zu erlegen.
 
Der Himmel ist grau und wolkenverhangen. Über den geheimnisumwobenen Mooren und Seen der urtümlichen Landschaft steht nach tagelangem Regen der Nebel. Erst als es zu nieseln beginnt und etwas Wind aufkommt, verzieht sich die Brühe.
 
Wundervoll ruhig ist es hier, abseits vom Lärm der Welt. Lediglich das Krächzen eines Kolkrabens und leises Raunen in den Wipfeln der Nadelbäume durchbrechen die Stille.
 
Noch präsentiert sich der Himmel über uns düster und grau. Es pieselt ohne Unterlass. Irgendwann aber reißt die Wolkendecke auf. Zaghaft bahnen sich erste Sonnenstrahlen den Weg zur Erde. An den Zweigen der Bäume und Büsche hängen unzählige Regentropfen. Im gleißenden Licht schillern sie wie Brillanten.
 
Kratzgeräusche! Ganz in der Nähe! Und schon sehen wir, wer sie verursacht. Nein, kein Bär. Höchstens 5 Meter entfernt zerbeißt ein Grey Squirrel, ein Grauhörnchen, inmitten der Tanne einen Zapfen. Rotzfrech äugt es zu uns herüber, um sich unmittelbar darauf laut keckernd zu verdünnisieren.
 
 

Whiskey Jack

 

Coyote
Selbst auf weite Entfernugen sind Kojoten mit der Spezialbüchse Coyote Rifle Winchester .223 eine sichere Beute.
Als ginge ihn das alles nicht das Geringste an, baumt ein Whiskey Jack 2 Meter von uns entfernt auf dem untersten Ast einer Birke auf. Mit ständig hin und her wackelndem Kopf schaut er sich die beiden Eindringlinge an. „Was seid ihr denn für komische Vögel?“
 
Der gut amselgroße Piepmatz mit Namen Gray Jay ist, wie alle seine Artgenossen, ausgesprochen zutraulich und frisst Trevor schließlich sogar aus der ausgestreckten Hand. Faszinierend.
 
Den Spitznamen Whiskey Jack erhielten die Vögel, weil einige von ihnen eines Abends mit einem skurrilen Trapper in Whiskey getränktes Brot fraßen und bereits nach kurzer Zeit stockbesoffen hysterisch „Jack, jack, jack, jack, jack“ kreischend auf dem Waldboden durch die Gegend torkelten.
 
Langsam und bedächtig pirschen wir weiter. Trevors Jagdinstinkt ist beeindruckend. Mit traumwandlerischer Sicherheit erkennt er Spuren und Fährten. „Hier ging eine Elchkuh mit Kalb, da ein starker Bär, wohl männlich.“
 
Nur Minuten später zeigt er mir, wo 2 Kojoten über einen Bachlauf wechselten. Wild macht er aus, lange bevor ich auch nur ansatzweise etwas registriert habe. Seinen Adleraugen entgeht nichts. Er weiß instinktiv, wo er hintreten muss, damit kein Stein knirscht und kein Ästchen bricht. Er bewegt sich wie ein Raubtier.
 
Verdammt. Wieder platzt über uns eine Wolke. Wir verdrücken uns ein paar Meter in den Wald. Lautstark, einer wilden Sinfonie gleich, rauscht der Regen von den Zweigen und Stämmen der Bäume auf den Waldboden, und der darauf folgende Hagel erzeugt regelrechte Urweltklänge. Weil wir uns entsprechend angezogen haben, kommen wir relativ ungeschoren davon.
 
 
 

Bärenpirsch

 

Bär
Nicht nur auf der Pirsch, auch am Balt dürfen Schwarzbären erlegt werden.
Schon hat uns das nahende Gewitter voll im Griff. Unaufhörlich zucken Blitze, gefolgt von höllisch klingendem Donner. Ein grandioses Schauspiel. Angst haben wir nicht. „Wenn du dran bist“, sagt Trevor, „bist du dran.“ „Genau so ist es“, antworte ich. „Und wenn du ins falsche Flugzeug steigst, kannste auch nichts machen.“
 
Dem Himmel sei Dank. Genau so schnell wie das Unwetter nahte, verzieht es sich wieder. Sonnenschein erhellt die Gemüter. Weiter geht´s. Ha! Direkt neben einem großen Haufen Schwarzbärlosung liegt die Abwurfschaufel eines etwa 4-jährigen Elches. Schon verschwindet sie in meinem Rucksack.
 
Woher kommt der Wind? Trevor zieht die Seifenblasen-Dose aus der Tasche, schüttelt sie und pustet. Die bunten Luftkugeln lassen sich sehr weit verfolgen. Aber Achtung! In unmittelbarer Nähe des Waldrands kommt es zu Verwirbelungen. Obwohl uns der Wind ins Gesicht bläst, prallt er an der Wipfelregion ab und schlägt eine andere Richtung ein.
 
Noch mal pusten. Dasselbe Spiel. „Kein Problem“, flüstert Trevor. „Wir pirschen halbrechts in Richtung des kleinen Sees da vorne.“ Als wir am Ufer des Gewässers ankommen, wabbelt es unter unseren Schuhen. Mir ist, als würde ich über ein Wasserbett gehen.
 
Und schon haben wir Glück, bekommen etwa 400 Meter entfernt an einem Streifen aus totem, verbranntem Holz 4 Waldkaribu-Bullen sowie 2 Elche in Anblick. Die Karibus mit ihren imposanten Bastgeweihen haben es eilig, im Wald zu verschwinden, aber der Elchbulle und seine Gattin ziehen uns noch über 10 Minuten in ihren Bann.
 
Pause. Wir setzen uns auf den Stamm einer vom Sturm gefällten Birke. Ich versuche, die Zeit anzuhalten. Wie schön es hier ist. Lindgrüne Nadelbäume, verkrüppelte Kiefern, feuchtes Moos, wilde, blühende Blumen, urige, graue Felsen, wohin ich auch schaue. Über uns zieht laut kakelnd ein Flug Kanadagänse, und auf dem See machen mehrere Singschwäne ihrem Namen alle Ehre.
 
Trevor kramt 2 Becher aus seinem Rucksack und füllt sie mit duftendem Kaffee aus der Thermoskanne. „Wurst oder Käse?“, fragt er und hält mir die von Shanna, Trevors Partnerin, liebevoll geschmierten Brote unter die Nase. „Nur Wurst!“, antworte ich. „Käse ist schlechte Milch!“ Trevor grinst. „Was für ein Glück. Ich dachte schon, du würdest mir die schönen Käsebrote wegschnappen.“
 
 

„Down Akki“

 

Bär
Verschmolzen mit der Landschaft… Nur nicht bewegen, denn Kojoten sind hellwach im Kopf.
Hallo? Wer oder was heult denn da? Gar nicht weit entfernt, aber unsichtbar, ertönt mehrmals nacheinander inbrünstig die helle, heisere Stimme eines Kojoten. Es läuft mir kalt den Rücken herunter. Auf den Armen bildet sich Gänsehaut. Wenn er sich sehen lässt, werde ich ihn schießen. Aber den Gefallen tut er mir nicht.
 
Als der Blick auf den idyllisch mäandernden Fluss vor uns fällt, schnüre ich mein zugegebenermaßen kleines Bündel an Sorgen und werfe es sinnbildlich ins Wasser. Möge es die Strömung zum Atlantik tragen und in endlose Tiefen versenken.
 
Was ist denn jetzt los? Urplötzlich geht Trevor in die Knie und reißt das Fernglas an die Augen. „Down Akki“, flüstert er. „2 Blackies. One is a monster!“ Ich bin wie elektrisiert. Endlich sehe auch ich die „wandernden Baumstümpfe“ etwa 300 Meter entfernt vor einem kleinen Wäldchen. Nein, das sind keine Stubben, es sind Schwarzbären. Der größere der beiden Petze, da ist sich Trevor sicher, wiegt etwa 400 Pfund.
 
Mein doppeltes Glas bestätigt es: Tief hängender Bauch, o-beinig, mit weit ausladenden Keulen. Das breite Haupt des Giganten geht direkt in den massigen Körper über. Kraftvoll die rollenden Bewegungen. Von links nach rechts schaukelnd, immer wieder verhoffend und Wind holend, ziehen die beiden direkt auf uns zu. Ich mag´s kaum glauben. Trevor sieht, wie ich vom Jagdfieber geschüttelt werde und beruhigt mich: „Der Wind steht gut. Wir dürfen nur kein unnötiges Geräusch machen.“
 
So wie es aussieht, bleibt uns das Anpirschen im unübersichtlichen Gelände erspart. Immer näher kommen die Petze. Plötzlich ist einer der beiden in halbhohem Dickicht verschwunden. Es ist der kleinere. Der große, „Big Boss“, trottet unbeirrt weiter in unsere Richtung. Imponierend seine Schulterhöhe. Ein Hauptbär. Mir wird ganz anders. Als er höchstens noch 80 Meter entfernt ist, kommt uns auch der kleinere der beiden wieder in Anblick. Etwas schneller als zuvor zieht er seinem Kumpel hinterher.
 
Längst habe ich die Büchse in Position gebracht und bin plötzlich ganz ruhig. Es ist nicht zu fassen: 40 Meter vor mir verhofft der Dicke, stellt sich breit und äugt zurück zu seinem Gefährten. „Wo bleibst du denn?“ Er scheint erregt, fast wütend zu sein, klappert mit den Zähnen, schnauft wie ein alter Mann.
 
Ich fackle nicht lange. Eine solche Chance bekomme ich so schnell nicht wieder. Als das Absehen des Zielfernrohrs auf der Schulter des Bären ruht, bricht der Schuss. Unmittelbar nachdem das 11,7 Gramm schwere Core-Lokt-Geschoss der von Trevor geliehenen Remington im Kaliber .300 Ultra Magnum mit einem gewaltigen Knall den Lauf verlassen hat, sackt der Bär in sich zusammen, rappelt sich jedoch bereits Sekunden später wieder auf, beißt sich mehrmals panisch in die Schulter und kippt abermals um.
 
Nur kurz sehen wir, wie er den massigen Schädel ein letztes Mal hebt. Anschließend fällt er schließlich zur Seite. Nach 2 urweltlich klingenden Todesschreien ist es endgültig vorbei. Er liegt! Aber wo ist der 2. Bär? Keine Ahnung. Egal.
 
Fast eine viertel Stunde bleiben wir mit schussbereitem Gewehr, wo wir sind. Denn Trevor hat bereits mehrmals erlebt, dass ein vermeintlich verendeter Bär völlig unvermittelt wieder hoch wurde. Heute allerdings rührt sich nichts mehr.
 
Als wir schließlich – zugegebenermaßen ergriffen – vor der Beute stehen, sind wir begeistert. Mein Bär ist etwa 15 Jahre alt und wiegt, wie wir später feststellen, 430 Pfund. Wunderschön ist seine tiefschwarz glänzende Decke. Welch ein Riese. Welch ein Petz.
 
 

Eunuchen

 

Pfeife
Mit der Hasenklage auf Kojoten. Eine Kunst, die Trevor meisterhaft beherrscht.
Erst jetzt spüre ich, dass sich mir irgendwo bei der Pirsch ein dicker Holzsplitter ins Fleisch am linken Oberschenkel gebohrt hat. Tapfer lächelnd ziehe ich ihn heraus und kümmere mich nicht um das Blut, dass mir in die Schuhe läuft. Was soll´s? Ich bin einfach nur sehr, sehr glücklich, diesen Bären erlegt zu haben. Ein phantastisches Erlebnis!
 
Am nächsten Tag helfe ich Trevor, den mit dem Four Wheeler geborgenen Bären abzubalgen, den Schädel abzukochen und das Wildbret zu zerwirken. Ganz schön anstrengend. Mehrmals nehme ich den Hut vom dampfenden Schädel und lasse den erfrischenden Wind durch die bereits seit Jahren ergrauten Haare fahren. Trevor will beide Keulen des Bären räuchern lassen. Auch das Fleisch der Blätter und des Rückens wird verwertet. Es ist gebraten eine Delikatesse.
 
Am folgenden Nachmittag geht´s bei nun gutem Wetter auf Kojoten. Bestens gelaunt, ob des großartigen Jagderfolgs bei der Bärenjagd, fahren Trevor und ich ins offene Gelände und versuchen an mehreren Hotspots gut getarnt von der Erde aus mit der Hasenklage, die ich ihm aus Deutschland mitgebracht habe, unser Glück.
 
„Von der Leiter oder Kanzel aus zu rufen, ist sinnlos. Selbst der dümmste Kojote weiß, dass Hasen nicht auf Bäume klettern“, sagt Trevor. Die Töne, die er herauszaubert, klingen echt. 6 Mal lässt mich der sterbende Rammler erschauern. Erst dann macht Trevor eine 5-minütige Pause. Schon folgen die nächsten Strophen.
 
Ja Wahnsinn! Völlig unvermittelt entdecke ich in einer Entfernung von etwa 220 Metern einen dunkelgrauen Kojoten. Neugierig schiebt er sich aus dichtem Gebüsch. Umheräugend und windend sieht er aus wie ein Schäferhund.
 
„Nicht bewegen“, flüstert Trevor. 10 Sekunden später ist der „kleine Wolf im Stimmbruch“, wie er ihn nennt, weil Kojoten eine so helle Eunuchen-Stimme haben, im Dickicht verschwunden. Ich nutze die Situation, fixiere das Gewehr lautlos auf einem mit Moos bewachsenem Findling und entsichere. Heute führe ich Trevors Coyote Rifle, Winchester .223, Model 70, WSSM (Winchester Super Short Magnum), 3,56 Gramm. „Mit dieser Büchse schieße ich problemlos Kojoten in Entfernungen bis 400 Meter“, erzählt er. Ob sich der „Eunuche“ noch einmal blicken lässt?
 
Ja! Ehe wir uns versehen, tippelt er auf eine Freifläche. Als der Räuber in einer Entfernung von knapp 200 Metern halb spitz stehend verhofft, versuche ich, ihn ins Absehen zu bekommen. Verdammt. Der Schirm meiner Tarnkappe ist zu weit nach unten gerutscht, schiebt sich vors Zielfernrohr. Ich hebe die Mütze an … und schon sehe ich, wie der Kojote hochflüchtig abgeht. So ein Pech! Nein, Blödheit!
 
Trevor hatte mich gewarnt: „Bei der Kojotenjagd musst du schnell sein. Genau wie bei der Jagd auf Wölfe. Eine falsche Bewegung, und die Chance ist vertan. Kojoten sind hellwach im Kopf.“ Gern hätte ich die Schirmmütze während der Jagd nach hinten gedreht, aber das geht nicht, weil sich davor, wegen der nötigen Tarnung, ein Moskito-Netz befindet.
 
Sicher bin ich ein wenig enttäuscht, aber mein „Schmerz“ hält sich in engen Grenzen, denn ich bin zum 3. Mal hier, und während meines 2. Törns vor 2 Jahren habe ich einen gewaltigen 60 Pfund schweren Kojoten erlegt. Zwar gelingt es Trevor an diesem Tag, noch einen Silber- und einen Rotfuchs zu betören, aber diese beiden Spezies sind für jagende Gäste tabu, dürfen nur von einheimischen Trappern erlegt oder gefangen werden.
 
 

2. Versuch

 

Kojote
Diesen 60 Pfund schweren Kojoten erlegte Akki im Juni 2010.
Am Tag darauf werde ich von Shawn, einem Guide, begleitet. Auch er schafft es, mir auf einem langen Weg am Waldrand einen pechschwarzen Kojoten vor die Büchse zu zaubern. Bei heftigem Nieselregen beträgt die Entfernung zunächst gut 200 Meter, aber der Räuber kommt näher und näher. Es darf nicht wahr sein: Weil die Linsen des Zielfernrohrs beschlagen sind, bekomme ich ihn nur schemenhaft ins Glas. Schließlich ist er höchstens noch 80 Meter entfernt, und zieht, ohne, dass er mich mitbekommen hat, urplötzlich rechts durch einen flachen Graben in den Wald. Damit ist auch die 2. Chance dahin. Es soll wohl nicht sein.
 
An einer anderen Stelle steht uns nach intensivem Locken zu guter Letzt sogar noch ein junger Schwarzbär zu. Erst als er zu aufdringlich wird, erheben wir uns, und er verdrückt sich sofort.
 
Nach dem Abendbrot, es gibt fangfrische Hummer (Lobster) satt, ein kulinarisches Highlight in meinem Leben, offenbart mir Trevor: „Morgen versuchen wir, deinen 2. Bären zu bekommen.“
 
Einen 2. Bären? Ja. Wer auf Neufundland eine Schwarbärenjagd bucht, bekommt von der Regierung eine 2. Lizenz geschenkt sowie die Erlaubnis, eine unbeschränkte Zahl an Kojoten zu erlegen! Eine großzügige, sinnvolle Maßnahme, denn der Waldkaribu-Bestand ging aufgrund der viel zu hohen Schwarzbären-, Kojoten- und Luchspopulation in den vergangenen Jahren drastisch zurück. Etwa 80 Prozent des Kälbernachwuchses fallen jedes Frühjahr dem Raubwild zum Opfer.
 
Gern kommt Trevor meinem Wunsch nach, den 2. Bären mit Pfeil und Bogen erlegen zu dürfen. Mehrmals in den Tagen zuvor lieh er mir seine High-Tech-Ausrüstung und machte mich mit der Kunst des Bogenschießens, des Bow Huntings, vertraut. Und weil meine Treffgenauigkeit von Stunde zu Stunde besser wurde, hat er schließlich absolut keine Bedenken mehr, mich auf die in den Vereinigten Staaten und Kanada traditionelle Art jagen zu lassen. Er weiß, dass ich nur schießen werde, wenn ich mir meiner Sache absolut sicher bin. Ich bekam auch diesen Bären, doch davon ein anderes Mal mehr…
 
 

Mit der Fliege

 

Lachs
Trevor mit einem frisch aufgestiegenen Atlantischen Lachs, der sich erst nach längerem Drill geschlagen gab.
Insgesamt bekomme ich während der 9 Tage in der Wildnis Neufundlands sowie von der Straße aus 13 Schwarzbären, 9 Elche, 16 Karibus, 5 Kojoten, 4 Silber-, 3 Rotfüchse sowie mehrere Raufußhühner in Anblick. Einen Luchs habe ich leider nicht gesehen.
 
Weil ich bis zum Abflug zurück nach Deutschland noch jede Menge Zeit habe, nimmt mich Trevor mit zum Beaver Brook, wo wir mit der Fliegenrute Atlantischen Lachsen nachstellen.
 
Seit 40 Jahren fischt er in diesem Gewässer mit unverminderter Begeisterung. Sein größter Fisch wog gut 18 Pfund. Sofort springt seine immense Passion auf mich über, und mit glühenden Wangen überliste ich an nur einem Nachmittag 5 prächtige Fische. Trevor, der beste Fliegenfischer, den ich kenne, bringt es spielend auf die doppelte Menge.
 

 

Mayflower
Die Mayflower Lodge inmitten der Wildnis bietet Weidmännern optimalen Komfort.
Am erfolgreichsten sind wir in der Nähe des weltweit einmaligen Underground Salmon Pools. Underground? Ja. Innerhalb von Zehntausenden von Jahren hat sich das Wasser des Beaver Brook durch die Limestones (Kalksteine) hindurch eine unterirdische Höhle gegraben und lässt sich 800 Meter weiter wieder an der Oberfläche blicken. Auf dem Weg zu den Laichplätzen passieren Lachse den Tunnel.
 
Am Ende des Angeltages entnehmen Trevor und ich, den Regularien entsprechend, jeweils einen Lachs. Shanna bereitet ihn gegen Abend derart lecker zu, dass ich sie bitte, mir das Rezept für meine Frau mitzugeben. Richtig schön ist´s in Neufundland.
 
Während des Rückflugs über den Atlantik nach Hause lasse ich die eindrucksvolle Jagdreise Revue passieren und muss dabei mehrmals unbewusst lächeln. Das allerdings scheint die junge, hinreißend schöne Stewardess misszuverstehen. Dennoch freue ich mich, dass sie sich jedes Mal, wenn sie an mir vorbeikommt, sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Woher soll sie auch wissen, dass ich gerade an schwarze Bären und Wölfe im Stimmbruch denke…
 
 

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