Exotisches Afrika: Jagd und Wild in Äthiopien

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Warum in Äthiopien jagen? Dieses Land der grandiosen Landschaften sieht heute noch aus wie das Afrika der alten Tage. Der Jäger findet hier einmalige Jagdmöglichkeiten auf Wildarten wie Bergnyala, Menelik-Buschbock, Soemmering-Gazelle, Gerenuk und Riesenwaldschwein.

Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Ich kann mich nun zu den wenigen Jägern zählen, die ein Bergnyala erbeuten konnten.

Von Werner Jaeger
Mit seinen bezaubernden Menschen und Landschaften sowie faszinierenden Wildarten präsentiert sich Äthiopien nach wie vor als exotisches Land in Afrika. Trotzdem halte ich es für ein klassisches Jagdland, vergleichbar mit Tansania oder Simbabwe, nur ist es hier viel ursprünglicher und schöner. Ich habe zwei lange Jagdreisen in diesem Land unternommen, und jedes Mal habe ich mich gefühlt wie im Afrika der alten, guten Tage. Dieses Gefühl der Wildheit und Exotik vermittelt eine Safari in Äthiopien, und gerade das ist es, was ich so liebe.

Trotzdem ist Äthiopien „klassisch“ in einem anderen Sinne als Tansania, Simbabwe, Südafrika oder Namibia, wo seit Jahrzehnten fast eine Art „Massen-Jagdtourismus“ existiert. In Äthiopien gibt es so etwas nicht. Hier sind weniger Jagdfirmen und Outfits als in anderen klassischen Jagdländern vorhanden. Auch die Jagd selbst ist noch ursprünglicher und individueller.

Noch 1993 habe ich Menschen in den Dörfern des Omo-Gebiets getroffen, die nackt herumliefen wie zur Zeit der Kolonisation. Viele haben weiße Menschen von anderen Kontinenten noch nie gesehen und kamen verwundert, um diese zu bestaunen.

 

Wildarten

Mit seinen fast 90 Wildarten stellt Äthiopien ein wahres Jagdparadies dar. Die legendärste Wildart ist das Bergnyala, das nur in Äthiopien zu finden ist. Bisher haben nur etwa 150 Großwildjäger erfolgreich auf diese faszinierende Großantilope gejagt. Kein Wunder also, dass sie in den USA als „Africas Greatest Trophy“ gilt.

Neben dem Bergnyala sind auch Boran-Soemmering-Gazelle, Menelik-Buschbock, Abessinischer Buschbock und Cordeaux’s Dik-Dik nur in Äthiopen zu finden und zu bejagen. Andere Wildarten sind hier in exzellenter Trophäenqualität vorhanden wie etwa Beisa-Oryx, Sudan Soemmering-Gazelle, Kleiner Kudu, Gerenuk, Elefant (zur Zeit geschützt) und Riesenwaldschwein.

Außerden können in Äthiopien noch folgende Wildarten bejagt werden: Großer Kudu, Defassa-Wasserbock, Neumanns Kuhantilope, Tiang (Leierantilope), Oribi, Grant-Gazelle, Blauducker, Abessinischer Kronenducker, Buschschwein, Warzenschwein, Riesenwaldschwein, Schakal, Ginsterkatze, Karakal, Serval, Pavian, Büffel, Klippspringer, Gemeiner Buschbock, Ostabessinische Soemmering-Gazelle, Somali-Soemmering-Gazelle, Abessinischer Riedbock, Flusspferd, Grants Zebra, Strauß, Hyäne, Löwe oder Leopard. Einfach faszinierend ist die Artenvielfalt in diesem Land. Das Anludern der Großkatzen ist erlaubt.

Der Walia-Steinbock war schon immer geschützt, aber auch der Nubische Steinbock ist heute nicht zur Jagd freigegeben. Ich habe mich darüber mit meinen äthiopischen Outfittern unterhalten, die sagten, dass auch in der nahen Zukunft keine Lizenzen für den Nubischen Steinbock zu erwarten sind. Der Gesamtbestand sei zwar stabil, er erlaube aber immer noch nicht eine nachhaltige Bejagung.

In diesem riesigen Land finden wir neben hohen, stark zerklüfteten Bergregionen auch weite, ebene Savannen. Das Klima erinnert sehr an das Klima in Europa: mit Regen, Nebel, Schnee und Hagel. Nur ist es dort viel feuchter. Äthiopien ist im Schnitt 2.400 Meter hoch, dementsprechend herrschen dort gemäßigte bis kühle Temperaturen vor. Es gibt zwei Regenzeiten. Die eine mit eher kurzen Regenfällen geht von Ende Januar bis Anfang März und eine zweite, längere von Juni bis Mitte September.

Äthiopien ist nicht nur ein ungewöhnliches Jagdland, sondern auch in der Regel teurer als die Konkurrenz. Preislich vergleichbar ist es etwa mit Tansania. Der Jäger muss vor der Jagd seine Lizenzen in Adis Abeba bei der zuständigen Jagdbehörde kaufen. Nach der Safari wird keine weitere Abschussgebühr nach Jagderfolg erhoben. Wenn aber eine Wildart nicht erlegt werden konnte, wird die bezahlte Lizenzgebühr nicht mehr rückerstattet.

Für kleinere Wildarten zahlt der Jäger etwa 50 bis 400 US-Dollar für die Lizenz, für größere aber 1.500 bis 2.300. Eine Ausnahme bildet das Bergnyala, für dessen Lizenz man ganze 5.000 US-Dollar hinzublättern hat.

Je nach Veranstalter und Zahl der Jäger kostet ein Safari-Tag zwischen 650 und 1.100 US-Dollar. In der Regel werden 15tägige Safaris gebucht.

Heidekraut bedeckt die Hochebenen im Einstand des Bergnyalas.
Fotos von Werner Jaeger

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Späte Öffnung

Der Elefant ist heute in Äthiopien zur Jagd nicht freigegeben. Noch vor einigen Jahren war die äthiopische Jagdbehörde zu großzügig mit der Ausgabe der Lizenzen, was sich negativ auf Bestand und Altersstruktur ausgewirkt hat. Die Situation ist heute wesentlich besser, und ich bin mir sicher, dass bald auch Lizenzen für den starken äthiopischen Elefant zur Verfügung stehen werden.

Die ersten Großwildjäger, meistens Engländer, jagten im Hochland Äthiopiens in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg und den schweren Aufbauzeiten hat es dann noch Jahre gedauert, bis die Jagd für Gastjäger wieder gestattet war. Der Jäger musste damals seine Lizenzen vom Kaiser Haile Selassie persönlich verliehen bekommen, was nicht immer ganz einfach war.

In den späteren Tagen des Kaisers Haile Selassie gab es wahrscheinlich die besten Bergnyala-Jagden. Mit der Revolution von 1974 und dem Sturz des alternden Monarchen wurde auch die Jagd geschlossen. Dann war sie wieder für ein paar Jahre offen, bis das Mengistu-Regime fiel und die Jagd für ausländische Jäger wieder gesperrt wurde. In den 80er Jahren konnte man wieder in Äthiopien jagen, bis die Jagd 1993 für sechs Jahre geschlossen wurde. Überraschend wurde 1999 die Jagd wieder erlaubt. Viele Jäger hatten diesmal auch die Elefanten-Freigabe erwartet, was aber leider nicht geschah.

Um die Wiedereröffnung der Jagd in Äthiopien hat sich die größte Jagdorganisation „Safari Club International“ (SCI) große Verdienste erworben, und mit ihrer Unterstützung wurden sofort mehrere sehr erfolgreiche Arten- und Wildschutzprojekte initiiert.

Die Sicherheitssituation im Lande ist gut. Davon konnte ich mich selber überzeugen. Die Menschen sind überall den Touristen und Jägern gegenüber sehr freundlich, spezielle Polizeikontrollen gibt es weder in der Stadt noch auf dem Lande.

Äthiopien ist ein riesiges Land, viermal größer als Deutschland. In einem so großen Land gibt es natürlich viele gute Jagdgebiete wie Arba Gugu, Adami Tulu, Arushi, Awash, die Danakil-Wüste, Gibe, Ambo Jibat, Gojeb, Debre Libanos, Afar, Omo und andere. Allein für das Bergnyala stehen über zehn Jagdregionen zur Verfügung.

In den entlegenen Urwäldern Äthiopiens sind einige der stärksten Elefanten Afrikas geschossen worden. Ein amerikanischer Jäger hat 1988 im Regenwald des Gambella-Gebietes einen Elefantenbullen erlegt, dessen Stoßzähne 121 und 145 Pfund wogen.

In Äthiopien wird vornehmlich zu Fuß gejagt. Deshalb ist eine gute Kondition wichtig. Das gilt besonders für Gebirgsregionen, wo die Jagden auf das Bergnyala veranstaltet werden. Wenn aber in einem Gebiet längere Distanzen bewältigt werden müssen, benutzt man dafür Geländewagen oder Pferde.

In den Basiscamps sind gut ausgestattete Zelte vorhanden, manchmal werden aber auch kleine Pensionen in der Nähe der Jagdgebiete als Unterkunft genutzt. In jedem Fall sind Service und Jagdführung sehr professionell, und auch die Verpflegung ist gut.

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